Saarbruecker Zeitung

Wellinger peilt nächsten Heimsieg an

Am Wochenende steht das erste Skifliegen der Saison an – auf der umgebauten Schanze in Oberstdorf.

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OBERSTDORF (sid) Für Andreas Wellinger wird es monströs. Wenn die deutsche WM-Hoffnung an diesem Wochenende den zweiten Heimsieg in Folge anpeilt, wartet eine echte Mutprobe auf den erst 21 Jahre alten Skispringe­r. Denn auf der für zwölf Millionen Euro umgebauten Heini-KlopferSch­anze in Oberstdorf steht das erste Skifliegen der Saison an. Erwartet werden Weiten von mehr als 230 Metern.

Selbst alte Hasen verspüren vor den ersten 200-Metern-Flügen des Winters stets eine Mischung aus Respekt und Angst. Wellinger gibt sich dennoch cool. „Wenn man gut in Form ist, ist es eigentlich egal, auf welcher Schanze man springt. Es ist das nächste Heimspiel für uns, und darauf freue ich mich extrem“, sagt der Bayer – und grinst gelassen.

Gut in Form ist Wellinger zweifellos. Am vergangene­n Sonntag feierte er in Willingen den zweiten Weltcup-Sieg seiner Karriere. Eine bessere Vorbereitu­ng auf den ersten „Monster-Bakken“, von denen es weltweit nur fünf gibt, ist kaum denkbar. „Willingen ist fast schon Skifliegen, so groß wie die Schanze ist. Insofern war das perfekt“, sagte er unter dem Eindruck seines Traumflugs auf 147,5 Meter im ersten Durchgang.

In Oberstdorf­er Stillachta­l muss Wellinger für einen weiteren Sieg aber in andere Dimensione­n vorstoßen. Sein Weitenreko­rd steht bei 218 Metern – für das Podest wird das kaum reichen. Als ausgesproc­hener Flugkünstl­er gilt der Abiturient aus Ruhpolding eigentlich nicht. Erst einmal in seiner Karriere segelte Wellinger bei einem Flug-Weltcup in die Top Zehn, im Januar 2014 wurde er am Kulm in Österreich Achter.

Allerdings durfte Wellinger auch fast ein Jahr lang nicht auf die riesigen Anlagen. Nach einem schweren Sturz im November 2014 ging Bundestrai­ner Werner Schuster lange Zeit auf Nummer sicher. Erst Anfang 2016 gab er seinem Schützling wieder grünes Licht. „Mein Flugsystem hat sich seither deutlich stabilisie­rt, die Anfälligke­it für Probleme ist klein“, sagt Wellinger heute.

Den Beweis kann er auf der im neuen Glanz erstrahlen­den Anlage in Oberstdorf abliefern, wo der Wettkampf als Generalpro­be für die Skiflug-WM 2018 dient. Von einer „Vor-WM“spricht daher der Veranstalt­er. Den letzten Weltcup auf der alten Heini-KlopferSch­anze hatte im Februar 2013 Richard Freitag gewonnen. Dennoch gelten die deutschen Starter im Fliegen nicht als Favoriten. Ändern soll das Roar Ljökelsöy, den Schuster vor der Saison in seinen Trainersta­b holte. Der Norweger war 2004 und 2006 Skiflug-Weltmeiste­r geworden – nun soll er seine Erfahrung an Wellinger und Co. weitergebe­n.

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FOTO: SKARZYNSKI/AFP Der deutsche Skispringe­r Andreas Wellinger freut sich schon auf das nächste Heimspiel.

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