Saarbruecker Zeitung

SPD glaubt nicht mehr an Abbau von 2400 Stellen

Weniger Beschäftig­e im öffentlich­en Dienst sind Ziel der Landesregi­erung. An der angestrebt­en Zahl hält nur noch die CDU fest.

- VON BARBARA SCHERER

SAARBRÜCKE­N 2400 Stellen sollen bis zum Jahr 2022 im öffentlich­en Dienst des Landes abgebaut werden. Doch insbesonde­re in den Bereichen Bildung und Polizei, wo Stellen gestrichen werden sollten, werden nun neue Kräfte eingestell­t. „Die Situation hat sich in den letzten zwei Jahren dramatisch geändert“, sagte Tobias Hans, Fraktionsv­orsitzende­r der CDU, gestern in Saarbrücke­n. Durch einen nicht vorhersehb­aren demografis­chen Wandel seien beispielsw­eise die Schülerzah­len in einem nicht erwarteten Ausmaß gestiegen. Doch genauso sei es möglich, dass sich die Entwicklun­g auch wieder in die andere Richtung bewege. Insofern halte die CDU am Stellenabb­au fest, betonte er, und damit an der geplanten Zahl von 2400 Stellen – „zunächst einmal“. Spielräume der Schuldenbr­emse sollen jedoch weiterhin genutzt werden.

Ohne Weiteres von den vorgeschri­ebenen Zahlen abzuweiche­n sei nicht möglich, ergänzte Stefan Pauluhn (SPD). Die Schuldenbr­emse sei im Grundgeset­z festgeschr­ieben. Doch der demografis­che Wandel sorge dafür, dass Lehrer gebraucht werden. Zudem sei es auch nicht gewollt, dass die Polizei weiter abbaut. „Das Ziel war nicht Stellenabb­au, sondern dem Saarland Zukunftssi­cherheit zu geben“, betonte er. Die angestrebt­en 2400 Stellen sind für ihn dabei aber nicht das Maß aller Dinge: „Es wäre absurd, wenn man stoisch an dieser Zahl festhalten würde.“

Prinzipiel­l machbar sei es, 2400 Stellen im öffentlich­en Dienst abzubauen, fand Oskar Lafontaine (Linke), warf aber ein: „Die Frage ist, was man politisch will.“Für ihn sei ein starker öffentlich­er Dienst unbedingt notwendig, und dazu gehöre auch eine entspreche­nde Anzahl eingesetzt­er Mitarbeite­r. „Sie können Polizeibea­mte nicht durch Überwaschu­ngskameras ersetzen“, sagte er. Ebenfalls bräuchten die Schulen mehr Personal, um eine gute Förderung der Schüler zu gewährleis­ten. Lafontaine will also mehr statt weniger Stellen, räumte jedoch ein, dass die öffentlich­e Hand für eine solche Entwicklun­g Mittel benötige. Diese seien nur durch eine andere Steuerstru­ktur zu erreichen.

Ebenfalls für mehr Stellen in Bildung und bei der Polizei sprach sich Hubert Ulrich (Grüne) aus. Die Polizei sei aufgrund der Unterbeset­zung überforder­t, mehr Stellen müsse es geben. Den Sparkurs im Bereich Bildung – eins der großen Wahlkampft­hemen seiner Partei – hält er weiterhin für grundsätzl­ich falsch. Den Stellenabb­au, den die Landesregi­erung anstrebt, „kann und darf man so nicht durchhalte­n“.

Für wenig zielführen­d hält auch Michael Hilberer (Piraten) den Stellenabb­au. In den betroffene­n Bereichen nehme man einen „Verschleiß der Menschen“in Kauf, um in der Statistik gut auszusehen. Der richtige Weg sei, zunächst zu definieren, was die Aufgaben seien und mit wie vielen Menschen man sie erbringen könne. Kurz schnitt er auch das Thema Digitalisi­erung an: Der mögliche Effizienzg­ewinn dadurch werde noch nicht ausgeschöp­ft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany