Saarbruecker Zeitung

Umfrage sieht SPD erstmals vor Merkels Union

Das hätte vor Wochen keiner für möglich gehalten. In einer Umfrage liegt die SPD vor CDU und CSU. Hält die Euphorie bis zur Bundestags­wahl?

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BERLIN/MÜNCHEN (dpa/afp) Knapp zwei Wochen nach der Ausrufung von Martin Schulz zum SPD-Kanzlerkan­didaten haben die Sozialdemo­kraten die Union nach einer neuen Umfrage erstmals überholt. Im aktuellen Insa-Meinungstr­end im Auftrag der „Bild“gewinnt die SPD im Vergleich zur Vorwoche vier Punkte hinzu und kommt auf 31 Prozent, wie die Zeitung gestern berichtete. CDU/ CSU verlieren demnach drei Punkte und kommen nur noch auf 30 Prozent. Bereits in den vergangene­n Tagen konnte sich die SPD in Umfragen anderer Institute über einen deutlichen Aufwärtstr­end freuen. CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer sagte gestern zu den hohen Zustimmung­swerten für Schulz: „Man tut ja so, als könne Kandidat Schulz übers Wasser laufen.“Er habe bis dato aber noch keine einzige inhaltlich­e Aussage gemacht.

Die Linke legt der neuen Umfrage zufolge um einen Punkt auf zehn Prozent zu. Die Grünen müssen zwei Punkte abgeben und schaffen sieben Prozent. Ihre Werte halten können die AfD mit zwölf und die FDP mit sechs Prozent.

Im Fall einer Neuauflage der großen Koalition dürfte bei einem solchen Ergebnis die SPD den Kanzler stellen. Auch ein rot-rot-grünes Bündnis rückte demnach in die Nähe einer Mehrheit. „Es gibt eine Wechselsti­mmung. Damit ist die Bundestags­wahl nicht entschiede­n, aber sie ist völlig offen“, erklärte Insa-Chef Hermann Binkert. SPD-Generalsek­retärin Katarina Barley äußerte sich zunächst zurückhalt­end: „Wir freuen uns sehr, aber der Wahlkampf ist noch lang.“Umfragezah­len seien keine Wahlergebn­isse, warnte auch ihr Parteikoll­ege Johannes Kahrs. Die SPD müsse „weiter hart arbeiten“, sagte er, betonte jedoch: „Merkel ist durch – so wie Kohl 1998. Die Menschen wollen ein neues Gesicht.“

Der scheidende SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte Schulz am 24. Januar als Kanzlerkan­didaten benannt, Ende Januar wurde der 61-jährige bisherige EU-Politiker von der SPDSpitze offiziell als Herausford­erer von Angela Merkel (CDU) nominiert. Die Kanzlerin ist seit gestern nun auch ganz offiziell die Kandidatin von CDU und CSU. In einer Sitzung der beiden Parteipräs­idien in München habe CSU-Chef Horst Seehofer im Namen seiner Partei die Unterstütz­ung für die 62-Jährige erklärt und dafür einhellige­n Beifall bekommen. Das verlautete aus Teilnehmer­kreisen. Keine Einigung erzielten die Schwesterp­arteien einmal mehr bei der Frage nach einer von der CSU geforderte­n Obergrenze für Flüchtling­e.

„Ich habe nicht die Absicht, hier die Position zu ändern.“Angela Merkel zur Frage nach einer Obergrenze für Flüchtling­e

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