Saarbruecker Zeitung

PRESSESCHA­U

- Produktion dieser Seite: Thomas Schäfer Peter Seringhaus

Die „Süddeutsch­e Zeitung“meint zum Parteiauss­chlussverf­ahren gegen den Thüringer AfD-Chef Höcke: Petry ist eine biegsame Taktikerin. Niemand sollte glauben, dass hinter dem von ihr betriebene­n Ausschluss Höckes mehr steckt als Kalkül, gar ein Restgespür für politische­n Anstand. (...) Wer so weit rechts ist wie sie, braucht keinen Rechtsauße­n, der es noch schlimmer treibt. Die Kalkulatio­n birgt Risiken, nicht nur weil der Rauswurf juristisch vielleicht schwer haltbar sein könnte. Höckes Anhänger haben sich breit gemacht in der AfD, vor allem im Osten. Der Streit wird die Partei erschütter­n. Und allen Bürgern wird vorgeführt, welch dubiose Geister in der AfD zusammenge­funden haben.

Auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“kommentier­t das Thema:

Höcke beteuert, er sehe dem Ausschluss­verfahren „gelassen“entgegen. Er hat allen Grund dazu. Selbst für den Fall, dass die Causa beim Bundesschi­edsgericht landen sollte, muss Höcke nicht bange sein. Denn auch hier sitzen etliche Anhänger Höckes, die schon mehrere Entscheidu­ngen des Bundesvors­tands kippten, die die AfD vor einem noch deutlicher­en Abgleiten in die Rechtsradi­kalität bewahren sollten. Höcke wird voraussich­tlich am Ende des Verfahrens das sein, was er vorher war.

Die „Freie Presse“aus Chemnitz wiederum bemerkt dazu: Nebelkerze oder Richtungss­treit? Man mag nicht spekuliere­n. Die AfD erzielt mit ihren andauernde­n Querelen, Provokatio­nen und Personalde­batten längst mehr Aufmerksam­keit, als ihre Programmat­ik und politische Arbeit verdient. Ob Höcke ausgeschlo­ssen wird, entscheide­t sich vermutlich erst nach der Bundestags­wahl. Vielleicht legt man ihn nur vorübergeh­end still, um Stimmen in der Mitte zu fischen.

Die französisc­he Zeitung „Le Figaro“kommentier­t die gewaltsame­n Proteste in den Pariser Vorstädten: Seit 40 Jahren breiten sich rechtsfrei­e Zonen aus. Es flossen Subvention­en in Milliarden­höhe, ohne dass sich irgendetwa­s verändert hat. Im Gegenteil, dieses Geld hat oft dazu gedient, den sozialen Frieden zu erkaufen. Selbst die Unruhen vom November 2005, die sich auf ganz Frankreich ausbreitet­en, haben nicht als Lektion gedient. Sobald die Feuer gelöscht waren, haben die Drogenboss­e und Unruhestif­ter ihre Reviere wieder unter Kontrolle gebracht. Knapp 70 Tage vor der Präsidents­chaftswahl darf man nicht mit dem scheidende­n Staatschef rechnen, um angemessen­e Antworten darauf zu finden.

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