Die Messe kommt ins Herz der Stadt
Viel Neues erwartet die kleinen Bücher-Fans bei der Kinder- und Jugendbuchmesse: Neuer Ort, neuer Termin und viele neue Ideen.
SAARBRÜCKEN Da haben sich zwei gefunden. Wer Astrid Rech, der Chefin der Europäischen Kinderund Jugendbuchmesse, und Wolfgang Meyer, dem Direktor der Hochschule für Musik, gegenüber sitzt, kann nichts anderes erkennen als: Da haben zwei so richtig Lust, was gemeinsam auf die Beine zu stellen.
Die Kinder- und Jugendbuchmesse wird – wie berichtet – komplett neu aufgestellt. Neuer Ort, neuer Termin und viele neue Ideen. „Wir hatten viele Jahre eine sehr schöne Kulisse im Schloss und große Unterstützung“, sagt Astrid Rech im Gespräch mit der SZ. Aber die seit Jahren sich ständig dramatisierenden Brandschutzauflagen machten es immer schwieriger, die Messe ansprechend zu präsentieren. „Brandschutzauflagen haben wir natürlich auch“, wirft Wolfgang Meyer flugs ein. Aber der neue Spielort der Messe, die Alte Kirche am St. Johanner Markt, bietet den kompakteren Ort als das Schloss mit seinem kahlen Treppenhaus – und „sie ist ein kreativer Ort“, sagt Meyer nicht ohne Stolz. „Am Schloss mussten wir ja immer auch die große Distanz zum VHSZentrum überbrücken“, sagt Rech. In der Alten Kirche und ihrer Umgebung haben Rech und Meyer dagegen ein großes gestalterisches Potenzial.
Aber nicht nur räumlich soll die Symbiose aus Literatur und Musik greifen. Auch inhaltlich wollen die beiden Institutionen zusammenarbeiten. Die Musikhochschule, die ja vielfältige Möglichkeiten nutzt, ihren Studenten aus aller Herren Länder Auftritts- und Erprobungsmöglichkeiten zu bieten, wird die Messe musikalisch bereichern. Vor allem der Bereich der elementaren Musikpädagogik des hoch gelobten Professors Michael Dartsch wird sich einbringen.
Aber Rech und Meyer haben sich auch schon so schöne Ideen ausgedacht wie ein „Musikalisches Bilderbuch“, bei dem Musikstudierende zu den Arbeiten von Bilderbuch-Illustratoren improvisieren. Oder die Idee eines „Rattenfängers“, der mit FlötenMusik die Kinder zu den Lesungen bringt.
Damit seine Studierenden solche schönen Erfahrungen sammeln können, dafür hat Wolfgang Meyer extra ein paar Tage im prallen Programm der Musikhochschule freigeräumt. Denn es ist nicht etwa so, als stünde die Hochschule leer, wenn Semesterferien sind. Im Gegenteil: „Es ist ja bekannt, dass wir Raumnöte haben“, sagt Meyer.
Aber für die Buchmesse rücken alle ein paar Tage zusammen: Vom 28. September bis 1. Oktober wird die Alte Kirche von Kinder- und Jugendbuch-Autoren, von Illustratoren und vor allem von Kindern bevölkert. „Die europäische Kinderbuchmesse wird jetzt eine internationale Messe“, schwärmt Rech, „denn welche Sprache wäre internationaler als die Musik“.
Und welche Schule wäre internationaler als eine Musikhochschule, könnte meine weiterspinnen. Denn ein gutes Drittel der jungen Musiker, die hier studieren, stammen aus 40 Ländern. Aus dieser Tatsache speist sich auch eine besonders bezaubernde Idee der Kooperation: Musikstudierende aus fremden Ländern stellen ihre eigenen Lieblingsbücher vor – also zum Beispiel ein junger Italiener das Buch seiner Kindheit oder eine junge Spanierin ihren liebsten Jugendroman. Die Internationalität der Musikhochschule und der Sprache der Musik hat noch weitere Vorteile: Die Buchmesse arbeitet immer auch für die Integration verschiedener Kulturen. Und mit Musik und Bildern etwa kann man natürlich auch kleine Flüchtlings-Jungs und -Mädchen erreichen.
Viele weitere Projekte werden noch entstehen. „Wir nutzen das Sommersemester, um weitere Ideen zu entwickeln“, sagt Wolfgang Meyer. Dabei wird auch in den Raum, in Richtung Markt und vor allem in die unmittelbare Umgebung gedacht: „Es ist schon lange ein Traum von mir, den Platz vor der Alten Kirche stärker zu beleben“, sagt Meyer. Die Buchmesse bietet da nun den idealen Anlass dazu. Und Astrid Rech ist glücklich, dass sie ihre Buchmesse auf diese Weise mitten ins Herz der Stadt bringen kann.