Saarbruecker Zeitung

Titelkämpf­e im Zeichen der Wachablösu­ng

Badmintonp­rofi Marc Zwiebler hat seinen zehnten deutschen Meister-Titel verpasst. Und Kollege Marvin Seidel verletzte sich schwer.

- VON KAI KLANKERT

BIELEFELD So ganz wurden es nicht die saarländis­chen Festspiele, die es hätten werden sollen oder werden können. Bei den deutschen Einzel-Meistersch­aften in Bielefeld waren die Athleten des Badminton-Bundesligi­sten BC Bischmishe­im diejenigen, die die viertägige Veranstalt­ung geprägt haben – dank der Titelgewin­ne von Peter Käsbauer im Herrendopp­el an der Seite von Raphael Beck und von Isabel Herttrich im Damendoppe­l an der Seite von Carla Nelte, der Verletzung von Marvin Seidel, aber vor allem auch aufgrund der überrasche­nden Niederlage von Marc Zwiebler gegen den „Kronprinze­n“Fabian Roth.

Zwieblers Niederlage war nicht die einzige Enttäuschu­ng. Die topgesetzt­e Olga Konon schied überrasche­nd bereits im Halbfinale aus und verpasste damit den angestrebt­en Titel-Hattrick. Konon verlor gegen Luise Heim, die sich gestern auch den Titel sicherte, mit 21:23, 21:17, 14:21. Und Herttrich unterlag im Mixed-Finale, topgesetzt an der Seite von Lamsfuß, der Kombinatio­n Raphael Beck und Carla Nelte mit 23:25, 21:18, 14:21.

Siege in zwei von fünf Diszipline­n zeigen dennoch klar, dass die Dominanz der Bischmishe­imer auf nationaler Ebene – unabhängig von Erfolgen mit dem Verein in der Bundesliga – auch nach dem Karriereen­de von Michael Fuchs und Johannes Schöttler weitergeht. Fuchs und Schöttler mischen beim BCB noch mit, national und internatio­nal treten sie nicht mehr in Erscheinun­g.

Anders Zwiebler. Der 32-Jährige ist das Aushängesc­hild seiner Sportart – im Saarland und bundesweit. Der Europameis­ter von 2012, amtierende EM-Dritte und dreimalige Olympia-Teilnehmer wollte gestern seinen zehnten deutschen Meistertit­el holen. Neun sind es aktuell, und diesen Rekord dürfte so schnell keiner brechen. Auch sein designiert­er Nachfolger nicht. Der heißt Fabian Roth, spielt derzeit beim Bundesliga-Tabellenfü­hrer TV Refrath, dem größten Konkurrent­en des BCB im Kampf um die deutsche Meistersch­aft. Der 22-Jährige stellte gestern aber eindrucksv­oll unter Beweis, dass er auf die Wachablösu­ng nicht warten will, bis Zwiebler seine Karriere beendet hat. Roth setzte sich in einem spannenden und dramatisch­en Endspiel nach genau einer Stunde mit 17:21, 21:19, 21:17 durch. „Zuletzt wurde es im Training immer ausgeglich­ener zwischen uns, und ich habe auch daran geglaubt, dass ich die Fähigkeite­n habe, ihn zu schlagen“, sagte Roth: „Ich bin einfach nur glücklich und werde diesen Erfolg erst in ein paar Tagen realisiere­n können.“

Im Sommer wird Roth zum BC Bischmishe­im wechseln und soll Schritt für Schritt Zwieblers Rolle im Verein und letztlich auch internatio­nal einnehmen, auch wenn aufgrund einer Umstruktur­ierung im Deutschen Badminton-Verband die besten deutschen Einzelspie­ler in Mülheim trainieren sollen und nicht mehr in Saarbrücke­n. Zwiebler sieht es unabhängig davon als seine Aufgabe an, „meine Erfahrung an Fabian weiterzuge­ben“. „Er hat sich diesen Erfolg bei den deutschen Meistersch­aften verdient, auch wenn ich gehofft hatte, dass er noch nicht so schnell meine Nachfolge antritt“, sagte Zwiebler gestern.

Die Rolle im Doppel und Mixed, die Michael Fuchs über Jahre exzellent ausgefüllt hat, ist bereits übertragen an Marvin Seidel, der beim TV St. Ingbert groß geworden ist und sich im Schatten der Vereinskol­legen zu einem der besten Doppel- und Mixed-Spieler in Deutschlan­d entwickelt hat. Bei den Titelkämpf­en in der Seidenstic­ker-Halle trumpfte Seidel im Herrendopp­el an der Seite von Lamsfuß auf – der Titel gegen den Bischmishe­imer Peter Käsbauer und seinen Partner Raphael Beck wäre drin gewesen, doch beim Stand von 18:21, 21:15, 19:19 verletzte sich Seidel schwer am Fuß und musste ins Krankenhau­s gebracht werden. Alle in der Halle waren geschockt, der Sieg ging kampflos an Käsbauer und Beck.

Im Mixed mit Linda Eifler war Seidel am Samstag im Halbfinale an Beck und Nelte gescheiter­t. Letztere waren gestern im Finale auch zu stark für die Bischmishe­imerin Isabel Herttrich und Lamsfuß (23:25, 21:18, 14:21). Aber Herttrich hatte immerhin zwei Finalauftr­itte und konnte sich am späten Nachmittag im fünften und letzten Endspiel, direkt nach dem Seidel-Schock, den Titel im Damendoppe­l sichern. Sie gewann mit Nelte gegen Eifler und Eva Janssens mit 21:18, 21:19.

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FOTOS: HEISE Fabian Roth schreit seine Freude heraus nach dem überrasche­nden Sieg im Herreneinz­el der deutschen Badminton-Meistersch­aften.
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Schmerzhaf­t: Marc Zwiebler war mit sich und seiner Leistung gestern in Bielefeld nicht einverstan­den.
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Marvin Seidel verletzte sich gestern im Herrendopp­el-Finale und wurde ins Krankenhau­s gebracht.

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