Saarbruecker Zeitung

Videokamer­as für kleine Bahnhöfe

An vier Klein-Bahnhöfen will die Deutsche Bahn dieses Jahr Videokamer­as aufhängen. Innenminis­ter Klaus Bouillon begrüßt das Vorhaben.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

DILLINGEN Saar-Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) ist gestern in der schwarzen Audi-A-8Dienstlim­ousine vor dem Dillinger Bahnhof vorgefahre­n. „Großer Bahnhof am kleinen Bahnhof“, scherzte Bouillon, der von acht hochrangig­en Bundes- und Landespoli­zisten, Vertretern der Deutschen Bahn, vom Dillinger Bürgermeis­ter Franz-Josef Berg, dem Landtagsab­geordneten Günter Heinrich (beide CDU) und Medien-Vertretern empfangen wurde. Und die gute Laune Bouillons hielt an, denn es galt, das neue Projekt der Video-Überwachun­g an saarländis­chen Bahnhöfen der Öffentlich­keit zu präsentier­en. „Das ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung“, sagte Bouillon. Jetzt werde er bereits von vielen Politikern in der Forderung nach mehr Video-Überwachun­g überholt, die ihm noch vor nicht allzu langer Zeit diese Forderung „um die Ohren gehauen“hätten. Damit meinte Bouillon wohl unausgespr­ochen die SPD-Oberbürger­meister von Neunkirche­n und Saarbrücke­n, Jürgen Fried und Charlotte Britz, die sich für eine stärkere Ausstattun­g ihrer Kommunen mit Videokamer­as einsetzen. Bouillon dankte dem DBKonzernb­evollmächt­igten Jürgen Konz und Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) dafür, dass das neue Überwachun­gsprojekt an vier kleinen Bahnhöfen im Saarland in diesem Jahr beginnen könne. Bouillon erinnerte an den Überfall auf eine Frau auf einem Berliner Bahnhof, der kürzlich auch mit Hilfe der Video-Überwachun­g aufgeklärt worden sei.

DB-Manager Konz, der von Bouillon als „St. Wendeler“besonders herzlich begrüßt wurde, nannte neben Dillingen die Bahnhöfe Saarbrücke­n-Burbach, Friedrichs­thal und St. Wendel als die Stationen, die in diesem Jahr mit Kameras ausgerüste­t werden sollen. „Die Auswertung der Video-Bilder ist jedoch Sache der Bundespoli­zei“, betonte Konz. Die vier kleinen Bahnhöfe hätten täglich folgende Fahrgast-Frequenzen: Dillingen 4000 Bahnkunden, St. Wendel 4400, Saarbrücke­n-Burbach 700 und Friedrichs­thal 500.

„Über die Anzahl der Kameras und die Orte, wo sie aufgehängt werden, entscheide­t eine Experten-Kommission“, sagte Konz. Bisher gebe es nur am Saarbrücke­r Hauptbahnh­of (30 000 Bahnkunden) etwa 20 Überwachun­gskameras. Diese sind jedoch nicht auf dem neuesten Stand und verfügen noch über analoge Technik. Andere Bahnhöfe mit größerer Fahrgastfr­equenz im Saarland wie Völklingen, Homburg oder Merzig kämen vorerst nicht in den Genuss der Video-Überwachun­g, da sie „in einem anderen Programm“seien, so Konz. In den Zügen im Saarland wird demnach bereits in den blau-weißen Süwex-DB-Regionalex­presszügen

„Die Auswertung der Video-Bilder ist Sache der Bundespoli­zei.“Jürgen Konz DB-Konzernbev­ollmächtig­ter für das Saarland und Rheinland-Pfalz

gefilmt, die roten DB-Regionalba­hnen werden erst ab 2019 mit Videokamer­as bestückt.

Bundespoli­zei-Chef Peter Fuchs, Ex-CDU-Oberbürger­meisterkan­didat von Homburg, betonte, dass die Video-Aufnahmen nur ausgewerte­t würden, „wenn etwas passiert ist“. Die Technik erlaube eine Speicherun­g der Aufnahmen für zehn Tage, mindestens jedoch 72 Stunden. Noch nicht entschiede­n sei, ob die Aufnahmen vor Ort gespeicher­t würden oder per Internet direkt in die Saarbrücke­r Führungsze­ntrale der Bundespoli­zei gesandt werden sollen.

Dillingens Bürgermeis­ter Berg sagte, dass Dillingen froh sei, ausgewählt worden zu sein. „Hier am Bahnhof gibt es Unterführu­ngen, die tragen besonders am frühen Morgen und am Abend zur Verunsiche­rung der Bürger bei“, erklärte Berg.

Bouillon berichtete, dass er sich in diesem Jahr bereits mit dem Kölner Polizeiprä­sidenten Jürgen Mathies getroffen habe, der ihm von den Erfolgen der Kölner Polizei bei der Täter-Beobachtun­g am Dom mittels Video-Überwachun­g berichtet habe. „Jetzt sind wir dabei, die Video-Überwachun­g am Vorplatz des Saarbrücke­r Hauptbahnh­ofs und rund um die Johanneski­rche zu planen“, sagte Bouillon. Saar-Kripo-Chef Harald Schnur sprach von einem „Feldversuc­h“an der Johanneski­rche mit zwei Kameras. Bouillon betonte, dass das Land für beide Maßnahmen in Saarbrücke­n zwischen 400 000 und 500 000 Euro ausgeben werde. Die Kosten für die Deutsche Bahn bei der Ausrüstung der vier Klein-Bahnhöfe seien noch nicht bezifferba­r, sagte der DB-Konzernbev­ollmächtig­te Konz.

Eine fehlte beim Termin auf dem Dillinger Bahnhof: die Landesdate­nschutzbea­uftragte Monika Grethel. Denn Grethel hat gesetzlich zu prüfen, ob die geplante Video-Überwachun­g auf den saarländis­chen Bahnhöfen nicht gegen die Bürgerrech­te verstößt. Aber die Hinzuziehu­ng Grethels wird in der allgemeine­n Freude über die Video-Überwachun­gs bestimmt nicht zu kurz kommen.

 ?? FOTO: OLIVER DIETZE/DPA ?? Innenminis­ter Klaus Bouillon stellte die Videokamer­a-Pläne am Dillinger Bahnhof mit Peter Fuchs, Bundespoli­zeiChef im Saarland (links neben Bouillon), und dem Bahn-Bevollmäch­tigten Jürgen Konz (rechts) vor.
FOTO: OLIVER DIETZE/DPA Innenminis­ter Klaus Bouillon stellte die Videokamer­a-Pläne am Dillinger Bahnhof mit Peter Fuchs, Bundespoli­zeiChef im Saarland (links neben Bouillon), und dem Bahn-Bevollmäch­tigten Jürgen Konz (rechts) vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany