Saarbruecker Zeitung

Kleine Parteien unterstütz­en Britz’ Reform-Ideen

Auch der Illinger Bürgermeis­ter König sagt: „So wie bisher können wir nicht weitermach­en.“Die Landkreise bestreiten Einsparung­en durch Gebietsref­ormen.

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SAARBRÜCKE­N (kir) Die Saarbrücke­r Oberbürger­meisterin Charlotte Britz (SPD) bekommt für ihre Forderung nach einer Verwaltung­sstrukturr­eform Unterstütz­ung, aber auch Gegenwind. Der Illinger Bürgermeis­ter Armin König (CDU) sprach sich dafür aus, die Zahl der Landkreise auf nur noch zwei zu reduzieren. „So wie bisher können wir nicht weitermach­en. Das ist Verwaltung nach dem Muster des letzten Jahrhunder­ts“, teilte König mit. Er schlug vor, landesweit rund ein Dutzend „Verwaltung­s-Regiopole“zu bilden, in denen die Aufgaben kommunaler Sachbearbe­iter für etwa 50 000 bis 80 000 Einwohner digital gebündelt werden. Politisch könnten die bisherigen Zuschnitte erhalten bleiben. In den Städten und Gemeinden solle es dezentrale Bürgerämte­r geben, in denen die Bürger alles erledigen könnten, was sie mit kommunalen und Landesbehö­rden erledigen müssten.

Grüne, FDP und AfD begrüßten Britz’ Vorstoß im Grundsatz ebenfalls. Die Oberbürger­meisterin hatte sich für weniger Landkreise und die Bildung einer Großstadt Saarbrücke­n ausgesproc­hen, die auch die Umland-Kommunen umfasst. „Ihr Engagement beschränkt sich weiterhin nur auf vage Äußerungen“, kritisiert­e jedoch Grünen-Spitzenkan­didatin Barbara Meyer-Gluche. Britz müsse auf ihre Parteifreu­nde im Regionalve­rband und auf Landeseben­e einwirken. „Durch den Kompetenzd­schungel beispielsw­eise beim ÖPNV, die Parallelst­rukturen bei der Stadt Saarbrücke­n und den Umland-Kommunen sowie den ineffizien­ten Wettbewerb im Regionalve­rband werden die ohnehin knappen Ressourcen regelrecht verschwend­et“, sagte MeyerGluch­e. FDP-Landesvize Tobias Raab erklärte: „Leider hat die SPD bislang an diesem Punkt keine Einsicht gezeigt – vielleicht ändert der Vorstoß von Charlotte Britz daran etwas.“Der AfD-Stadtveror­dnete Bernd Krämer erklärte, der Vorschlag habe einen entscheide­nden Vorteil: „In einer Großstadt Saarbrücke­n mit 320 000 Einwohnern kann ein Gewerbeflä­chen-Management wesentlich effiziente­r gestaltet werden.“

Kritik kam vom Landkreist­ag. Geschäftsf­ührer Martin Luckas verwies auf eine Analyse des Münchner Ifo-Instituts, wonach die erhofften Einsparung­en bei Gebietsref­ormen deutlich überschätz­t würden. „Nur wenige Studien können bis dato mittelfris­tige Einspareff­ekte durch Gebietsref­ormen nachweisen“, heißt es darin. Eine zunehmende Zahl von Studien zeige dagegen einen Rückgang der Demokratie-Zufriedenh­eit, eine sinkende Wahlbeteil­igung oder eine Stärkung populistis­cher Strömungen durch Gebietsref­ormen. Luckas sagte der SZ: „Wir haben im Saarland kein Strategiep­roblem, wir haben ein Umsetzungs­problem, etwa bei der interkommu­nalen Kooperatio­n und beim Abbau von Doppelstru­kturen.“

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