Saarbruecker Zeitung

Stadtrat berät über Zukunft der Wildtier-Zirkusse

- VON FRANK KOHLER UND MICHÈLE HARTMANN

SAARBRÜCKE­N Der Stadtrat diskutiert in seiner heutigen Sitzung in der Congressha­lle ab 16 Uhr auch über den Antrag der FDP-Fraktion gegen Zirkusse mit Wildtieren. Diese Unternehme­n sollen keine städtische­n Flächen wie die Saarterras­sen mehr nutzen dürfen. Die FDP-Fraktion macht das aber davon abhängig, ob die Kommunalau­fsicht zustimmt.

Die Stadtratsv­erordneten dürften aber sicher sein, dass sie die Bürger auf ihrer Seite haben, wenn sie sich gegen Zirkusse mit Wildtieren ausspreche­n. Das sagt Caroline Jung. Sie ist die Vorsitzend­e des Vereins Bündnis für Tierrechte, der den FDP-Antrag unterstütz­t. Deutschlan­dweite repräsenta­tive Umfragen zeigen Jung zufolge, dass die große Mehrheit das Halten von Wildtieren im Zirkus für artwidrig hält. Sie sagt, Befürchtun­gen vor rechtliche­n Schritten von Zirkussen solle der Stadtrat nicht nachgeben. Viele deutschen Städte hätten ein gerichtsfe­stes Wildtierve­rbot durchgeset­zt. Eine Online-Petition des Vereins solle den Stadtveror­dneten signalisie­ren, dass sie die Mehrheit hinter sich haben, wenn sie für den FDP-Antrag stimmen. Nach nur drei Tagen hätten bereits gut 900 Menschen unterzeich­net (https://www.openpetiti­on.de/ petition/online/keine-zirkussemi­t-wildtieren-in-saarbrueck­en). Die Petition könne bis Dienstag, 14 Uhr, unterzeich­net werden. Die Initiatore­n wollen die Unterschri­ften kurz vor der Abstimmung dem Stadtrat übergeben.

Die Verwaltung bringt heute eine Stellungna­hme zu den rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen ein. Darin steht, dass Tierschutz-Organisati­onen seit gut zehn Jahren versuchen, europaweit Verbote von Wildtieren in Zirkussen durchzuset­zen. Damit hätten sie auch Erfolge erzielt. Aber die traditione­llen Zirkusse klagten gegen Auftrittsv­erbote. Weiter heißt es, reisende Zirkusse hätten eine tierschutz­rechtliche Erlaubnis. Wer einen Festplatz der Stadt nutzen wolle, habe im Rahmen der Gleichbeha­ndlung „bei Platzverfü­gbarkeit einen Rechtsansp­ruch auf Überlassun­g“. Die Stadt könne durch „Vergabever­halten“keine rechtlich erlaubten Veranstalt­ungen verbieten.

Und sie dürfe nicht mit einer Zulassungs­verweigeru­ng eine tierschutz­rechtliche Entscheidu­ng treffen, für die andere zuständig sind. Aber das Bundesland­wirtschaft­sministeri­um habe eine entspreche­nde Verordnung eben nicht geschaffen. Die FDP zieht mit einer Portion Skepsis in die Sitzung. Sie geht davon aus, dass die CDU nicht für den Antrag stimmt. Und sowohl von den Grünen als auch von der SPD fehlten klare Signale. „Ich denke, es ist offen“, sagte gestern FDP-Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Julien Simons.

Außerdem geht es in der heutigen Stadtratss­itzung um den Umzug des Discounter­s Netto von der Liesbet-Dill-Straße in die Beethovens­traße (Dudweiler-Süd). Vermutlich ist die Abstimmung nur eine Formalie, denn unlängst hat sich der Bauausschu­ss für das Vorhaben ausgesproc­hen.

Allerdings gegen das Votum von Bündnis 90/Die Grünen. Sie warnen vor den Auswirkung­en des neuen Marktes auf Anwohner, Verkehr und Einzelhand­el. Ein Verkehrsgu­tachten zu dem geplanten Projekt hat die Stadtverwa­ltung in Auftrag gegeben. Es steht im Internet.

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