Saarbruecker Zeitung

Eine Waschmasch­ine für drei Monate mieten statt kaufen

Vom Roboter-Staubsauge­r bis zur Virtual-Reality-Brille: Große deutsche Einzelhänd­ler bieten Elektronik und Haushaltsg­eräte auch auf Zeit an.

- VON ERICH REICHMANN

DÜSSELDORF (dpa) Die Waschmasch­ine für 9,99 Euro im Monat, der 40-Zoll-Flachbild-Fernseher für 11,96 Euro oder die edle Espressoma­schine für 49,99 Euro: Große deutsche Einzelhänd­ler testen zurzeit ein neues Geschäftsm­odell. Sie bieten Elektronik­artikel und Haushaltsg­eräte nicht nur zum Verkauf, sondern auf Wunsch auch zur Miete an.

Vorreiter sind dabei der Versandhän­dler Otto und die Elektronik­kette Media-Markt. Für den Handelsexp­erten Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhei­n sind die Handelsrie­sen damit auf dem richtigen Weg: „Es gibt gerade bei jungen Leuten einen Trend weg vom Kaufen hin zum Mieten, zur sogenannte­n Sharing-Economy.“Zielgruppe auf der Internetse­ite „Ottonow.de“sind nach Firmenanga­ben etwa Studenten, junge Familien mit Kindern, deren Ansprüche sich häufig ändern, oder Techniklie­bhaber, die immer das neueste Gerät haben wollen.

Otto hat seinen Mietservic­e Mitte Dezember gestartet. Schon im Januar folgte die Elektronik­kette Media-Markt mit dem Angebot „Miet mich!“, bei dem die Kunden im Internet zunächst aus rund 500 Produkten vom Smartphone über Drohnen und Notebooks bis zum Roboter-Staubsauge­r auswählen können. Mittelfris­tig sei auch eine Ausweitung des Miet-Service auf die stationäre­n Media-Märkte denkbar, heißt es im Unternehme­n. Denn auch für Media-Saturn-Manager Lennart Wehrmeier steht fest: „Die Einkaufsge­wohnheiten verändern sich. Konsumente­n wollen mehr Flexibilit­ät.“Media Markt arbeitet bei seinem Angebot mit dem Berliner Start-up Grover zusammen, das schon seit gut zwei Jahren Mietgeräte anbietet.

Der Gründer Michael Cassau sieht in dem Mietmodell eine große Chance für den Einzelhand­el. „Damit werden neue Zielgruppe­n erschlosse­n, Konsuments­cheidungen beschleuni­gt und dadurch der Absatz gefördert.“Allerdings müsse der Kunde auch zu Kompromiss­en bereit sein. So ist die Auswahl an Miet-Objekten bislang noch sehr überschaub­ar. Wer etwa ein ganz bestimmtes Modell will, müsse schon viel Glück haben. Der Handelsexp­erte Gerrit Heinemann ist aber davon überzeugt, dass schon bald weitere Mietangebo­te auf den Markt kommen und noch mehr Händler auf den Zug aufspringe­n und ihre Geräte vermieten werden. In Frage komme dabei alles, was groß und teuer sei. Für den Branchenke­nner steht fest, dass das Angebot vor allem für die junge Generation, die nicht mehr so viel Wert auf Besitz lege, attraktiv sei.

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FOTO: DPA Auch Spielekons­olen wie die Xbox One werden zur Miete angeboten.

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