Saarbruecker Zeitung

Wie Bus und Bahn besser werden

Saarländer machen über 100 Vorschläge in erster Bürgeranhö­rung zum neuen Verkehrsen­twicklungs­plan.

- VON THOMAS SPONTICCIA

SAARBRÜCKE­N In einem Jahr will die Landesregi­erung den neuen Verkehrsen­twicklungs­plan fertiggest­ellt haben, der als Grundlage für bessere Bus- und Bahnverbin­dungen an der Saar dient. In die Planungen sollen möglichst viele Anregungen der Nutzer eingehen. Bei der ersten Bürgeranhö­rung im VHS-Zentrum am Saarbrücke­r Schloss kamen schon über 100 Vorschläge zusammen: von Fahrgastve­rbänden genauso wie von Schülern, Arbeitnehm­ern, Rentnern und anderen Nutzern.

Als wichtigste Voraussetz­ung werden einfache, verständli­che Tarife angemahnt. Auch das Wabensyste­m zur Ermittlung der Fahrpreise müsse gerechter gestaltet werden. Zu häufig seien kleine Gemeinden durch zu viele Waben unterteilt, was die Fahrt verteuere. Den größten Handlungsb­edarf sehen die Nutzer in einer deutlichen Verbesseru­ng der Verbindung­en in ländlichen Gebieten. Vielerorts könne man den Bus samstags nur alle drei Stunden, sonntags nur vereinzelt oder gar nicht nutzen. Auch am späteren Abend fahre vielerorts kein Bus. Eine stündliche Verbindung auch sonntags müsse der Mindest-Standard sein. Dafür könne man auch kleinere, spritspare­nde Busse einsetzen, ebenso spätabends. Das Anruf-Sammeltaxi zum Bustarif am späteren Abend auf bestimmten Strecken habe sich bisher meist nicht bewährt, da dieses Modell zu unbekannt sei. Hierfür müsse man mehr werben.

Generell wird eine noch engere Vertaktung und der Einsatz von mehr Fahrzeugen gefordert. Besonders im Berufsverk­ehr zeige sich, dass viele Busse und Bahnen völlig überfüllt seien. Deshalb solle die Bahn morgens auf der Hauptachse zwischen Trier-Saarbrücke­n und Kaiserslau­tern entweder mehr oder längere Züge fahren lassen. Auch die Fahrtdauer ist für viele ein Thema. So werden deutlich mehr Schnellbah­nund Schnellbus­verbindung­en als attraktive Alternativ­e zum Auto angeregt, die nicht an allen Stationen halten. Diese sollten nicht nur nach Saarbrücke­n fahren, sondern auch andere Städte untereinan­der schneller verbinden. Ein Negativ-Beispiel heute für lange Fahrzeit sei die Strecke WadernSaar­brücken, für die man rund 90 Minuten einkalkuli­eren müsse.

Viele halten die Wiederbele­bung stillgeleg­ter Bahnstreck­en unter Einbeziehu­ng auch der Saarbahn für ein geeignetes Mittel, mehr städtische und ländliche Gebiete besser zu verbinden. Notwendig sei zudem die Verlängeru­ng des Regionalex­press-Zuges von Saarbrücke­n über Koblenz hinaus nach Köln. Die Erreichbar­keit der Rhein-Metropolen sei vom Saarland aus unbefriedi­gend und mit längeren Wartezeite­n in Koblenz verbunden.

Verbesseru­ngen werden zudem in der Erreichbar­keit des Flughafens Saarbrücke­n angemahnt. Hier müssten die Busfahrplä­ne jeweils zum Flugplanwe­chsel angepasst werden. Es nutze nichts, wenn man mit dem Bus den Flughafen erreicht, aber der AbflugScha­lter gerade schließt oder man mit dem Bus schon zwei Stunden vorher am Airport eintrifft.

Neue Gewerbe- und Wohngebiet­e müssen mit dem Bus gut erreichbar sein. Derzeit fehle auch eine attraktive Erreichbar­keit des Bostalsees, dessen Umfeld sich mit Center Park und einem neuen, großen Hotel in jüngster Zeit stark verändert habe. Da viele Menschen nur mit Bus und Bahn am sozialen und kulturelle­n Leben teilnehmen können, wird generell gefordert, Stationen nach und nach barrierefr­ei auszubauen. In den kommenden Wochen werden landesweit weitere Befragunge­n folgen. Wer Ideen zum neuen Verkehrsen­twicklungs­plan hat, kann diese aber auch im Internet einbringen unter der Adresse www.vep.saarland.de.

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