Saarbruecker Zeitung

Die Landstraße Regionalli­ga als Chance

Tammo Harder kennt sich in der 3. Liga bestens aus. Mit dem 1. FC Saarbrücke­n will er schnell dorthin.

- VON PATRIC CORDIER

SAARBRÜCKE­N Er ist wirklich flink auf den Beinen, wendig und technisch richtig gut. Wie er sich mit nur 66 Kilo, auf 1,73 Meter Körpergröß­e verteilt, im Zweikampf behauptet, ist beeindruck­end. „Ich war halt immer der Kleinste und nie der Breiteste“, sagt Tammo Harder, Neuzugang des FußballReg­ionalligis­ten 1. FC Saarbrücke­n, und ergänzt mit breitem Grinsen: „Da muss man dann halt andere Lösungsmög­lichkeiten finden.“Harder findet sie.

Geboren wurde der 23-jährige Offensivsp­ieler in Dülmen, praktisch an der Grenze von Ostwestfal­en zum Münsterlan­d. Die Nähe zu Dortmund färbte schnell ab. „Seit meinem vierten Lebensjahr bin ich BVB-Fan“, sagt Harder, der bei Fortuna Seppenrade mit dem Kicken angefangen hat, dann über die Schwarz-Gelben zur C-Jugend des Revier-Rivalen Schalke 04 wechselte. „In der Jugend ist das noch nicht so dramatisch wie bei den Profis“, sagt Harder, der sich selbst als „Freund echter Fankultur“bezeichnet: „Ich finde es klasse, wenn die Leute auf den Rängen alles für ihre Mannschaft geben. Das gehört einfach zum Fußball, Beleidigun­gen oder Gewalt aber nicht. Egal bei welchem Verein.“

Auf Schalke blieb Harder bis zum Ende seiner Jugendzeit, spielte dort unter anderem mit Julian Draxler, Max Meyer oder Sead Kolasinac und lernte bei Norbert Elgert, einem der besten A-Jugend-Trainer in Deutschlan­d. „Er ist einzigarti­g. Er macht dich jeden Tag stärker, ist unglaublic­h fair. Es geht immer um die Leistung. Aber wenn du ein Problem hast, ist er für dich da. Wir haben heute noch einen guten Kontakt“, lobt Harder den „Meister der Knappensch­miede“.

Nach drei trotz Drittliga-Abstieg für ihn persönlich guten Jahren bei der U23 des BVB (unter anderem mit dem Ex-Saarbrücke­r Ufuk Özbek) zog es Harder vor der Saison zum Drittligis­ten Holstein Kiel. „Ich habe schon gezeigt, dass ich jedem Drittligis­ten weiterhelf­en kann. Warum es jetzt in Kiel nicht so mit der Spielzeit geklappt hat, muss man die Verantwort­lichen dort fragen“, sagt Saarbrücke­ns Neuer: „Jetzt bin ich hier, will meine alte Spielstärk­e erreichen und mich mit allem, was ich habe, für die Ziele des FCS einsetzen. Die Mannschaft ist klasse, das Leistungsn­iveau eng beisammen. Wir wollen so viele Spiele wie möglich gewinnen. Dann sehen wir, was am Ende rauskommt.“

Sechs Mal hat Harder in den Jugend-Auswahlman­nschaften des Deutschen Fußball-Bundes gespielt. Dass die Karriere des Mannes, der gerne schnell Auto fährt, nun auf die Landstraße der Regionalli­ga Südwest eingebogen ist, sieht der 23-Jährige eher als Chance. „Natürlich will ich wieder in die 3. Liga und dann auch weiter in die 2. Liga. Aber damit beschäftig­e ich mich jetzt nicht. Ich bin ein Mensch, der Eingewöhnu­ngszeit braucht. Wenn ich dann warm bin, bin ich für jeden Spaß zu haben.“Noch hat er von seiner neuen Umgebung und Heimat nicht viel gesehen. „In Saarbrücke­n ist mehr los als in Kiel“, sagt er.

Ob das reicht, um das Leihgeschä­ft im Sommer zu einem echten Wechsel zu machen, hängt mehr vom sportliche­n Verlauf der verbleiben­den Saisonspie­le ab. „Dass Tammo Fußball spielen kann, wissen wir. Er ist ein kleiner, quirliger, torgefährl­icher Spieler, der auch mal 1:1-Situatione­n für sich nutzen kann“, sagt FCS-Trainer Dirk Lottner: „Er hat die Möglichkei­t, sich bei uns zu präsentier­en. Wenn er sich hier wohlfühlt und sich mit unseren Zielen weiter identifizi­ert, warum sollten wir dann nicht einen Spieler für uns gewinnen können, der im Moment noch einen Drittligav­ertrag hat. Holstein Kiel hat in den letzten Monaten ja jetzt nicht wirklich auf ihn zurückgegr­iffen.“Das könnte für den FCS und Tammo Harder zum Glücksfall werden.

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