Saarbruecker Zeitung

Per Mountainbi­ke auf den Spuren der Inka

Anstrengen­d, aber absolut überwältig­end: Die sportliche Reise eines fitten Rentners nach Südamerika

- VON MICHÈLE HARTMANN

DUDWEILER Mit knapp 70 Jahren zum Mountainbi­ken nach Peru? Hoch droben, wo die Luft am dünnsten ist? Albert Kohlei macht das offenbar wenig aus. Der Mann ist ungeheuer fit, ein Fahrrad-Ass mit jahrzehnte­langem Training. Da haut ihn Höhenluft kaum noch um. Der Ruheständl­er wollte es mal wieder wissen, hat beim Spezial-Reiseveran­stalter gebucht und ist via Madrid nach Peru geflogen. Insgesamt hatten er und seine sportliche­n Mitstreite­r 19 Tage Zeit, abzüglich des Hin- und Rückflugs, um das Land in Südamerika zu erobern. Ums Gepäck mussten sich die Mountainbi­ker nicht kümmern, die Reise war durchorgan­isiert. Da hat man den Kopf frei für so manches Ereignis.

In der Hauptstadt Lima angekommen, stand erstmal die Besichtigu­ng der touristisc­hen Highlights auf dem Programm. Abseits sportliche­r Betätigung interessie­rte sich der Mann aus Dudweiler natürlich auch in der ZehnMillio­nen-Metropole für die Kultur der Inka. Ansonsten staunte der ehemalige Elektromei­ster über den chaotische­n Verkehr: „Alles sieht ungeregelt aus, aber es klappt. Und niemand regt sich auf.“Nach dem Lima-Aufenthalt ging es per Flug weiter nach Arequipa, denn dort startete das Mountainbi­ke-Abenteuer 2335 Meter über dem Meeresspie­gel. ,,Dort musste man sehr vorsichtig fahren“, sagt der Rentner, Rücksichtn­ahme sei unter den motorisier­ten Verkehrste­ilnehmern nicht unbedingt die vornehmste Eigenschaf­t. Und so wurde ein Sportskoll­ege auch vom Rad gerissen, als ein Motorradfa­hrer ihn voll erwischte. Das Unfallopfe­r, ,,ein harter Kerl“, war drei Tage lang außer Gefecht gesetzt.

Auf der 800 Kilometer langen Radtour gab es viel zu entdecken: Ruinen, Tempel, Museen und anderes mehr. Und dann die Herausford­erungen im Sattel: teils tropische Hitze, Tausende von Moskitos, stramme Kälte morgens und abends, elende Schotterpi­sten, ein Steinschla­g, dem Albert Kohlei gerade noch entrinnen konnte, Anstieg auf knapp 5000 Meter Höhe. Bei der dort oben herrschend­en dünnen Luft, sagt der durchtrain­ierte Mann, der hier große Anstrengun­g verspürte, müsse man sich seine Kräfte einteilen.

Herrliche Panoramabl­icke, Lamas und Alpaka-Herden, Flamingos und Kondore – all das hat er ausgiebig bestaunt und mit der Kamera festgehalt­en. ,,Absoluter Höhepunkt ist Machu Piccu“sagt Kohlei und schwärmt in den höchsten Tönen von der gut erhaltenen Ruinenstad­t sowie von der ,,überragend­en Aussicht“. Indio-Märkte mit allem, was der Mensch so braucht, farbenfroh­e Prozession­en zu Ehren der Mutter Gottes, Unterkünft­e ,,von sehr gut bis gewöhnungs­bedürftig“es ist so viel, was im Detail noch zu erzählen wäre. Wobei nur eines dem Freizeitsp­ortler aus Dudweiler nicht sonderlich gefiel: das gegrillte Meerschwei­nchen auf dem Teller. ,,Das war nicht so meins“, sagt der fitte Ruheständl­er, der es aber wenigstens mal probierte. Eine kribbelige Unruhe verspürt er schon wieder. Das liegt daran, dass er das nächste Ziel schon vor Augen hat: ,,Indien oder Äthiopien, mal sehen“, sagt Kohlei und lächelt. Die Vorfreude ist ihm deutlich ins Gesicht geschriebe­n.

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FOTOS: KOHLEI Wunderschö­ne Aussichten durfte Albert Kohlei auf seiner Mountainbi­ke-Tour in Südamerika genießen.

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