Grüner Tee und grüne Stulpen
BERLINER NOTIZEN
Martin Schulz und der Riesen-Hype um ihn haben die Werbeabteilung der SPD offenbar kalt erwischt. Im Online-Shop der Genossen sind Fanartikel mit Schulz noch Mangelware, Ladenhüter von und mit Sigmar Gabriel zum Sonderpreis gibt es freilich auch nicht. Bis jetzt bieten die Sozialdemokraten nur einen weißen Button an mit Schulz’ Konterfei und dem Spruch: „Zeit für Martin“. Was das jetzt genau heißen soll, ob der Martin mehr Zeit für sich braucht, oder es für Martin an der Zeit ist, weiß man nicht. Fünf Stück kosten 2,10 Euro. Das ist sozial gerecht.
Frank-Walter Steinmeier ist nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten nicht gleich in Amt und Würden. Joachim Gaucks Amtszeit endet am 18. März, 24 Uhr, die von Steinmeier beginnt am 19. März, 0 Uhr. Doch wie erfolgt die Übergabe? Ganz gediegen: „Es gehört zu den Gepflogenheiten, dass das scheidende Präsidentenpaar das Schloss Bellevue – beispielsweise im Rahmen einer Teestunde – an das neue Präsidentenpaar symbolisch übergibt“, verriet Gaucks Sprecherin. Very british.
Manchmal wiehert in Berlin der Amtsschimmel, und zwar sehr laut. 2010 wurde die Winterreifenpflicht auch für Roller, Motorräder und motorisierte Krankenfahrstühle eingeführt. Seitdem droht bei Verstößen ein Bußgeld von 60 Euro. Sieben Jahre später haben die Politprofis zwar festgestellt, dass es für diese Gefährte gar keine Winterreifen gibt. Aber der Bundesrat konnte sich noch nicht durchringen, die Regelung abzuschaffen. Typisch deutsch.
Die Berlinale dient natürlich auch Politikern zum Schaulaufen. Deswegen kam GrünenFraktionschefin Katrin GöringEckardt zur Eröffnungsfeier am Donnerstag – in einem langen schwarzen Kleid. Manch einer meinte, einen Hauch von CDU im Raum zu verspüren. Dazu trug Göring-Eckardt grüne Stulpen. Sie selber kommentierte die modische Kombination später auf Twitter so: „Grüne Stulpen sind natürlich ein politisches Statement. Wer will denn nur schwarz (aus)sehen?“