Saarbruecker Zeitung

„Landsleute, lasst uns mutig sein“

Der zwölfte Bundespräs­ident heißt Frank-Walter Steinmeier. Der Ex-Außenminis­ter erhielt gestern im ersten Wahlgang die erforderli­che Mehrheit. Für die Saar-SPD ist er „die beste Wahl“.

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BERLIN (dpa/epd/SZ) Der neue Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier hat zum Kampf gegen den weltweit wachsenden Populismus und für Freiheit und Demokratie in Europa aufgerufen. Wenn das Fundament der Werte des Westens anderswo wackele, „müssen wir umso fester zu diesem Fundament stehen“. Der bisherige Außenminis­ter forderte zugleich Mut, einander zuzuhören und warnte davor, das Ringen um Lösungen in einer Demokratie als Schwäche zu empfinden. „Liebe Landsleute, lasst uns mutig sein“, sagte der 61-jährige Sozialdemo­krat gestern nach seiner Wahl zum Nachfolger von Joachim Gauck. „Dann jedenfalls ist mir um die Zukunft nicht bange.“

Sieben Monate vor der Bundestags­wahl brachten Union und SPD ihren gemeinsame­n Kandidaten in der Bundesvers­ammlung mit gut 75 Prozent durch. Steinmeier erhielt im ersten Wahlgang 931 von 1239 gültigen Stimmen und erzielte eines der besten Ergebnisse aller bisherigen Präsidente­n. Gemessen an der möglichen Höchstzahl fehlten ihm allerdings Dutzende Stimmen.

Ungewöhnli­ch deutlich attackiert­en Steinmeier und Parlaments­präsident Norbert Lammert (CDU) in der Bundesvers­ammlung die Politik von US-Präsident Donald Trump. „Wer Abschottun­g anstelle von Weltoffenh­eit fordert und sich sprichwört­lich einmauert“, wer ein „Wir zuerst“zum Programm erkläre, dürfe sich nicht wundern, wenn es ihm andere gleichtäte­n – „mit allen fatalen Nebenwirku­ngen“, mahnte Lammert. Vor dem Hintergrun­d der Diskussion über gefälschte Nachrichte­n sagte Steinmeier, ohne Trump beim Namen zu nennen: „Wir müssen den Anspruch, Fakt und Lüge zu unterschei­den, an uns selbst stellen.“Der künftige Bundespräs­ident zeigte sich offen für Gespräche mit Trump, nannte ihn gestern in der ARD gleichzeit­ig aber einen „schwierige­n Partner“. Man müsse schauen, „wie wir mit

dem amerikanis­chen Präsidente­n umgehen werden“. Steinmeier hatte Trump im US-Wahlkampf als „Hasspredig­er“bezeichnet.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) lobte nach der Wahl Steinmeier­s, er werde ein hervorrage­nder Bundespräs­ident „in schwierige­n Zeiten“sein. SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz erklärte, eine der Hauptaufga­ben des neuen Präsidente­n sei es, „die Demokratie in unserem Land vor ihren Feinden zu schützen“. Saar-Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) wünschte Steinmeier via Twitter „alles Gute“. Für die stellvertr­etende SPD-Landesvors­itzende Anke Rehlinger ist Steinmeier „als Mensch und Politiker die beste Wahl für das höchste Amt des Staates“.

Die übrigen Kandidaten blieben gestern wie erwartet chancenlos. Der von der Linksparte­i nominierte Armutsfors­cher Christoph Butterwegg­e erhielt 128 Stimmen. Für den AfD-Kandidaten Albrecht Glaser stimmten 42 und für den Vertreter der Freien Wähler, den TVRichter Alexander Hold, 25 Wahlleute. Der von der Piratenpar­tei ins Rennen geschickte Engelbert Sonneborn bekam zehn Stimmen.

Die Amtszeit des neuen Bundespräs­identen beginnt am 19. März. Die Zeit bis dahin wolle er nutzen, um ein wenig „runterzuko­mmen“, sagte Steinmeier. Themen des Tages Seite A 2

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FOTO: DPA/VON JUTRCZENKA Kanzlerin Angela Merkel überreicht­e Frank-Walter Steinmeier nach seiner Wahl einen Blumenstra­uß. Zwischen den beiden strahlt SPD-Fraktionss­chef Thomas Oppermann, rechts schaut Grünen-Chef Cem Özdemir eher kritisch. Links als Beobachter Noch-Präsident...

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