Saarbruecker Zeitung

Die Messe kommt ins Herz der Stadt

Viel Neues erwartet die kleinen Bücher-Fans bei der Kinder- und Jugendbuch­messe: Neuer Ort, neuer Termin und viele neue Ideen.

- VON SUSANNE BRENNER

SAARBRÜCKE­N Da haben sich zwei gefunden. Wer Astrid Rech, der Chefin der Europäisch­en Kinderund Jugendbuch­messe, und Wolfgang Meyer, dem Direktor der Hochschule für Musik, gegenüber sitzt, kann nichts anderes erkennen als: Da haben zwei so richtig Lust, was gemeinsam auf die Beine zu stellen.

Die Kinder- und Jugendbuch­messe wird – wie berichtet – komplett neu aufgestell­t. Neuer Ort, neuer Termin und viele neue Ideen. „Wir hatten viele Jahre eine sehr schöne Kulisse im Schloss und große Unterstütz­ung“, sagt Astrid Rech im Gespräch mit der SZ. Aber die seit Jahren sich ständig dramatisie­renden Brandschut­zauflagen machten es immer schwierige­r, die Messe ansprechen­d zu präsentier­en. „Brandschut­zauflagen haben wir natürlich auch“, wirft Wolfgang Meyer flugs ein. Aber der neue Spielort der Messe, die Alte Kirche am St. Johanner Markt, bietet den kompaktere­n Ort als das Schloss mit seinem kahlen Treppenhau­s – und „sie ist ein kreativer Ort“, sagt Meyer nicht ohne Stolz. „Am Schloss mussten wir ja immer auch die große Distanz zum VHSZentrum überbrücke­n“, sagt Rech. In der Alten Kirche und ihrer Umgebung haben Rech und Meyer dagegen ein großes gestalteri­sches Potenzial.

Aber nicht nur räumlich soll die Symbiose aus Literatur und Musik greifen. Auch inhaltlich wollen die beiden Institutio­nen zusammenar­beiten. Die Musikhochs­chule, die ja vielfältig­e Möglichkei­ten nutzt, ihren Studenten aus aller Herren Länder Auftritts- und Erprobungs­möglichkei­ten zu bieten, wird die Messe musikalisc­h bereichern. Vor allem der Bereich der elementare­n Musikpädag­ogik des hoch gelobten Professors Michael Dartsch wird sich einbringen.

Aber Rech und Meyer haben sich auch schon so schöne Ideen ausgedacht wie ein „Musikalisc­hes Bilderbuch“, bei dem Musikstudi­erende zu den Arbeiten von Bilderbuch-Illustrato­ren improvisie­ren. Oder die Idee eines „Rattenfäng­ers“, der mit FlötenMusi­k die Kinder zu den Lesungen bringt.

Damit seine Studierend­en solche schönen Erfahrunge­n sammeln können, dafür hat Wolfgang Meyer extra ein paar Tage im prallen Programm der Musikhochs­chule freigeräum­t. Denn es ist nicht etwa so, als stünde die Hochschule leer, wenn Semesterfe­rien sind. Im Gegenteil: „Es ist ja bekannt, dass wir Raumnöte haben“, sagt Meyer.

Aber für die Buchmesse rücken alle ein paar Tage zusammen: Vom 28. September bis 1. Oktober wird die Alte Kirche von Kinder- und Jugendbuch-Autoren, von Illustrato­ren und vor allem von Kindern bevölkert. „Die europäisch­e Kinderbuch­messe wird jetzt eine internatio­nale Messe“, schwärmt Rech, „denn welche Sprache wäre internatio­naler als die Musik“.

Und welche Schule wäre internatio­naler als eine Musikhochs­chule, könnte meine weiterspin­nen. Denn ein gutes Drittel der jungen Musiker, die hier studieren, stammen aus 40 Ländern. Aus dieser Tatsache speist sich auch eine besonders bezaubernd­e Idee der Kooperatio­n: Musikstudi­erende aus fremden Ländern stellen ihre eigenen Lieblingsb­ücher vor – also zum Beispiel ein junger Italiener das Buch seiner Kindheit oder eine junge Spanierin ihren liebsten Jugendroma­n. Die Internatio­nalität der Musikhochs­chule und der Sprache der Musik hat noch weitere Vorteile: Die Buchmesse arbeitet immer auch für die Integratio­n verschiede­ner Kulturen. Und mit Musik und Bildern etwa kann man natürlich auch kleine Flüchtling­s-Jungs und -Mädchen erreichen.

Viele weitere Projekte werden noch entstehen. „Wir nutzen das Sommerseme­ster, um weitere Ideen zu entwickeln“, sagt Wolfgang Meyer. Dabei wird auch in den Raum, in Richtung Markt und vor allem in die unmittelba­re Umgebung gedacht: „Es ist schon lange ein Traum von mir, den Platz vor der Alten Kirche stärker zu beleben“, sagt Meyer. Die Buchmesse bietet da nun den idealen Anlass dazu. Und Astrid Rech ist glücklich, dass sie ihre Buchmesse auf diese Weise mitten ins Herz der Stadt bringen kann.

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FOTO: BECKER & BREDEL Wolfgang Meyer freut sich, dass seine Studierend­en mit der Buchmesse neue Erfahrunge­n sammeln können.

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