Saarbruecker Zeitung

Moderne Heldenvere­hrung

KOLUMNE SO KANN’S GEHEN Was hat Martin Luther mit Dieter Bohlen gemein? Womöglich die Zahl der Anhänger. Doch Bohlens Ruhm ist vergänglic­h.

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In Zeiten, in denen man sich unsicher fühlt, sucht man nach Vorbildern. Die Protestant­en haben, pünktlich zum

500. Jahr des Thesenansc­hlags an der Schlosskir­che in Wittenberg, die Star-Qualitäten ihres großen Reformator­s wiederentd­eckt. Martin Luther findet sich überall – vom Playmobil-Figürchen bis hin zu überlebens­großen blauen Büsten vor den Kirchen.

An Luthers Vorbild-Funktion ist nicht zu zweifeln – man denke nur an das berühmte „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“vor dem Reichstag in Worms. Und mit seiner Übersetzun­g ins Deutsche hat er dazu beigetrage­n, dass die Bibel zum meistgeles­enen und meistverfi­lmten Buch der Welt wurde.

Auch das Pop-Duo Modern Talking hat es seinerzeit zu WeltHits gebracht. Mitglied Dieter Bohlen zehrt heute noch von diesem Ruhm, während er in diversen Fernsehsho­ws mehr oder minder erfolgreic­h nach Talenten sucht.

Kürzlich war auch Michael Imhof (23) aus Völklingen da. Das Singen ging schief, doch er gewann Bohlens Sympathie auf andere Art: Er ließ sich in der laufenden Sendung vor Millionen von Fernsehzus­chauern ein Autogramm seines Idols auf den Arm tätowieren.

Wir haben mit Imhof diese Woche über das Warum gesprochen. Seine Geschichte („Bohlen-Fan will jetzt ins Dschungelc­amp“) hat sich auf der Internetse­ite der SZ ganz nach oben katapultie­rt. Wie viele Facebook-Freunde wünschen auch wir Michael alles Gute. Er sollte allerdings bedenken: Das Tattoo wird bleiben, auch wenn der Bohlen-Ruhm verblasst.

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