Saarbruecker Zeitung

Die meisten lauten Stinker haben bald ausgedient

Die Stadt Saarbrücke­n stellt große Teile ihres Fuhrparks und Gerätebest­andes von Benzinern auf leisere Elektromod­elle um.

- VON FRANK KOHLER Thomas Blug, Pressespre­cher der Stadt Saarbrücke­n

SAARBRÜCKE­N Der Lärm der Laubbläser und Laubsauger schwappte vom Friedhof St. Johann herüber und flutete die Wohnung des Anwohners. Sein Befund: unerträgli­che 115 Dezibel. Das sei ein Krach in der Lautstärke eines Presslufth­ammers. Und den wollte der Mann abstellen. Endgültig.

Es folgte ein jahrelange­r Streit zwischen dem Friedhofsa­nrainer und der Stadtverwa­ltung über die Zulässigke­it der mit Verbrennun­gsmotoren betriebene­n LaubBeseit­iger. Denn die Stadt war zu der geforderte­n völligen Abkehr von den umstritten­en Geräten nicht bereit.

Deswegen zog der Anwohner vor das Verwaltung­sgericht Saarlouis. Es solle die Stadt verurteile­n, „den Einsatz von verbrennun­gsmotorbet­riebenen Laubbläser­n auf dem Friedhof zu unterlasse­n“. Die Stadt forderte von den Verwaltung­srichtern, die Klage des Anwohners abzuweisen. Der Mann habe keinen Anspruch darauf, dass der Einsatz von verbrennun­gsmotorbet­riebenen Laubbläser­n auf dem Friedhof unterbleib­t. Laub lasse sich wirtschaft­lich nur durch den Einsatz dieser Geräte beseitigen.

Ergebnis: Das Gericht wies die Klage des Anwohners ab. Es akzeptiert­e letztlich keines der vom Kläger angeführte­n Argumente für einen Anspruch an die Stadt, auf die lauten Laubbläser zu verzichten. Gegen das Urteil ist allerdings eine Berufung vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht möglich.

Die Stadt hat aber ohnehin, unabhängig von dem Ausgang dieses Verfahrens, die Abkehr von den Krachmache­rn mit Verbrennun­gsmotoren eingeleite­t. So wie andere Städte vergleichb­arer Größe auch. Das westfälisc­he Hagen etwa setzt in Zukunft auf Fahrzeuge und Maschinen mit Elektromot­oren. Das soll vor allem Heckensche­ren, Freischnei­der und Laubbläser leiser machen.

Stadtsprec­her Thomas Blug stellte auf SZ-Anfrage zusammen, was sich im Saarbrücke­r Fuhrund Gerätepark getan hat und noch tun wird. Die kleineren Heckensche­ren, Freischnei­der und Hoch-Entaster – im Fachjargon „leichte handgeführ­te Arbeitsmas­chinen“– für Einsätze auf Friedhöfen und anderen Grünfläche­n haben mittlerwei­le Akkus statt Benzinmoto­ren.

Dazu Thomas Blug: „Sie sind jetzt nicht nur leiser, sondern schonen auch die Gesundheit der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r bei der Arbeit. Es gibt zum Beispiel keine Abgase mehr. Außerdem werden die Akkus auf dem Rücken getragen, so dass die eigentlich­e Arbeitsmas­chine relativ leicht ist.“

Doch noch haben die Benziner nicht ausgedient. Die Technik sei noch nicht so weit entwickelt, dass das Amt für Stadtgrün und Friedhöfe sämtliche „handgeführ­ten Arbeitsmas­chinen“durch Akkugeräte ersetzen könnte. „Größere und leistungss­tärkere Geräte wie Heckensche­ren oder Blasgeräte, die für schwere Arbeitsein­sätze benötigt werden, müssen nach wie vor mit Verbrennun­gsmotoren laufen“, sagt der Stadtsprec­her.

Das neue Stromzeita­lter ist nicht auf das Werkzeug der städtische­n Gärtner und Friedhofsp­fleger beschränkt. Das Amt für Stadtgrün und Friedhöfe plant, den Bestand an Pkw und Kleinst-Lkw im Laufe der kommenden Jahre im Sinne des Klimaschut­zes zu einer Elektroflo­tte umzurüsten.

Dieser Fuhrpark umfasst immerhin 140 Wagen. „Das Amt informiert sich dazu kontinuier­lich über den Entwicklun­gsstand der Technik und wird zum entspreche­nden Zeitpunkt mit dem Austausch beginnen“, sagt Blug.

Gefragt, was sich die Stadt überhaupt leisten kann, um ihren Gerätepark umzurüsten, antwortete ihr Sprecher: „Für Investitio­nen in Maschinen und Fahrzeuge im Bereich Friedhöfe stehen 2017 rund 380 000 Euro zur Verfügung, im kommenden Jahr rund 270 000 Euro.“Und was ist außerhalb der Friedhöfe möglich? Dazu Blug: „Zur Maschinenb­eschaffung für Grünfläche­n, den Stadtforst und die Bachunterh­altung sowie Baumpflege und Zentrale Werkstätte­n stehen 2017 rund 210 000 Euro zur Verfügung, 2018 sind es rund 90 000 Euro.“

„Größere und leistungss­tärkere Geräte

für schwere Arbeitsein­sätze müssen

nach wie vor mit Verbrennun­gsmotoren

laufen.“

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SYMBOLFOTO:FRANK RUMPENHORS­T/DPA Die großen Laubmengen auf den Friedhöfen sind eine Herausford­erung für die Leute vom Grünamt. Am Einsatz von Laubbläser­n mit Verbrennun­gsmotor entzündete sich ein Streit, der bis vor das Verwaltung­sgericht Saarlouis führte.

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