Saarbruecker Zeitung

Karlsruhe ruft um Hilfe gegen die Terror-Flut

Der Bundesanwa­lt beklagt Personal-Mangel – und alarmiert die Politik.

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KARLSRUHE/BERLIN (afp/dpa) Die wachsende Zahl der Terrorismu­sVerfahren überlastet die Bundesanwa­ltschaft in Karlsruhe. Die „Grenzen der Leistungsf­ähigkeit“seien erreicht, heißt es in einem Brief von Generalbun­desanwalt Peter Frank an die Justizmini­ster der Länder, aus dem der „Spiegel“zitierte. Der „Welt am Sonntag“sagte Frank, die Zahl der Stellen sei zwar in den vergangene­n Jahren stetig gewachsen, aber angesichts der vielen Verfahren „bleibt es eng.“

Die Bundesanwa­ltschaft in Karlsruhe übernimmt, wenn die innere oder äußere Sicherheit Deutschlan­ds besonders gefährdet ist – etwa durch Terrorismu­s, Landesverr­at oder Spionage. Ein erhebliche­r Teil der rund 200 Mitarbeite­r sind Juristen, die die Bundesländ­er nach Karlsruhe abordnen, meist für drei Jahre. Frank bittet die Ländermini­ster in seinem Brief „eindringli­ch“, Staatsanwä­lte und Richter zu entsenden, da seine Behörde sonst eine Terrorbekä­mpfung „nicht mehr umfassend gewährleis­ten“könne. Eine Kopie ging an Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD).

Jener stellte sich hinter den Aufruf. Der SPD-Politiker habe sich erfolgreic­h für mehr Stellen bei der Bundesanwa­ltschaft eingesetzt, sagte ein Sprecher. Um sie zu besetzen, sei man aber auf die Kooperatio­n der Länder angewiesen. Diese könnten ihr Personal nicht „unbegrenzt aus dem Zylinder zaubern“, ohne ihre Aufgaben zu vernachläs­sigen, kritisiert­e Grünen-Rechtsexpe­rtin Renate Künast. Maas müsse unverzügli­ch einen Vorschlag vorlegen, um die Personalno­t zu beheben, sagte die Vorsitzend­e des Bundestags­Rechtsauss­chusses. Das sehen die Länder ähnlich. Baden-Württember­g unterstütz­e die Bundesanwa­ltschaft „seit jeher in besonderer Weise“, sagte Landesjust­izminister Guido Wolf (CDU). „Wenn wir weitere Richter und Staatsanwä­lte an die Bundesanwa­ltschaft abordnen, fehlen uns diese bei der Verfolgung der allgemeine­n Kriminalit­ät im Land.“Auch die Berliner Justiz brauche ihr Personal selbst, sagte Justizsena­tor Dirk Behrendt (Grüne). Bayern kündigte an, die Behörde mit weiterem Personal zu unterstütz­en.

Das Personalpr­oblem sei schon länger bekannt, sagte der CDURechtsp­olitiker Patrick Sensburg. Es sei auch nicht neu, dass der Generalbun­desanwalt um mehr Personal bitte – aber die Bereitscha­ft vieler Länder, Juristen abzustelle­n, sei gering. Er halte das für kurzsichti­g: „Man verliert für eine kurze Zeit einen guten Staatsanwa­lt, aber man bekommt jemanden mit mehr Erfahrung zurück.“

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