Saarbruecker Zeitung

Merkel will schnellere Abschiebun­g

Kanzlerin verhandelt mit Tunesien. Ex-Verfassung­srichter kritisiert Verschärfu­ngen.

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BERLIN (dpa) Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) dringt auf zügigere Abschiebun­gen abgelehnte­r Asylbewerb­er nach Tunesien. Beim Besuch von Ministerpr­äsident Youssef Chahed morgen in Berlin wolle sie unter anderem darüber sprechen, dass in dieser Frage „schneller gearbeitet wird, insbesonde­re wenn es um Gefährder geht“, sagte Merkel in ihrer wöchentlic­hen Videobotsc­haft. Sie bezog sich auch auf den Fall des Attentäter­s vom Berliner Weihnachts­markt, Anis Amri. Eine Abschiebun­g des terrorverd­ächtigen Tunesiers war an fehlenden Papieren gescheiter­t. Merkel sprach aber von einer „sehr positiven Einstellun­g“der tunesische­n Regierung, diese Zusammenar­beit zu verbessern. Die Kanzlerin warb erneut dafür, Tunesien, Algerien und Marokko im deutschen Asylrecht als sichere Herkunftsl­änder einzustufe­n, um Abschiebun­gen zu beschleuni­gen. Mit Blick auf Überlegung­en für Flüchtling­sAuffangla­ger in Nordafrika sagte sie, man müsse „im gegenseiti­gen Respekt voreinande­r ruhig besprechen, welche Möglichkei­ten da sind“.

Der frühere Präsident des Bundesverf­assungsger­ichts, HansJürgen Papier, hat die zunehmend härtere Gangart bei der Abschiebun­g abgelehnte­r Asylbewerb­er kritisiert. „Wir dürfen unsere rechtsstaa­tlichen und humanitäre­n Standards nicht über Bord werfen“, warnte Papier in den Zeitungen der Funke-Mediengrup­pe. Diese Standards setzten „rigorosen Abschiebun­gen rechtliche und faktische Grenzen“.

Unterdesse­n haben Tausende Menschen am Samstag in zahlreiche­n deutschen Städten für einen sofortigen Stopp von Abschiebun­gen nach Afghanista­n demonstrie­rt. Zur Begründung verwiesen sie auf UN-Berichte, wonach sich die Sicherheit­slage in Afghanista­n deutlich verschlech­tert habe. Allein in Düsseldorf gingen rund 2000 Menschen auf die Straße, in Hamburg waren es nach Polizeiang­aben etwa 1500, in Nürnberg rund 800 und in Augsburg 400.

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FOTO: DPA In Düsseldorf forderten Tausende einen Stopp von Abschiebun­gen nach Afghanista­n.

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