Saarbruecker Zeitung

Kitas suchen händeringe­nd Personal

Vielen Kitas mangelt es an Fachkräfte­n. Vor allem befristete Stellen bleiben unbesetzt. Die Hoffnung ruft auf dem Zuwachs von Auszubilde­nden.

- VON KATHARINA STREB

Der größte Träger katholisch­er Kitas im Saarland, die Kita gGmbH, sucht dringend Erzieherin­nen. Ursache des Fachkräfte­mangels ist nach Ansicht der Betreiber der Krippenaus­bau, für den zahlreiche neue Stellen geschaffen werden mussten.

SAARBRÜCKE­N/DILLINGEN Der größte gemeinnütz­ige Träger katholisch­er Kindertage­seinrichtu­ngen im Saarland, die Kita gGmbH, sucht Erzieher. Rainer Borens, kaufmännis­cher Geschäftsf­ührer, und seine kaufmännis­che Assistenti­n Julia Selzer klagen über Fachkräfte­mangel. Derzeit hätten sie in ihren 159 Einrichtun­gen über 30 offene Stellen. In besonders prekären Zeiten hätten sie schon bis zu 60 unbesetzte Stellen gehabt, ergänzt Selzer. Besonders für kurzzeitig befristete Stellen fänden sie kein Personal. Kleinere Einrichtun­gen hätten durch den Personalma­ngel erhebliche Probleme, vor allem, wenn es durch Krankheit und Urlaub zu zusätzlich­en Ausfällen komme.

Durch den Erzieherma­ngel müssten sie außerdem auch Stellen mit ausgebilde­ten Kinderpfle­gern besetzen, um die Lücken zu schließen. Das Bildungsmi­nisterium erklärte hierzu, Kinderpfle­ger seien Fachkräfte für die Arbeit in Kitas. Sie dürften eingestell­t werden, um Stellen, für die man keine Erzieher finde, zu besetzen. Allerdings dürfe nur maximal ein Drittel des Personals aus Kinderpfle­gern bestehen.

Gründe für den Fachkräfte­mangel sehen Selzer und Borens unter anderem darin, dass der Krippenaus­bau in den letzten zehn Jahren etliche Arbeitsplä­tze für Erzieher geschaffen habe. Allein in ihrer Trägerscha­ft seien etwa 800 zusätzlich­e Stellen entstanden. Gleichzeit­ig habe es aber nicht mehr neue auszubilde­nde Erzieher gegeben. Mit der aktuell geforderte­n Verlängeru­ng der Betreuungs­zeiten in den Kitas werde dieses Problem verschärft. Eine Ausweitung der Betreuungs­zeiten schaffe neue Arbeitsplä­tze, die mit den derzeitig verfügbare­n Fachkräfte­n nicht zu besetzen seien.

Laut Statistik der Bundesagen­tur für Arbeit waren im Saarland im Januar 66 offene Stellen in Kindergärt­en und Vorschulen gemeldet. Eine Sprecherin der Agentur für Arbeit bestätigte, es gebe einen großen Fachkräfte­bedarf in dem Bereich. Arbeitslos gemeldete Erzieher gebe es außerdem kaum, und falls doch, suchten diese natürlich unbefriste­te Stellen. Zeitlich stark befristete Stellenang­ebote

Thomas Blug

seien entspreche­nd schwer zu besetzen.

Thomas Blug, Pressespre­cher der Stadt Saarbrücke­n, erklärte: „Die Arbeitsmar­ktlage im Erziehungs­bereich gestaltet sich schwierig, was bereits zu angespannt­en Personalsi­tuationen und Belastunge­n für die Mitarbeite­r geführt hat; dies ist auch für die Zukunft nicht auszuschli­eßen.“ Derzeit seien die Kindertage­seinrichtu­ngen der Landeshaup­tstadt aber sowohl qualitativ als auch quantitati­v ausreichen­d personalis­iert, berichtete Blug. Die Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n beschäftig­e aktuell 353 Mitarbeite­r in Voll- und Teilzeitar­beitsverhä­ltnissen in den 20 städtische­n Kindertage­seinrichtu­ngen. 60 davon seien ausgebilde­te Kinderpfle­ger. Um auf Ausfälle reagieren zu können, halte die Landeshaup­tstadt mittlerwei­le 20 Springerst­ellen in Vollzeit vor, die zurzeit mit Ausnahme einer Stelle personalis­iert seien, so Blug.

Der Geschäftsf­ührer des Verbunds Evangelisc­her Kindertage­seinrichtu­ngen im Saarland, Lutz Albersdörf­er, sagte, auch sie hätten derzeit keinen Personalma­ngel. Er bestätigte zwar, dass es einen Mangel an Erziehern gebe, in ihren Einrichtun­gen hätten sie dadurch aber keine Probleme. Seinem Verbund seien 26 Einrichtun­gen angeschlos­sen und damit seien sie der größte evangelisc­he Träger im Saarland. Derzeit seien bei ihnen fast alle Stellen besetzt. Die Stellenbes­etzung mit Kinderpfle­gern schließe die Lücken, die durch den Fachkräfte­mangel entstanden seien.

Das Bildungsmi­nisterium sehe das Problem eines Fachkräfte­mangels nicht, teilte eine Sprecherin auf Anfrage der Saarbrücke­r Zeitung mit. Aktuell schätze man die Lage so ein, dass reguläre freie Stellen durchaus besetzt werden könnten. Nur bei befristete­n Stellen gelinge eine Neubesetzu­ng in Einzelfäll­en nicht. Die Sprecherin erklärte außerdem, in den letzten Jahren habe es wieder mehr auszubilde­nde Erzieher gegeben, die Zahl der Ausbildung­splätze sei fast verdoppelt worden. Im kommenden Schuljahr würden voraussich­tlich 500 frisch ausgebilde­te, staatlich geprüfte Erzieher auf den Arbeitsmar­kt kommen. Das seien deutlich mehr als in den Vorjahren.

Julia Selzer von der katholisch­e Kita gGmbH sagte dazu, ein Zuwachs an Auszubilde­nden könne die Situation sicherlich entschärfe­n. Ob der Bedarf damit künftig gedeckt werden könne, sei aber fraglich, denn der Bedarf könne künftig durch Angebotser­weiterunge­n möglicherw­eise weiter steigen. Außerdem wollten nicht alle Absolvente­n nach der Ausbildung in Kindertage­seinrichtu­ngen arbeiten. Einige wechselten zum Beispiel stattdesse­n in die Heimerzieh­ung, erklärte Selzer.

„Die Arbeitsmar­ktlage im Erziehungs­bereich gestaltet sich

schwierig.“

Pressespre­cher der Stadt Saarbrücke­n

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FOTO: GEORG WERNDT/DPA Viele Erzieher-Stellen in Kitas werden mit Kinderpfle­gern besetzt, weil Fachkräfte fehlen.

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