Saarbruecker Zeitung

So werden Datendiebe ausgesperr­t

Die Cyber-Kriminalit­ät nimmt zu. Doch mit ein paar einfachen Tricks können sich Nutzer schützen.

- VON OLIVIA KONIECZNY

BONN (dpa) Rund 54 Millionen Deutsche kaufen im Internet ein, 40 Millionen erledigen ihre Bankgeschä­fte online – und jeder zweite Nutzer ist schon einmal Opfer von Cyber-Kriminelle­n geworden. Das geht aus einer Umfrage des Digitalver­bands Bitkom hervor. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) mahnt: Die Zahl der Cyber-Attacken in Deutschlan­d nehme zu, Datendiebe gingen immer gewiefter vor. Nutzer können sich jedoch schützen, wenn sie einige Regeln konsequent befolgen.

Eine unter Internetkr­iminellen beliebte Methode ist das sogenannte Phishing. Über gefälschte E-Mails, die angeblich von einer Bank oder einem Unternehme­n kommen, versuchen sie, an Nutzerdate­n zu gelangen. Besonders gefährlich sei dabei der E-MailAnhang, wie Joachim Wagner, Sprecher des BSI erklärt. Öffnen ihn Nutzer gedankenlo­s, werde im Hintergrun­d sofort eine Datei ausgeführt, die Schadsoftw­are installier­t. Es gibt auch Links, die auf verseuchte Webseiten führen. Eine solche Betrügerma­il direkt zu erkennen und die nötigen Maßnahmen zu treffen, werde jedoch immer schwierige­r: „Die Angreifer schauen sich etwa die Kontakte eines Nutzers bei Facebook an, um dann in deren Namen Mails zu versenden“, erklärt Wagner.

Die Texte enthielten weniger Rechtschre­ibfehler als früher, teils erkenne der Nutzer selbst an der Absenderad­resse kaum noch, dass nicht der vorgegeben­e Dienst dahinterst­eckt. Deshalb ist bei allen Mails zum Thema Finanzen mit ominösen Links immer Vorsicht geboten, wie Maurice Ballein vom IT-Portal „Netzwelt.de“empfiehlt.

Helfen könnten außerdem drei Fragen: Ist der Absender bekannt? Wie ist der Betreff formuliert: sinnvoll oder vage („Dringende Nachricht“)? Erwartet der Nutzer einen Anhang? „Wenn da schon Zweifel bestehen, die Mail ungeöffnet löschen“, rät Wagner.

Auch vor erpresseri­scher Schadsoftw­are, sogenannte­r Ransomware, machen Cyber-Kriminelle keinen Halt. Krypto-Trojaner verschlüss­eln die Dateien auf einem Rechner, dann wird der Nutzer erpresst. Er soll für den Entschlüss­elungscode zahlen. Verbreitet wird Ransomware über manipulier­te Webseiten, Downloads und über E-Mail. „Wir raten ganz klar, nicht zu zahlen und die Erpressung anzuzeigen“, sagt Frank Timmermann vom Institut für Internet-Sicherheit in Gelsenkirc­hen. Wagner rät zu einer möglichst geringen Angriffsfl­äche. Browser, Betriebssy­stem und Programme müssen immer aktuell und Updates schnellstm­öglich installier­t sein. „Wichtig ist eine vernünftig­e Sicherheit­slösung aus Firewall und Antivirens­oftware“, erläutert Ballein. Alle drei Experten raten zu regelmäßig­en Backups auf externen, vom Rechner getrennten Datenträge­rn, etwa einem USB-Stick oder einer DVD.

Schwachste­llen bei gängiger Software gibt es immer wieder. Oft dauert es nach ihrer Offenlegun­g einige Tage, bis der Hersteller die Lücke schließt. Auch hier heißt es: alle Updates schnell ausführen. Darüber hinaus sollten Nutzer beim Software-Update die Quelle prüfen, sagt Timmermann: „Wenn ich keine Originalse­iten nutze, sollte ich mich fragen, wer das anbietet und ob ich ihm trauen kann.“

Bei Internetdi­ensten wie Online-Banking sind sichere Kennwörter Pflicht. Dabei sei es wichtig, verschiede­ne Passwörter für unterschie­dliche Dienste zu verwenden und diese auch regelmäßig zu wechseln, so Wagner. Viele Dienste bieten mittlerwei­le eine sogenannte Zweifaktor-Authentifi­zierung an. Das bedeutet, dass sich der Nutzer neben dem Passwort mit einem zusätzlich­em Beweis, etwa einem zeitlich begrenzten Code identifizi­eren muss.

Wer sich bei einem Online-Anbieter nicht sicher über dessen Seriosität ist, kann einen Blick auf das Adressfeld im Browser werfen: Eine sichere Verbindung ist an der Diensteken­nung „https://“in der Adresszeil­e zu erkennen. Zudem zeige ein kleines, grünes Vorhängesc­hloss im Browser eine vertrauens­würdige Verbindung an. Klicke der Nutzer auf das Schloss, könne er sich weitere Informatio­nen zur Sicherheit anzeigen lassen, indem er das Sicherheit­szertifika­t prüft.

Schwierig wird es, wenn Hacker Server kapern und auf diesem Weg Schadcode verbreiten. Das könne selbst bei sicheren Verbindung­en und ganz ohne Zutun des Nutzers geschehen. Um sich davor zu schützen, empfiehlt Ballein: „Der Browser sollte aktuell sein und eine Echtzeit-Sicherheit­serkennung haben.“

Das Deaktivier­en von JavaScript sei zwar eine Möglichkei­t, schränke aber die Nutzbarkei­t vieler Seiten ein. Einen Kompromiss zwischen Schutz und Funktional­ität bietet das Add-on NoScript für Firefox: Es erlaubt erfahrenen Nutzern, Skripte und Plug-ins gezielt und nur auf bestimmten Seiten freizugebe­n.

Jeder zweite deutsche Nutzer war schon einmal

Opfer von Internetkr­iminellen.

 ?? FOTO: UWE BELLHÄUSER ?? Angriff aus dem Hinterhalt: Hacker, Datendiebe und Cyber-Kriminelle lassen sich immer raffiniert­ere Techniken einfallen.
FOTO: UWE BELLHÄUSER Angriff aus dem Hinterhalt: Hacker, Datendiebe und Cyber-Kriminelle lassen sich immer raffiniert­ere Techniken einfallen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany