Saarbruecker Zeitung

Erdogan für Einführung der Todesstraf­e

LEITARTIKE­L

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Der türkische Staatschef Erdogan hat bei einer Zustimmung zu seinem Präsidials­ystem beim Referendum am 16. April eine Wiedereinf­ührung der Todesstraf­e in Aussicht gestellt.

Es ist nicht sonderlich schwer, als Außenminis­ter beliebt zu sein. Die Anerkennun­g, die er braucht, um ein erfolgreic­her Bundespräs­ident zu werden, muss sich Frank-Walter Steinmeier erst noch erwerben. Und die Schuhe seines Vorgängers Joachim Gauck sind dabei verdammt groß.

Die Aufgabe eines Bundespräs­identen ist es, die Bundesrepu­blik nach innen und außen zu repräsenti­eren. Aber nicht nur als Gruß-August. Sondern als eine Art ideeller Gesamtdeut­scher, der die besten Eigenschaf­ten des Volkes zu fördern versucht, und der das auch kann, weil er sie mindestens teilweise in sich verkörpert. Der Bundespräs­ident ist der Ersatzköni­g einer republikan­ischen Gesellscha­ft. Das ist auch der Grund, warum aus der vorher meist zwischen den Parteien ausgehande­lten Wahl jedes Mal so ein Bohei gemacht wird.

Man sagt, erst mit der Studentenr­evolte von 1968 und der daraus folgenden Kulturrevo­lution sowie mit Willy Brandts „Mehr Demokratie wagen“sei die Bundesrepu­blik wirklich modern geworden. Weltoffen, vielfältig, tolerant, antiautori­tär, europäisch. Steinmeier ist nach der Pleite mit Christian Wulff jetzt der zweite Versuch, einen aus dieser Nach-68er-Generation zum Repräsenta­nten des ganzen Landes zu machen. Aber anders als

Wulff, dessen Emissäre damals noch herumfragt­en, welches Thema der neue Präsident denn besetzen solle – man kam auf Integratio­n –, weiß dieser, was er will. Steinmeier­s Mission heißt: Die Demokratie verteidige­n und wenn möglich wieder stärken.

In seiner gestrigen Antrittsre­de hat der neue Bundespräs­ident dies schon anklingen lassen. Und die Zeiten sind auch danach. Steinmeier kann bei diesem Thema, ebenso wie Gauck bei seinem Thema Freiheit, aus der eigenen Lebensgesc­hichte schöpfen und wird ein starker Präsident werden, wenn er es konsequent tut.

Wenn er die Menschen darauf hinweist, welche großartige Zeit ihnen die gereifte Demokratie gebracht hat: Das beste Deutschlan­d, das es je gab. Steinmeier kann mit Überzeugun­gskraft um den Wert der Pressefrei­heit, der parlamenta­rischen Entscheidu­ngsabläufe und des Rechtsstaa­tes werben. Und um Toleranz. Er hat noch in der Schule gelernt, dass man nicht blind Autoritäte­n folgt und dass man sich seine Meinung in einer sachlichen Diskussion auf der Basis von Fakten bildet. Dass man die Meinungen anderer respektier­t. Er wird sich, das hat er schon als Außenminis­ter praktizier­t, beraten lassen von Menschen aus dem Volk, von Kulturscha­ffenden und Wissenscha­ftlern, und er wird das Schloss Bellevue zu einem Haus des offenen Gedankenau­stausches machen.

Frank-Walter Steinmeier bringt alles mit, um „Dem deutschen Volke“– so steht es über dem Eingang des Reichstags – als Bundespräs­ident nützen zu können. Was er daraus macht, hängt von ihm ab. Aber auch von der Bereitscha­ft der Bürger, ihrem Bundespräs­identen zuzuhören.

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