Saarbruecker Zeitung

Britz will weniger Kreise und Groß-Saarbrücke­n

Die Oberbürger­meisterin hält völlig neue Verwaltung­sstrukture­n im Saarland für nötig. Gegen ihre Ideen gibt es allerdings Widerständ­e.

- VON DANIEL KIRCH

SAARBRÜCKE­N Die Saarbrücke­r Oberbürger­meisterin Charlotte Britz befeuert die von der saarländis­chen Wirtschaft angestoßen­e Diskussion über eine Reform der kommunalen Verwaltung­sstrukture­n mit eigenen Vorschläge­n. Die SPD-Politikeri­n forderte in einem SZ-Interview, die Zahl der Landkreise auf drei zu reduzieren und die Stadt Saarbrücke­n deutlich zu vergrößern. „Bei sinkenden Einwohnerz­ahlen brauchen wir effiziente Strukturen“, sagte Britz. Als Voraussetz­ung nannte sie, dass die Bürger ihre Ansprechpa­rtner in den Behörden und in den Räten weiterhin gut erreichen könnten. Einer Zusammenle­gung der fünf Landkreise und des Regionalve­rbandes zu einem Kommunalve­rband, wie dies die saarländis­chen Unternehme­nsverbände vorgeschla­gen lehnt Britz daher ab.

Sie unterstric­h aber ihren Vorschlag, die Stadt Saarbrücke­n und das Umland zu einer dann deutlich größeren Landeshaup­tstadt

hatten, zusammenzu­legen. Die übrigen Kommunen des Regionalve­rbandes (Friedrichs­thal, Großrossel­n, Heusweiler, Riegelsber­g, Püttlingen, Kleinblitt­ersdorf, Quierschie­d, Sulzbach und Völklingen) könnten zu Stadtbezir­ken der Landeshaup­tstadt werden, regte Britz an. Die Stadt würde so von 178 151 Einwohnern (Stand: 2015) auf 327 380 wachsen. Ein solcher Neuzuschni­tt war bereits im Zuge der Gebietsref­orm 1974 diskutiert, dann aber verworfen worden.

Vorteile sieht Britz unter anderem darin, Gewerbegeb­iete und den Einzelhand­el besser entwickeln zu können. Die Landeshaup­tstadt könne dann in der Konkurrenz mit anderen Städten besser mithalten, sagte Britz. Sie räumte aber ein, dass es Widerständ­e gegen solche Überlegung­en gibt – auch in ihrer eigenen Partei: „Es ist immer schwierig, Dinge im Leben aufzugeben, das macht niemand gerne. Das macht es so schwierig, weil natürlich kein Bürgermeis­ter sagt: Ich bin dafür, dass meine Stadt in Zukunft keinen Bürgermeis­ter mehr hat.“Sie sei aber sicher, dass die Bürger mitmachten, wenn man eine solche Reform richtig angehe.

Eine Großstadt Saarbrücke­n, die alle bisher selbststän­digen Kommunen des Regionalve­rbandes umfasst, hätte rund 327 000 Einwohner und wäre damit etwas größer als Münster, Bonn, Mannheim oder Karlsruhe. Die Idee spielte bereits vor der Gebietsref­orm 1974 eine Rolle. Eine Arbeitsgru­ppe der Landesregi­erung entwickelt­e damals drei Modelle, von denen eines vorsah, große Teile des heutigen Regionalve­rbandes einzugemei­nden. Die Stadt hätte dann 324 000 Einwohner gehabt. Am Ende wurde aber ein anderes Modell gewählt – die Landeshaup­tstadt wuchs dadurch „nur“von 123 000 auf damals 209 000 Einwohner.

sich in diesem Punkt ja vermutlich schnell einig.

BRITZ Ich denke, dass er dort die Zeichen der Zeit erkannt hat. Es gibt einzelne, mit denen man darüber reden kann, aber eine Mehrheit sehe ich im Moment nicht.

In der nächsten Legislatur­periode wird in Sachen Verwaltung­sreform irgendetwa­s passieren, bloß was? BRITZ Nach dem 26. März müsste das Thema aus meiner Sicht eine Rolle spielen, in welcher Form auch immer. Wir haben 2019 Kommunalwa­hlen. Bis dahin werden natürlich alle wieder vorsichtig sein. Aber ich finde, dass mutige Entscheidu­ngen gefragt sind. Eine Kommunalre­form muss in ein übergeordn­etes Entwicklun­gskonzept für das Saarland eingebette­t werden. Wir müssen einen Plan entwickeln, der Stärken, Leistungsf­ähigkeit und Funktionen des ländlichen Raumes, der Mittelzent­ren und des Oberzentru­ms definiert und fördert. Wenn man es richtig angeht, bin ich mir ziemlich sicher, dass die Bürgerinne­n und Bürger mitmachen.

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