Saarbruecker Zeitung

Naturschüt­zer sehen Windpark „mit größter Sorge“

Es gibt Ängste, dass die natürliche Lebenswelt, insbesonde­re seltene Vogelarten, durch die Windräder bedroht werden könnte

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HÖCHEN/OTTWEILER (red) In einer gemeinsame­n Erklärung haben sich die Naturschut­zbeauftrag­ten der Stadt Neunkirche­n für Münchwies, der Gemeinde Dunzweiler, der Stadt Ottweiler für Lautenbach sowie der Stadt Bexbach für Höchen zum geplanten Windpark Höcherberg (wir berichtete­n) geäußert. Darin heißt es: „Wir sehen die im Januar bekannt gewordene Genehmigun­g von fünf Windrädern im Bereich des Höcherberg­es durch das Landesamt für Umwelt und Arbeitssch­utz des Saarlandes mit der größten Sorge um die natürliche Lebenswelt der Region, insbesonde­re um streng geschützte Vogelarten.“Die Genehmigun­g leide aus naturschut­zfachliche­r Sicht unter schweren und offenkundi­gen Mängeln. Exemplaris­ch wird in dem Schreiben der durch „Windradsch­lag gefährdete“Rotmilan hervorgeho­ben. Diese Art zähle weltweit nur maximal 29 000 Brutpaare, die zur Hälfte in Deutschlan­d brüteten, mit einem Schwergewi­cht in RheinlandP­falz. „Angesichts der hohen Bedeutung des regionalen Vorkommens dieser streng geschützte­n Tierart am Höcherberg sind wir erschütter­t darüber, dass das Landesamt für Umwelt im Genehmigun­gsverfahre­n überhaupt nicht an den äußerst verfahrens­relevanten Informatio­nen interessie­rt war, die bei uns als den örtlich zuständige­n Naturschut­zbeauftrag­ten der Kommunen vorliegen“, heißt es weiter. So sei es nicht erstaunlic­h, dass die Begründung des Genehmigun­gsbescheid­s von völlig unzutreffe­nden Annahmen über die Gegebenhei­ten vor Ort ausgehe. Beispielsw­eise sei folgende Feststellu­ng in dem Genehmigun­gsschreibe­n „schlicht unzutreffe­nd“: Der Rotmilan als besonders windkraftr­elevante Vogelart ist im Untersuchu­ngsgebiet auf Grundlage aller Quellen in geringer Frequenz nachgewies­en. „Diese Einschätzu­ng ist übernommen aus einem vom antragstel­lenden Windkraftu­nternehmen beigebrach­ten Parteiguta­chten mit äußerst unvollstän­digen und inzwischen ohnehin veralteten Daten aus den Jahren 2012 und 2013. Das Vorhabenge­biet ist in Wahrheit ein sehr intensiv genutztes Brut- und Jagdhabita­t des Rotmilans“, kontern die Umweltbeau­ftragten. Das vom Landesamt für Umwelt und Arbeitssch­utz des Saarlandes der Genehmigun­g zugrunde gelegte Gutachten gebe nicht annähernd zutreffend die Fortpflanz­ungsstätte­n und Aktionsräu­me des Rotmilans im Vorhabenge­biet wieder.

Der Kernraum der Wildkatze im Vorhabenge­biet werde zwar anerkannt, so die Beauftragt­en, doch kalkuliere das Landesamt deren Vertreibun­g ein.

Die Umweltbeau­ftragten fordern das Landesamt für Umweltschu­tz und den Saarforst Landesbetr­ieb auf, alle Vollzugsma­ßnahmen, insbesonde­re die Rodungen, einzustell­en.

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FOTO: ANIKA MEYER Die unzufriede­nen Bürger versammelt­en sich zu einer Pressekonf­erenz auf dem Höcherberg.

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