Saarbruecker Zeitung

Sektdusche und Goldrausch in Hochfilzen

Die deutschen Biathleten räumen bei der WM weiter kräftig ab. Benedikt Doll holte Gold im Sprint, Laura Dahlmeier in der Verfolgung.

- VON SANDRA DEGENHARDT

HOCHFILZEN (dpa) Bei seiner ersten Siegerehru­ng auf der ganz großen Biathlon-Bühne stand Benedikt Doll stramm. Mit Absicht. „Ich bin Soldat. Deshalb bin ich in Grundstell­ung gegangen“, sagte der 26Jährige am Samstag. Nach seinem Coup mit dem ersten WeltcupSie­g überhaupt – und dann gleich im Sprintwett­bewerb der WM in Hochfilzen – war das sein Dank an die Bundeswehr-Sportförde­rgruppe für die jahrelange Unterstütz­ung. Nach der Nationalhy­mne ließ er mit dem Zweiten Johannes Thingnes Bö und Bronze-Gewinner Martin Fourcade die Korken knallen. Auch ein Novum. „Das können nicht nur die Rennfahrer, sondern auch die Biathleten“, sagte Doll lachend.

Bisher war WM-Silber mit der Staffel im Vorjahr sein größter Erfolg. Immer wieder war Hobbykoch Doll nah dran, aber kam nie richtig durch. Jetzt darf er sich Weltmeiste­r nennen. „Darauf habe ich 17 Jahre hingearbei­tet. Es ist ein Moment, wo ich mich noch lange dran erinnern werde“, sagte der Schwarzwäl­der, der der erste Sprint-Weltmeiste­r seit Arnd Peiffer 2011 und der sechste Deutsche insgesamt ist.

Erst einmal in seiner WeltcupKar­riere schoss Doll fehlerfrei. Im März 2014 bei einem Sprint in Kontiolaht­i. Jetzt schaffte er es wieder – genau zum richtigen Zeitpunkt. Einer der schnellste­n Läufer war er schon immer. Aber das Stehendsch­ießen ist sein Problem – dieses Jahr hat er eine schwache Quote von 70 Prozent.

Gestern konnte Doll in der Verfolgung seinen Erfolg nicht wiederhole­n, am Ende landete er mit drei Schießfehl­ern auf Platz elf. Auch für die restlichen deutschen Starter reichte es beim souveränen Sieg des Franzosen Fourcade nicht zu einer Medaille.

Dafür hatten die Deutschen am Vormittag allen Grund zum Jubeln, denn Laura Dahlmeier krönte sich vorzeitig zur „Königin von Hochfilzen“. „Wenn mir das jemand vor zwei, drei Jahren gesagt hätte, ich hätte es nicht geglaubt“, sagte die 23-Jährige nach ihrem überlegene­n Triumph in der Verfolgung: „Ich habe schon sehr viel geschafft bei dieser WM. Zwei Gold, eine Silber – die Wand bei uns im Hotelzimme­r wird voller.“

In ihrem Zimmer in der Teamunterk­unft heftet sie das Edelmetall gut sichtbar an die Wand, genau wie im Vorjahr in Oslo. Dahlmeier hatte 2016 am Holmenkoll­en fünf Medaillen in fünf Rennen gewonnen, das kann sie nun sogar noch toppen. Drei Mal stand Dahlmeier bereits auf dem Podest, drei weitere Chancen warten in Österreich noch auf die Ausnahmekö­nnerin, die gestern vor Darja Domratsche­wa (Weißrussla­nd) und Gabriela Koukalova (Tschechien) siegte.

„Ich habe bei allen Rennen die Chance, dass es zu einer Medaille reicht“, sagte Dahlmeier. Sollte das gelingen, könnte sie einen Rekord für die Ewigkeit aufstellen. Die Norwegerin Tora Berger schaffte 2012 und 2013 das Kunststück, neun Mal in Serie auf einem WM-Podest zu stehen. Dahlmeier kann die Bestmarke bereits an diesem Mittwoch (14.45 Uhr/ARD und Eurosport) mit einem Podestplat­z im Einzel einstellen.

Einen ganz besonderen Sonntag feierte auch das Traumpaar schlechthi­n im Welt-Biathlon, Darja Domratsche­wa und Ehemann Ole Einar Björndalen. Nur viereinhal­b Monate nach der Geburt ihrer Tochter Xenia gewann die Weißrussin am Vormittag sensatione­ll WM-Silber. Die erst im Januar in Oberhof ins Wettkampfg­eschehen zurückgeke­hrte Domratsche­wa rollte das Feld vom 27. Platz aus von hinten auf. „Das ist ein Traum, eine Traummedai­lle. Ich hätte vor dem Rennen nie daran gedacht“, sagte die dreimalige Olympiasie­gerin. Am Nachmittag legte dann Ehemann Björndalen nach. Der bereits 43 Jahre alte Rekordwelt­meister holte Bronze.

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FOTO: SCHUTT/DPA Benedikt Doll lieferte am Samstag das Rennen seines Lebens ab – und gewann sensatione­ll den Sprintwett­bewerb bei der Weltmeiste­rschaft in Hochfilzen.
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FOTO: SCHUTT/DPA Einfach nur genießen: Laura Dahlmeier gewann gestern das Verfolgung­srennen der WM.

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