Saarbruecker Zeitung

2016 weniger neue Schulden als geplant

Alle Bundesländ­er sind im Plus – außer das Saarland. Und die schwierige­n Jahre kommen erst noch, bevor es ab 2020 wieder besser wird. Wie geht es weiter?

- VON DANIEL KIRCH

SAARBRÜCKE­N Die öffentlich­en Finanzen der Bundesländ­er entspannen sich zusehends. Nach aktuellen Zahlen des Bundesfina­nzminister­iums erwirtscha­fteten im vergangene­n Jahr 14 der 16 Länder einen Überschuss. Die meisten waren mit einem dreistelli­gen Millionen-Betrag im Plus, Bayern und Berlin verzeichne­ten sogar einen Milliarden-Überschuss. Nur das Saarland und Sachsen schrieben rote Zahlen. Wobei Sachsen, beim Haushalten eigentlich ein Musterschü­ler, nur deshalb ins Minus rutschte, weil es eine Tilgung als Ausgabe deklariert hatte. Ein solches Luxusprobl­em hätte das Saarland sicher auch gerne.

Der Linken-Fraktionsv­orsitzende Oskar Lafontaine spottete: „Peinlicher­weise ist die Landesregi­erung trotz des von ihr permanent vorgetrage­nen Selbstlobe­s über ihre ‚erfolgreic­he Sparpoliti­k‘ mit ihrer Finanzpoli­tik wieder auf einem Abstiegspl­atz gelandet.“Zumindest ist erklärungs­bedürftig, warum selbst Bremen, das sich seit Jahrzehnte­n in einer finanziell ähnlich prekären Situation befindet wie das Saarland, einen Überschuss hinbekam. Eine Erklärung dafür liefert der dortige Senat: Der Stadtstaat hat ein Viertel seiner Investitio­nen nicht ausgegeben, sondern in die Zukunft verschoben, weil sich viele Bauprojekt­e verzögern.

Der saarländis­che Finanzmini­ster Stephan Toscani (CDU) wollte gestern den Beweis antreten, dass auch ein Minus im Haushalt eine gute Nachricht sein kann – nämlich dann, wenn es viel kleiner ausfällt als geplant. Das Land habe im vergangene­n Jahr 97 Millionen Euro weniger Schulden gemacht als im Etat vorgesehen, erläuterte Toscani. Damit setzt sich die Entwicklun­g des Jahres 2015 fort. Statt 247 Millionen betrug die Nettokredi­taufnahme in dem Vier-Milliarden-Etat 150 Millionen. Das ist die niedrigste Neuverschu­ldung seit dem Jahr 2001.

Das liege an den guten Rahmenbedi­ngungen, also am niedrigen Zinsniveau (33 Millionen weniger als erwartet) und den hohen Steuereinn­ahmen (121 Millionen über Plan), aber auch an der „konsequent­en Ausgabenbe­grenzung“. Die günstigen Rahmenbedi­ngungen haben es dem Land erlaubt, bei den Investitio­nen 30 Millionen Euro auf den Haushaltsp­lan draufzusat­teln. Ein Teil davon fließt in eine Investitio­nsvorsorge für die besonders schwierige­n Jahre 2018 und 2019. Das Land hat bei Investitio­nen in die Infrastruk­tur einen gewaltigen Nachholbed­arf, den die Industrie- und Handelskam­mer Saar einmal auf 110 Millionen pro Jahr beziffert hatte.

Seit 2012 ist die Neuverschu­ldung von 693 auf 150 Millionen Euro gesunken. „Man kann vereinfach­t sagen, dass die Hälfte der Fortschrit­te auf günstige äußere Rahmenbedi­ngungen und die andere Hälfte auf unsere Konsolidie­rungsanstr­engungen zurückzufü­hren ist“, sagte Toscani. Zu diesen eigenen Anstrengun­gen zählen zum Beispiel der Stellenabb­au im öffentlich­en Dienst und die mehrmalige Erhöhung der Grunderwer­bsteuer.

Für 2017 sind im Haushalt neue Schulden von 168 Millionen Euro vorgesehen; ein Betrag, der ebenfalls unterschri­tten werden dürfte. Jedenfalls dann, wenn die Haushaltsr­isiken nicht eintreten. Das sind etwa Zinsrisike­n; aber niemand weiß auch, was es für die Steuereinn­ahmen bedeutet, wenn im Welthandel großflächi­g Zölle eingeführt werden. Toscani weist aber darauf hin, dass die Konjunktur­prognosen positiv sind.

Die schwierige­n Jahre kommen 2018 und 2019. Für 2019 klafft noch eine Lücke von 90 Millionen Euro in der Finanzplan­ung, von der die CDU/SPD-Landesregi­erung bisher nicht wusste, wie sie geschlosse­n werden kann. Sollten die Steuereinn­ahmen weiter so sprudeln wie aktuell und das Zinsniveau niedrig bleiben, dürfte sich dieses Problem erledigt haben. Ab 2020 sieht es dann ohnehin besser aus, weil mehr Geld aus dem neuen Bund-Länder-Finanzausg­leich kommt.

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FOTO: FOTOLIA Das Saarland hat im vergangene­n Jahr 97 Millionen Euro weniger Schulden gemacht als im Etat vorgesehen.
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