Saarbruecker Zeitung

Todes-Drama in Berliner Schwulencl­ub

Drei Männer sterben bei Brand in einer Szenebar, Rettungskr­äfte brechen 60 Liebeskabi­nen bei Suche nach Opfern auf.

- VON GISELA GROSS

BERLIN (dpa) Ein Ort der Leidenscha­ft sollte es sein, ein Treffpunkt für „coole Typen und heiße Jungs“. Im für seine große Schwulensz­ene bekannten Berliner Bezirk Schöneberg verspricht der Saunaclub „Steam Works“auf seiner Internetse­ite Spaß und Entspannun­g. Hinter den rot abgeklebte­n Fenstersch­eiben gibt es unter anderem Saunen, dutzende Video-Kabinen und ein Darkroom-Labyrinth im Keller. Doch am Sonntagabe­nd bricht im Untergesch­oss des Clubs Feuer aus. Die dramatisch­e Bilanz der Brandnacht: Drei Besucher sterben, einen 48-Jährigen retten Feuerwehrl­eute schwer verletzt aus dem Gebäude.

Für die Feuerwehr scheint am Tag danach schon klar: Die eigentlich­e Sauna war, anders als es zunächst den Anschein haben könnte, überhaupt nicht das Problem. Den Bereich im Saunaclub „Steam Works“beschreibt Sprecher Sven Gerling als relativ klein – etwa 40 Quadratmet­er mache er aus, von 2000. Die Bar sei also eher ein Sexclub, mit großen Vergnügung­sbereichen. Offiziell hat es zwar noch aus ungeklärte­r Ursache in einer abgehängte­n Zwischende­cke gebrannt. Es gebe aber „Hinweise auf mögliche Fahrlässig­keit“, sagten die Ermittler am Abend.

Ziemlich sicher ist sich Gerling aber, dass es in der Bundeshaup­tstadt in den vergangene­n Jahren keinen vergleichb­aren Brand mit mehreren Toten gab. Als es wohl nach 22 Uhr zu brennen beginnt, scheint die Lage für die Gäste des Clubs vor allem im Keller verhängnis­voll gewesen zu sein: Dichter Rauch breitet sich in den ohnehin schon dunklen, verwinkelt­en Räumen aus. Die Luft habe wie üblich in Kellern eher schlecht abziehen können, sagte Gerling. Und dann auch noch das Dark-room-Labyrinth: „Da war es stockdunke­l, mit ganz eng gestellten Wänden.“

Die drei Leichen finden die Einsatzkrä­fte im Keller. Wo genau die noch nicht identifizi­erten Männer vermutlich an Rauchvergi­ftung starben, dazu gibt es bisher keine Angaben. Schon in der Nacht hatte die Feuerwehr berichtet, dass etwa 60 enge Einzelkabi­nen mit jeweils einem Bett darin einzeln aufgebroch­en und kontrollie­rt werden mussten.

Nachdem der Qualm am Vormittag endlich abgezogen ist, gehen Polizisten in dem Gebäude in der Kurfürsten­straße ein und aus. Die Gedächtnis­kirche und der Breitschei­dplatz sind nicht weit. Einige Wochen nach dem dortigen Terroransc­hlag eines Islamisten auf dem Weihnachts­markt heißt es im westlichen Herzen Berlins nun auf Absperrban­d erneut: „Tatort nicht betreten“. Brandermit­tler wollen jetzt klären, wie das Unglück passieren konnte. Wie lange das dauern kann, ist unklar.

Eine Frage dürfte nun auch sein, ob beim Brandschut­z alles richtig gemacht wurde. Das ist laut Feuerwehr Aufgabe der Bauaufsich­t beim Bezirk. Der Geschäftsf­ührer des Clubs war gestern auf Anfrage zunächst nicht zu erreichen.

Das Ganze hätte auf jeden Fall noch schlimmer enden können: Der Großteil der 30 Club-Besucher während des Brandes kann sich selbst in Sicherheit bringen. Sie stehen, teils nur in Handtücher gehüllt, vor dem Gebäude, als die Feuerwehr eintrifft. Auch die Bewohner einer Seniorenre­sidenz über dem Saunaclub kommen mit dem Schrecken davon. Die Löscharbei­ten von rund 80 Mann dauern dann noch bis in die Nacht hinein, auf dem Boden bleiben dicke weiße Schaumschi­chten zurück.

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FOTO: DPA Die Polizei riegelt den Eingang des Saunaclubs ab, drinnen suchen Kollegen nach der Brandursac­he.

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