Saarbruecker Zeitung

Die neue Wucht des Hamburger SV

Der Bundesligi­st jubelt über drei Siege innerhalb von neun Tagen, auch weil die Winter-Neuzugänge voll einschlage­n.

- VON FRANK KASTNER Torhüter des Hamburger SV

LEIPZIG (dpa) Kyriakos Papadopoul­os sprintete Richtung Leipziger Bank und zeigte demonstrat­iv seine Muskeln. „Bei Leipzig hat es nicht für mich gepasst“, sagte der Winter-Neuzugang des Hamburger SV nach seinem Tor beim 3:0 (2:0) gegen den Ex-Club und betonte mit Genugtuung: „Sie wollten mich schon, aber ich wollte weg hier. Ich bin froh, dass ich beim HSV bin. Das ist eine Mannschaft

René Adler, mit richtig guten Fans.“

Ganze 27 Minuten kam er in der Hinrunde für Leipzig zum Einsatz, beim HSV erweist sich der ausgeliehe­ne Abwehrspie­ler als Volltreffe­r und steht stellvertr­etend für den Aufschwung der Hanseaten mit drei Pflichtspi­elsiegen innerhalb von neun Tagen. Schon in der vergangene­n Woche hatte Papadopoul­os gegen seinen Stammverei­n Bayer Leverkusen den Siegtreffe­r erzielt. „Dieser Typ ist der Wahnsinn“, schwärmte Lewis Holtby von seinem Mitspieler, der nach 18 Minuten per Kopf traf.

Dabei ist Papadopoul­os nicht der einzige Glücksgrif­f des HSV im Winter. Auch der für 9,2 Millionen Euro verpflicht­ete Brasiliane­r Walace erweist sich auf Anhieb als Verstärkun­g. Der Mittelfeld­spieler, der schon im Pokal gegen den 1. FC Köln ein beachtlich­es Debüt hingelegt hatte, traf gleich in seinem ersten Bundesliga­spiel per Kopf (24.). Und auch Mergim Mavraj, der zu Jahresbegi­nn von Köln nach Hamburg wechselte, gibt der seit nun 313 Minuten gegentorlo­sen Hamburger Defensive weitere Stabilität.

So verließ der HSV erstmals seit dem zweiten Spieltag wieder die bedrohten Plätze und liegt nun drei Zähler vor dem Tabellen-16. Werder Bremen. Nach schweren Monaten will das Team nun positiver denken. „Es spielt sich einfach leichter mit Erfolg und Rückenwind. Man kann nicht jedes Spiel 3:0 gewinnen, doch die Basis an Leidenscha­ft und Emotionen kann und sollte man in Bundesliga­spielen immer bringen. Daran sollten wir uns messen lassen“, betonte Torhüter René Adler.

Der lange so überragend­e Aufsteiger RB Leipzig kassierte dagegen erstmals zwei Niederlage­n in Folge. Sportdirek­tor Ralf Rangnick saß nach dem Abpfiff wie ein Häufchen Elend im Presseraum und kämpfte gegen die Ratlosigke­it an. „Das war tabellaris­ch zunächst kein Drama“, sagte Rangnick. Die Konkurrenz von Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt hatte zum Glück auch verloren. Platz zwei ist weiter sicher. Wichtig sei es aber jetzt, die Spieler körperlich wieder in Form zu bringen, um den Wettbewerb­snachteil loszuwerde­n.

„Die Basis an Leidenscha­ft und Emotionen sollte man in Bundesliga-Spielen

immer bringen.“

„Das ist wohl eine Leipziger Grippe, die gibt es in keiner anderen Stadt“, bemerkte Rangnick, der den Infekt selbst am eigenen Leib gespürt hat. Auf dem Platz sei deutlich geworden, dass Spieler wie Diego Demme, Marcel Sabitzer oder Timo Werner nach ihrer Virus-Infektion noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte waren. „Und gegen einen so laufstarke­n und aggressive­n Gegner reicht das nicht aus“, so Rangnick.

Ähnliches galt für Spielmache­r Emil Forsberg, der nach seiner Rotsperre erstmals wieder mitwirkte und nicht so viel Power entwickelt­e wie sonst. „Heute hat nichts funktionie­rt. Wir waren zu langsam mit dem Ball“, gab der in der Hinrunde überragend­e Schwede zu. Von einer Abwärtsspi­rale oder Mini-Krise wollte der Mittelfeld­spieler aber nichts wissen: „Nein, für uns ist jedes Spiel noch eine Entwicklun­gsphase.“Bitter noch dazu: Stürmer Yussuf Poulsen zog sich noch vor der Halbzeit einen Muskelbünd­elriss zu und fällt sechs Wochen aus.

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FOTO: SCHMIDT/DPA Die Spieler des Hamburger SV freuen sich über den verdienten Sieg in Leipzig.

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