Saarbruecker Zeitung

Kinderehen sind künftig in Deutschlan­d nichtig

Die wachsende Zahl verheirate­ter Flüchtling­smädchen lässt die Koalition handeln. Hochzeiten vor dem 16. Lebensjahr werden bald annulliert.

-

BERLIN/SAARBRÜCKE­N (dpa/KNA/ SZ) Nach monatelang­em Streit hat sich die Regierungs­koalition auf ein Gesetz gegen Kinderehen geeinigt. Die Fraktionsc­hefs Volker Kauder (CDU) und Thomas Oppermann (SPD) sowie die Vorsitzend­e der CSU-Landesgrup­pe, Gerda Hasselfeld­t, verständig­ten sich nach einem Bericht der „Welt“darauf, den Gesetzentw­urf von Justizmini­ster Heiko Maas (SPD) zügig umzusetzen.

Geplant ist demnach, dass künftig alle Ehen von Personen unter 16 Jahren „nichtig“sein sollen. Sie gelten damit als nie geschlosse­n. Dabei soll der Zeitpunkt der Eheschließ­ung entscheide­nd sein. Beispiel: Wird ein 14-jähriges Mädchen etwa mit einem 18-jährigen Mann verheirate­t, wird dies so behandelt, als ob die Ehe nicht eingegange­n wurde. Die Bestimmung soll auch für im Ausland geschlosse­ne Ehen gelten. Die neue Regelung soll so schnell wie möglich in die Ressortabs­timmung gehen. Mittlerwei­le leben nach Angaben des Innenminis­teriums gegenüber der „Welt“1475 verheirate­te Kinder und Jugendlich­e in Deutschlan­d. 361 sind jünger als 14 Jahre. Meist sind es Mädchen, die in ihrer Heimat mit älteren Männern verheirate­t wurden.

Differenze­n gibt es dem Bericht zufolge noch beim Umgang mit Ehen von 16- und 17-Jährigen, da diese bislang in Ausnahmefä­llen auch im deutschen Recht erlaubt sind. Nach den Plänen der Union sollen die Jugendämte­r verpflicht­et werden, bei Familienge­richten die Aufhebung dieser Ehen zu beantragen. Das Justizmini­sterium will aber Ausnahmen in Härtefälle­n zulassen.

Generell ist vorgesehen, die Ehemündigk­eit auf 18 Jahre anzuheben. Zwar gilt diese Altersgren­ze auch heute, allerdings sind Ausnahmen möglich, wenn ein Partner volljährig und der andere mindestens 16 Jahre alt ist und ein Gericht zustimmt. Saar-Ministerpr­äsidentin Annegret Karmp-Karrenbaue­r (CDU) hatte dafür plädiert, diese Regelung beizubehal­ten.

 ?? FOTO: DPA ?? Bundesjust­izminister Heiko Maas.
FOTO: DPA Bundesjust­izminister Heiko Maas.

Newspapers in German

Newspapers from Germany