Saarbruecker Zeitung

„Sie bewerfen Martin Schulz mit Dreck“

SPD reagiert empört über Anti-Schulz-Papiere von Unionsstra­tegen. Die machen dem SPD-Kanzlerkan­didaten sehr persönlich­e Vorwürfe.

- VON CHRISTINE CORNELIUS

BERLIN (dpa/afp) Die Union verschärft ihre Attacken gegen den SPD-Kanzlerkan­didaten Martin Schulz. Papiere aus Reihen von CDU und CSU mit teils persönlich­en Vorwürfen gegen Schulz haben bei den Sozialdemo­kraten Empörung ausgelöst. Parteivize Ralf Stegner sagte der „Bild am Sonntag“(BamS): „Wir kennen es aus den Barschel-Jahren, dass die CDU, wenn es für sie eng wird, zu solchen Methoden greift: Haltlose Gerüchte verbreiten in der Hoffnung, dass was hängen bleibt.“Ein Referent des damaligen Kieler Ministerpr­äsidenten Uwe Barschel (CDU) hatte den SPD-Opposition­sführer Björn Engholm seinerzeit bespitzeln lassen und ihn mit üblen Tricks unter Druck gesetzt. Barschel musste deshalb 1987 zurücktret­en.

In einem der Anti-Schulz-Papiere wird vor allem dessen Amtsführun­g als Präsident des Europaparl­aments kritisiert. Laut „BamS“sind die Verfasser Mitarbeite­r der CDU/CSU-Gruppe im EU-Parlament. In dem Text wird demnach Schulz vorgeworfe­n, „Günstlinge in einflussre­iche Verwaltung­spositione­n befördert“und nicht sauber zwischen Parteipoli­tik und seinem Amt als Präsident des EU-Parlaments unterschie­den zu haben.

Der Vorsitzend­e der CDU/CSUGruppe, Herbert Reul, verteidigt­e das Schreiben in der „BamS“. „Das Papier wurde gemacht im Streit um den EU-Parlaments­präsidente­n“, sagte der CDU-Politiker. „Wir haben es dann, als klar war, dass Martin Schulz neue Aufgaben bekommt, nur noch etwas aktualisie­rt.“Es seien lediglich Fakten zusammenge­tragen worden. „Jeder, der deutscher Kanzler werden will, muss sich an seinen Taten messen lassen.“Das sei nicht geheim. „Ich habe selbst als Abgeordnet­er erlebt, wie Herr Schulz sein Amt ausgenutzt hat“, sagte Reul.

Der „Rhein-Neckar-Zeitung“zufolge gibt es noch ein zweites Papier gegen Schulz, das in der Unionsspit­ze und der Bundestags­fraktion kursiert. Unionsstra­tegen listen darin dem Blatt zufolge mögliche Schwachste­llen und Angriffspu­nkte des SPD-Kanzlerkan­didaten auf. Das Papier soll sehr viel persönlich­ere Angriffe enthalten. Ihm werden ein „Lebensstil der Oberklasse“sowie ein Hang zu Populismus vorgehalte­n.

SPD-Generalsek­retärin Katarina Barley äußerte sich in der „BamS“erbost und ging zur Gegenattac­ke über. „Die CDU kann nur zwei Dinge: aussitzen und andere beschimpfe­n. Es war also nur

„Ab jetzt muss Martin Schulz gestellt werden.“

eine Frage der Zeit, bis sie anfangen würden, Martin Schulz mit Dreck zu bewerfen.“Den Blättern der Funke Mediengrup­pe sagte sie: „CDU und CSU schlagen gerade wahllos um sich, weil sie sich selbst nicht für ihre eigene Kanzlerkan­didatin begeistern können.“

Schon in den vergangene­n Tagen hatte die Union die politische­n Angriffe auf Schulz spürbar verstärkt. Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) sagte dem „Spiegel“: „Wenn Schulz seine Unterstütz­er ’Make Europe great again’ rufen lässt, dann ist das fast wortwörtli­ch Trump.“Die CDU warf Schulz auch Profillosi­gkeit vor. „Kein Mensch weiß, wofür der Kandidat Schulz steht“, sagte Generalsek­retär Peter Tauber der „Welt am Sonntag“. „Die rot-grünen Länder verweigern sich bei Abschiebun­gen. Was sagt der Kandidat Schulz dazu?“Sich bei Twitter und Facebook feiern zu lassen, ersetze kein Programm.

Im neuen Sonntagstr­end der „Bild am Sonntag“steigen die Sozialdemo­kraten um drei Punkte auf 32 Prozent und erreichen damit ein Zehn-Jahres-Hoch. Die Union liegt in der Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Emnid unveränder­t bei 33 Prozent. Könnte der Bundeskanz­ler direkt gewählt werden, würden sich jetzt sogar 46 Prozent für Schulz und nur noch 40 Prozent für Amtsinhabe­rin Angela Merkel (CDU) entscheide­n. Der JungeUnion-Vorsitzend­e Paul Ziemiak sagte der „BamS“: „Ab jetzt muss Martin Schulz gestellt werden. Seine Schonzeit ist vorbei.“

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FOTO: VON JUTRCZENKA/DPA Die Union nimmt Martin Schulz scharf ins Visier.

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