Wissenschaftszentrum statt Filmhaus?
Linke hält Pläne des Kulturdezernenten für „nichts Halbes und nichts Ganzes“und erklärt das kommunale Kino für gescheitert.
SAARBRÜCKEN Das Gebäude in der Mainzer Straße, das man bisher als Filmhaus kennt, soll ein Ort der Kultur und der Wissenschaft sein. Und ja, es besteht da Handlungsbedarf. Zumindest in diesen beiden Punkten dürften sich Kulturdezernent Thomas Brück (Grüne) und der kulturpolitische Sprecher der LinkenStadtratsfraktion, Lothar Schnitzler, einig sein. Das war es dann aber auch schon mit dem Konsens innerhalb des rot-rot-grünen Bündnisses im Saarbrücker Rathaus.
Während SPD und Grüne die Pläne, die der Kulturdezernent mit dem Filmhaus hat, für gut befunden haben und auch die oppositionelle CDU Zustimmung signalisiert hat, teilt der LinkenStadtverordnete Schnitzler aus: Der Plan Brücks sei „ein Windei“.
Nachdem die Besucherzahlen kontinuierlich gesunken waren und die Kritik an Michael Jurich, der nicht nur das Filmhaus, sondern auch das Amt für kommunale Filmarbeit, zu dem es gehört, leitet, immer lauter wurden, verkündete Brück Anfang Januar seinen Plan. Der sieht im Kern so aus: Jurich wird ins Stadtarchiv versetzt, das Amt aufgelöst. Es wird von einem „Sachgebiet Film und Wissenschaft“abgelöst, das von Christel Drawer im Filmhaus betreut wird. Teile der Büroflächen soll das städtische Filmfestival „Max Ophüls Preis“übernehmen. Es soll nur noch der große Saal als Kino bespielt werden – und zwar von Michael Krane, dem Chef des privaten Kinos Camera zwo.
Lothar Schnitzler kann die Begeisterung für diesen Plan nicht teilen. „Das ist kein kommunales Kino mehr, sondern ein weiterer Saal fürs Camera zwo“, sagt er. Wenn die Stadt kulturell hochwertige Filmarbeit fördern wolle, die auf dem freien Markt keine Chance hat, dann soll sie lieber das Kino achteinhalb im Nauwieser Viertel fördern, rät Schnitzler. Dort werde gute Arbeit geleistet, wenn es darum geht, auch Filme anzubieten, die es in keins der großen Kinos schaffen.
Im dann ehemaligen Filmhaus soll die Stadt wirklich etwas Neues wagen, fordert Schnitzler. Und da sei der Ansatz, Wissenschaft und Kultur zusammenzubringen, ja richtig. Man müsse das nur konsequent und nicht halbherzig tun. In Zusammenarbeit mit der Universität und den anderen Hochschulen soll aus dem Filmhaus-Areal ein Wissenschaftszentrum werden, regt die Linke an. Ein Ort, „an dem sich Wissenschaft und Kultur treffen“, soll das Filmhaus werden. Was ja nicht ausschließe, dass man dort erfolgreiche Dinge wie etwa nachmittägliches Seniorenkino weiter organisieren kann.
Ein Wissenschaftszentrum mit Kinosaal sei besser, als „etwas künstlich am Leben zu halten, auf das man fälschlicherweise das Etikett ,kommunales Kino’ klebt“, sagt Schnitzler. Man müsse die Frage stellen, ob es Aufgabe einer Stadt ist, Arthaus-Filme zu zeigen, wie das etwa die Camera zwo tut. Und da sei seine Antwort klar: „Nein!“
Büros fürs Filmfestival „Max Ophüls Preis“seien auch keine wirkliche Lösung des Problems. Diese Büros bringen nach Schnitzlers Einschätzung nämlich „keine Belebung“, weil sie nicht ganzjährig genutzt werden und vor allem am Wochenende dort niemand ist.
Wenn man ein Wissenschaftszentrum aber zu einem wirklich lebendigen Ort machen wolle, seien Büros nicht hilfreich. Eine stärkere Gastronomie aber sehr wohl. Deshalb müsse das Konzept für die Belebung des Areals ganz gezielt die Gastronomie fördern, fordert Schnitzler.
Am Konzept des Kulturdezernenten sei „nichts wirklich neu“, es sei nicht zukunftsweisend, sagt Schnitzler. Sollte der Stadtrat es verabschieden, ohne ernsthaft die Alternative eines Wissenschaftszentrums zu diskutieren, dann werde eine „große Chance für Saarbrücken vertan“. Schnitzler hofft, dass man sich da in der Koalition einig wird.