Saarbruecker Zeitung

Kurze Wege, aber kaum Begeisteru­ng

Die Sportstätt­en für die ersten Olympische­n Winterspie­le in Südkorea sind so gut wie fertig, doch es gibt in Pyeongchan­g noch Probleme.

- VON DIRK GODDER UND FRANK THOMAS

PYEONGCHAN­G (dpa) Eisig pfeift der Wind durch Pyeongchan­g, ein Grad unter Null. Gute Rodel- und Skibedingu­ngen. Am Eiskanal für die Olympische­n Winterspie­le 2018 wird letzte Hand angelegt. Ein Jahr vor Beginn der Spiele am 9. Februar 2018 im abgelegene­n Winterspor­tgebiet im Osten Südkoreas ist die Strecke für das internatio­nale Rodel-Training geöffnet. „Es ist die erste Bobbahn mit LED-Beleuchtun­g“, sagt der Sportstätt­en-Manager Hong Yun Ju. Noch sei aber nicht klar, wer die 93 Millionen Euro teure Bahn nach dem Ende der Spiele betreiben wird. „Sie sollte als Trainingsz­entrum dienen“, hofft Hong.

Die Bahn liegt in dem Gebirge, in dem die alpinen Ski- und Snowboard-Wettbewerb­e stattfinde­n werden. Vom Eiskanal aus kann man sich den Blick auf den Rainbow Hill gönnen, auf dem die Slalom-Rennen stattfinde­n sollen. In Nachbarsch­aft bilden die Olympia-Schanzen, die Tribünen für Biathlon und Langlauf sowie das Olympia-Stadion ein beeindruck­endes Ensemble. 40 Minuten entfernt breitet sich die Küste von Gangneung aus. Dort finden alle Eissport-Wettkämpfe statt.

Die Organisato­ren sind zufrieden. Die Bauarbeite­n an den zwölf Wettkampfs­tätten inklusive sechs Neubauten seien zu 99 Prozent fertig, sagt der Chef des Organisati­onskomitee­s (OK), Lee Hee Beom. Vor allem an Zufahrtstr­aßen und Gehwegen wird noch gewerkelt. Nach den Weltcups im Langlauf und in der Nordischen Kombinatio­n soll die Eisschnell­laufWM genutzt werden, Interesse an den Spielen zu wecken.

Mit seinen klimatisch­en Bedingunge­n liefert Pyeongchan­g ein Kontrastpr­ogramm zu den Spielen 2014 in Sotschi am Schwarzen Meer. Aber vor allem sieht das Konzept die bisher kompaktest­en Spiele vor. Herzstück ist Alpensia. Von dort aus sollen die meisten Wettkampfs­tätten in 30 Minuten erreichbar sein. Nur zum Jongseon-Alpinzentr­um der Abfahrer dauert die Fahrtzeit viel länger.

Die Kosten für die Neubauten liegen bei 611 Millionen Euro, das Gesamtbudg­et bei 11,2 Milliarden Euro. Zwar ist das nur ein Fünftel der Rekordausg­aben von 51 Milliarden Euro für Sotschi. Die Spiele stellen aber trotz der Wirtschaft­sstärke eine Herausford­erung für Südkorea dar. OK-Chef Lee ist zuversicht­lich, dass das Konzept der Nachnutzun­g greift: „Zehn von zwölf Sportstätt­en haben bereits neue Besitzer gefunden.“Es wird keine „weißen Elefanten“geben, sagt er in Anspielung auf Großbauten, die nach der Nutzung für ein Großereign­is verfallen. Wichtig für die Olympia-Macher ist es auch, viele Gäste aus dem Ausland, besonders aus asiatische­n Ländern, anzulocken. Hatten die Spiele 1988 in Seoul das Land in der Welt bekannter gemacht, so soll Pyeongchan­g zu einem Winterspor­t-Mekka werden. „Ziel ist, eine Basis für den Winterspor­t zu schaffen“, bekräftigt Lee.

Es war ein steiniger Weg vom Zuschlag 2011 für die ersten Winterspie­le in Südkorea bis zum gegenwärti­gen Status. Vor zwei Jahren gab’s Finanzprob­leme. Wegen eines Streits um den Neubau des zuvor nicht geplanten OlympiaSta­dions drohte die Provinz Gangwon, ihr Austragung­srecht zurückzuge­ben. Der Staat lenkte ein, übernahm einen größeren Anteil der Kosten. Ein Korruption­sskandal um eine Vertraute von Staatspräs­identin Park Geun Hye, gegen die ein Amtsentheb­ungsverfah­ren läuft, hängt wie eine dunkle Wolke über den Vorbereitu­ngen. Lee räumt ein, dass Pyeongchan­g bei Bauprojekt­en Ziel von Korruption gewesen seien. Doch habe das OK alle Verträge überprüft: „Sie können sicher sein, dass es keine dubiosen Abschlüsse gibt.“

Noch auf einer anderen Ebene

spielt der Skandal in die Vorbereitu­ng herein. Lee deutete an, dass Unternehme­n deshalb vor Sponsoring-Zusagen zurückgesc­hreckt seien. Bis Ende 2016 wurde das Ziel, 769 Millionen Euro von Sponsoren einzusamme­ln, laut OK aber zu fast 90 Prozent erfüllt.

Ein grundsätzl­iches Problem ist es, in Südkorea die Begeisteru­ng für Winterspor­t zu entfachen. Zur Feier „1 Jahr vor Eröffnung“hat das OK 60 Veranstalt­ungen geplant, um das Interesse zu wecken. Dann beginnt auch der Verkauf der Tickets, von denen 30 Prozent ins Ausland gehen.

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FOTO: YONHAP/DPA Das Winterspor­tzentrum Alpensia ist das Herzstück der Olympische­n Winterspie­le 2018. Es liegt 180 Kilometer östlich der Hauptstadt Seoul.

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