Saarbruecker Zeitung

Närrisches Staatsbank­ett mit Maggi-Flasche

- VON ANDREAS LANG

SAARBRÜCKE­N Durch die Narrenbril­le sieht die Zukunft des Saarlandes oft rosig aus. Gerade aus Berlin zurückgeko­mmen, berichtet Gretel, die Putzfrau aus dem Landtag, bei der Narrenscha­u des Verbandes Saarländis­cher Karnevalsv­ereine (VSK) am Sonntagabe­nd in der Riegelsber­ghalle, was sich im Vorfeld der Wahl des Bundespräs­identen wirklich zugetragen hat.

Die Putzfrau ist die närrische Bühnenroll­e, in die Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) seit Jahren schlüpft. „Während die do drin gewählt hann, musst ich de roode Teppich sauche“, so die in Berlin spielende Rahmengesc­hichte. Was keiner wusste: Eigentlich sollte ein Saarländer ins Amt. „De Maas und de Altmeier ware jo schun als Agente ingeschleu­st“, so Putzfrau Gretel. Verträge waren ausgehande­lt. Saarländis­che Betriebe sollten Lyoner und Weck nach Berlin liefern. An Bier aus Homburg sollte es ebenfalls nicht fehlen. Villeroy und Boch habe sogar eine filigrane Maggi-Flasche entworfen – so sponn die Landesmutt­er in ihrer Rolle weiter: „Die Staatsbank­ette würden dann ganz anders aussehen.“Was wohl zum Beispiel die Queen zu solch einem Bergmannsf­rühstück gesagt hätte?

Ausgerechn­et der VSK verhindert­e dann die Vision, als der VSKPräside­nt Klaus-Ludwig Feß Präsident des Bundesverb­andes (BDK) wurde: „Do hann die de Feß zum BDK-Präsident gemacht unn zwei Saarländer als Präsident war denne dann zu viel – do hann se halt die Spaßbrems Steinmeier gewählt.“In weiteren kurzen Geschichte­n bedachte sie auch die Kabinettsk­ollegen mit närrischem Spott. Egal, ob sie wie Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger als Bauarbeite­rin oder Umweltmini­ster Reinhold Jost (beide SPD) als Biene anwesend waren – oder fehlten. Wie Kultusmini­ster Ulrich Commerçon (SPD) oder Sozialinis­terin Monika Bachmann (CDU). Neben dem Auftritt der Ministerpr­äsidentin hatte der VSK einmal mehr einen Querschnit­t der saarländis­chen Fasenacht auf die Bühne seiner Narrenscha­u gebracht, die erstmals VSK-Vizepräsid­ent Stefan Regert moderierte. In der Bütt zum Beispiel „De Lädisch“Joachim Moser. Neben Geschichte­n zu seinem angetraute­n „Lawinsche“dieses Mal auch Pointen auf Kosten der Prominenz im Saal. Marek Winter schimpfte als „Till Eulenspieg­el“gegen die Saar-AfD und die Stadionsan­ierung. Oder Jonas Degen als Mann am Piano – der nicht nur singend das Instrument beherrscht, sondern auch Dolmetsche­rqualitäte­n hat. So kann er nicht nur die allgemein verständli­che Sprache in Jugendspra­che übersetzen. Mode-Wörter in Allgemeins­prache kann er auch: „Fake-News sind Propaganda, keine falschen Nachrichte­n – ein Einbrecher ist ja auch kein Fake-Besuch.“............................................. Die Aufzeichnu­ng der Narrenscha­u ist am kommenden Samstag, 20.15 Uhr, im SR-Fernsehen zu sehen.

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