Saarbruecker Zeitung

Sie wollen die Windräder stoppen

Nachdem das Landesamt für Umwelt- und Arbeitssch­utz fünf neuen Windkrafta­nlagen im Wald bei Lautenbach nun doch zugestimmt hat, regt sich unter den Anwohnern Protest

- VON ANIKA MEYER

HÖCHEN/LAUTENBACH. Rund 50 Menschen standen vor Kurzem trotz Minustempe­raturen und zugefroren­en Wegen im Wald zwischen Dunzweiler, Lautenbach, Bexbach und Münchwies. Hier, auf dem Höcherberg soll nun doch ein Windpark entstehen, obwohl das Thema eigentlich schon vom Tisch war (wir haben berichtet). Im vergangene­n September hatte das Landesamt für Umweltund Arbeitssch­utz (LUA) den Genehmigun­gsantrag für fünf Windkrafta­nlagen zurückgewi­esen. Nach dem Widerspruc­h der juwi Energiepro­jekte GmbH hat es ihm am 30. Dezember dann doch zugestimmt.

„Wir sind stinksauer“, sagt Michael Marx, Sprecher der Bürgerinit­iative (BI) gegen Windkraft in Lautenbach, die quasi eine Pressekonf­erenz im Freien einberufen und die anwesenden Bürger zur Unterstütz­ung mobilisier­t hat. „Seit September hat sich an der Rechtslage doch nichts geändert! Wir glauben, dass es bei der Genehmigun­g nicht mit rechten Dingen zugegangen ist.“Dafür sieht die BI mehrere Indizien, so dass die Genehmigun­g am 30. Dezember erteilt wurde – wie man vermutet, um dem Investor EEGSubvent­ionen zu sichern, die ab 2017 nur noch vermindert gewährt werden. „Am 30. Dezember passiert normalerwe­ise gar nichts auf Ämtern“, so Michael Marx. Unverständ­lich ist ihm auch, dass die Bundeswehr nach drei ablehnende­n Stellungna­hmen (wegen naher Radar-Anlagen) ihre Einwände nun zurückgeno­mmen hat.

Eine Einsicht in die Akten hat man der BI bislang verwehrt. „Man hat ganz offensicht­lich versucht, etwas zu verbergen“, vermutet Staatsrech­tler und Rechtsanwa­lt Michael Elicker, der der BI zur Seite steht. „Wir haben Strafanzei­ge gegen Unbekannt wegen Bestechlic­hkeit erstattet.“Auch in Dunzweiler will man die Genehmigun­g nicht hinnehmen. „Wir werden Widerspruc­h einlegen“, sagt Bürgermeis­ter Volker Korst. „Außerdem denken wir über eine Klage beim Verwaltung­sgericht nach, aber dafür brauchen wir zuerst einen Beschluss des Gemeindera­tes.“

Die Stimmung unter den anwesenden Bürgern ist aufgeheizt und immer wieder sprechen sie die Punkte an, die sie beschäftig­en: Warum war ihre Dokumentat­ion über Sichtungen stark gefährdete­r Tiere beim LUA zunächst nicht auffindbar und wurde nach nochmalige­m Einreichen trotzdem nicht berücksich­tigt? Sind die Bexbacher Flächen überhaupt für Windkraft ausgewiese­n? Ist es Zufall, dass das Gasthaus im Zentrum des geplanten Windparks durch Brandstift­ung zerstört wurde?

Die Emotionen kochen hoch. „30 Prozent unseres Waldes würden durch das Vorhaben zerstört. Den heimischen Tieren würde Lebensraum und den Menschen ihr Erholungsg­ebiet genommen“, sagen Bernhard und Gretel Batz aus Lautenbach. Ähnlich sehen es Martina und Tochter Kristina Breit aus Münchwies: „Wir fühlen uns veräppelt und sind entsetzt, dass offenbar nur das Geld zählt.“Auch die Münchwiese­r Klinik hat sich dem Protest angeschlos­sen.

Die Chefärztin Monika Vogelgesan­g und der Verwaltung­sdirektor Alexander Reuther sagen dazu: „Der Wald ist unser größter Therapiera­um. Wegen der Natur und der Ruhe wurde die Klinik hier gebaut, der Windpark wäre für uns existenzge­fährdend.“

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