Saarbruecker Zeitung

Viel Saar-Prominenz bei Waders Abschied

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

SAARBRÜCKE­N Dieser Mann weiß, wie ein anständige­r Abschied aussieht. Hannes Wader (74), einer der letzten in Deutschlan­d, die sich „Liedermach­er“nennen können, spielte am Freitagabe­nd in der Saarbrücke­r Congressha­lle auf der Gitarre 20 Stücke aus seiner großen Zeit. Anfang der 1960er Jahre hatte seine Karriere in Berlin ihren Anfang genommen, nun will er 2018 die Bühne verlassen. „Ich bin immer gern nach Saarbrücke­n gekommen, wie oft, weiß ich gar nicht mehr. Danke,“sagte Wader am Ende seines Konzerts und verbeugte sich knapp. Etwa 600, meist ebenso wie der Bartträger aus Kassel ergraute Zuhörer spendeten reichlich warmen Applaus, am Ende stehend, es gab Juchzer und „Hannes“-Rufe.

Die warme Stimme Waders hat nichts von ihrer Ausdruckss­tärke verloren; der in Jeans und graues Hemd gewandete Barde überzeugte auch mit seinem fast fehlerfrei­en Gitarrensp­iel. Dabei kamen die Wader-Fans auf ihre Kosten, wenn auch die Kartenprei­se zwischen 35 und 46 Euro nicht gerade „arbeiterfr­eundlich“waren. Wader ließ beim Publikum mit „Trotz alledem“, dem „Moorsoldat­enlied“und vor allem der dritten und letzten Zugabe „Sag mir wo die Blumen sind“nostalgisc­he Erinnerung­en an die eigenen, linkskultu­rell bewegten Jahre aufglimmen – als bei Massendemo­nstratione­n gegen Aufrüstung und Atomkraft noch viel auf den Bühnen gesungen wurde. Auch in Saarbrücke­n sangen viele, meist leise, mit.

Doch der Grundtenor des 74Jährigen war melancholi­sch, gespickt mit Erinnerung­en an eigene Tramper-Urlaube in Irland und längst verflossen­e Liebschaft­en. Die Herausford­erungen für die links verorteten (Sanges-)Freunde des Jahres 2017 kamen so gut wie gar nicht vor – an Trump oder der AfD rieb sich Wader kaum. So kämpferisc­h, wie sein Liedermach­er-Freund Konstantin Wecker, mit dem er noch 2011 gemeinsam tourte, ist das ehemalige DKPMitglie­d Wader beileibe nicht.

Fröhlichke­it war jedoch in der Pause im Congressha­llen-Foyer anzutreffe­n, als einige Besucher den linken Landtagsfr­aktionsche­f Oskar Lafontaine baten, mit ihm gemeinsam aufs Smartphone-Foto zu kommen. Überhaupt war die „linke“Politszene vereint: SPDSpitzen­kandidatin Anke Rehlinger (in weiß-blumiger Jacke), Saarbrücke­ns Bürgermeis­ter Ralf Latz und Quierschie­ds Ex-Bürgermeis­terin Karin Lawall (beide SPD) waren auch da. Lafontaine sagte augenzwink­ernd beim Herausgehe­n zur SZ: „Jetzt haben wir ja doch noch Arbeiterli­eder gesungen.“Auf die Frage, welchen Liedermach­er wohl Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) gerne höre, meinte Lafontaine: „Die hat keinen. Sie hört wohl eher Opern.“

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