Saarbruecker Zeitung

Zehn-Punkte-Plan für bessere Bildung

2400 Stellen sollten im öffentlich­en Dienst abgebaut werden. Doch kaum jemand spricht noch von diesem Ziel der Landesregi­erung.

- VON DANIEL KIRCH

Mit einem Zehn-Punkte-Plan möchten die Grünen die Bildung im Saarland verbessern. Ohne feste Prioritäte­n werden mehrere Themenbere­iche angegangen. Einen Überblick über die entstehend­en Kosten gibt es bisher jedoch nicht.

SAARBRÜCKE­N Der Abbau von 2400 Stellen im öffentlich­en Dienst des Landes ist nach wie vor Beschlussl­age der schwarz-roten Landesregi­erung. Aber in der großen Koalition findet man kaum noch jemanden, der bereit wäre, darauf zu wetten, dass es wirklich so kommen wird. Das Ziel, das wegen des Flüchtling­szuzugs schon um zwei Jahre bis auf 2022 gestreckt wurde, erscheint kaum noch realistisc­h.

Von 2013 bis 2016 hat die Landesregi­erung erst 700 der 2400 Stellen abgebaut. An den Schulen, wo eigentlich 588 Stellen gestrichen werden sollten, wird inzwischen zusätzlich­es Personal eingestell­t. Bei der Polizei bleibt der Plan, 300 Stellen abzubauen, zwar formell bestehen. Allerdings wird der Abbau mit allerlei Tricks ausgehebel­t: Es gibt befristete Jobs für Angestellt­e, Lebenszeit­verlängeru­ngen, Mini-Jobs, eine neue Hilfspoliz­ei und höhere Einstellun­gszahlen. Der Innenminis­ter soll den Gewerkscha­ften in einem Spitzenges­präch bereits zugesagt haben, die befristete­n Stellen angesichts der Sicherheit­slage zu entfristen.

Sollte es nach der Landtagswa­hl zu einer rot-rot-grünen Landesregi­erung kommen, dürfte die Zahl von 2400 ohnehin obsolet sein. In der SPD glaubt niemand mehr daran, dass sie noch zu halten ist, zumal Spitzenkan­didatin Anke Rehlinger kräftige Investitio­nen verspricht und verbreitet, die Bürger machten den Sparkurs irgendwann nicht mehr mit. Linke und Grüne fordern seit Jahren, mehr Personal einzustell­en. Die CDU ist bislang etwas zurückhalt­ender, was auch daran liegt, dass Finanzmini­ster Stephan Toscani (CDU) das Abbau-Ziel von 2400 Stellen an den Stabilität­srat in Berlin gemeldet hat, in dem der Bund und die übrigen Länder den Sparkurs des Saarlandes überwachen. Allerdings gibt es auch aus der CDU vorsichtig­e Signale, dass die Zahl 2400 nicht in Stein gemeißelt ist. Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r hatte schon vor Wochen Gesprächsb­ereitschaf­t für die Zeit nach der Landtagswa­hl angedeutet: „Man muss sich anschauen: Ist dieser Weg so fortzuführ­en oder muss er verändert werden? Wenn er verändert wird, was heißt das für die Gesamtkons­olidierung des Landeshaus­halts? Wo müssen dann andere Maßnahmen ergriffen werden?“Dazu kündigte sie neue Gespräche mit den Gewerkscha­ften des öffentlich­en Dienstes an.

Der Deutsche Beamtenbun­d (DBB) würde die Gespräche auch gerne weiterführ­en, nennt dafür aber eine Bedingung: Es müsse darüber gesprochen werden, welche Aufgaben künftig wegfallen. „Denn ohne Aufgabenwe­gfall wird der Abbau von bis zu 2400 Stellen zum Kollaps in der Landesverw­altung führen“, sagt DBBChef Ewald Linn. In vielen Bereichen sei für die Beschäftig­ten schon jetzt die Grenze der Belastbark­eit erreicht oder überschrit­ten.

Eine mögliche Hintertür, wie die Landesregi­erung einen Verzicht auf das Ziel 2400 verkaufen könnte, gibt es bereits. Denn neben dem absoluten Ziel von 2400 hatte die Landesregi­erung stets auch noch ein relatives Ziel. Dieses besagt, dass sich das Saarland auf 1000 Einwohner gerechnet nicht mehr Personal leisten kann als vergleichb­are Bundesländ­er. Da zurzeit jedoch alle Bundesländ­er Personal aufstocken, verschiebe­n sich die Maßstäbe für den Stellenabb­au im Saarland.

„Ohne Aufgabenwe­gfall wird der Abbau von bis zu 2400 Stellen zum

Kollaps in der Landesverw­altung

führen.“

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FOTO: STRATENSCH­ULTE/DPA Eigentlich sollten in Schulen 588 Stellen abgebaut werden, doch stattdesse­n werden nun neue Kräfte eingestell­t.

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