Eine Reise zum Mittelpunkt des Lebens
SAARBRÜCKEN Wie das Leben auf der Erde begonnen hat, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Fast ebenso wundersam ist die Entwicklung eines Menschen. Sie beginnt mit einer einzigen Zelle. Diese beginnt, sich zu teilen, bis ein komplexer, vielzelliger Organismus entstanden ist. Am Ende sind es nach neuesten Schätzungen rund 30 Billionen menschliche Zellen, aufgeteilt auf etwa 210 verschiedene Zelltypen.
Schon eine einzelne Zelle ist ein verwirrendes Gebilde, gefüllt mit Molekülen, von denen sich einige selbst kopieren, andere weitere Moleküle herstellen, wieder andere regelrechte Schienensystem aus Molekülen anlegen, auf denen weitere Moleküle durch die Zelle transportiert werden. Diese quirlige Geschäftigkeit dauert ununterbrochen an. Dabei sind Zellen winzig. Eine Leberzelle beispielsweise ist zehn Tausendstel Millimeter groß, eine rotes Blutkörperchen sogar nur sechs Tausendstel Millimeter. Ein Teelöffel menschliches Blut enthält etwa 25 Milliarden rote Blutkörperchen.
Es ist überaus faszinierend, dass die Zellen trotz ihrer Winzigkeit mit einer Reihe von Gebilden vollgestopft sind, die ähnlich wie die Organe im menschlichen Körper verschiedene Funktionen übernehmen. Sie werden daher Organellen genannt. Dazu zählen zum Beispiel die Mitochondien. Sie sind die Energiefabriken der Zellen, die aus Nährstoffen Energie produzieren. Oder die Ribosomen, in denen frische Eiweiße für neue Zellen zusammengebaut werden, und der Golgi-Apparat, in dem Proteine weiterverarbeitet und vorübergehend gespeichert werden.
Der technische Fortschritt macht es heute möglich, die kleinsten Strukturen im Inneren der Zellen zu erforschen. Auf eine Reise dorthin lädt der britische Physiker und Wissenschaftsjournalist Jack Challoner in seinem Buch „Die Zelle – Ursprung des Lebens“ein. Der reich bebilderte Band zeigt atemberaubende Fotos, die mit Elektronenmikroskopen, die sogar einzelne Atome sichtbar machen können, sowie Computern entstanden sind. So ist zu sehen, dass unser Erbgut – die DNS-Stränge – im Zellkern um Eiweiße gewickelt ist, die Histone genannt werden. Das Resultat gleicht aufgereihten Perlen auf einer Schnur, wobei diese abermals um sich selbst gewickelt ist.
Wie dieser verhedderte, nur 30 Tausendstel Millimeter große Haufen aufgerollt und ausgepackt wird, wie danach in den Genen gespeicherten Informationen abgelesen und daraus neue Eiweiße produziert werden, ist Schritt für Schritt dargestellt. Mit Staunen erfährt man, wie Zellen ihre lebensnotwendige Energie aus der Nahrung gewinnen und Abfall entsorgen. Jack Challoner setzt auch den Einzellern ein Denkmal, den Bakterien und Archaeen, die sich durch Zweiteilung vermehren, sodass immer identische Kopien entstehen. Das geschieht unter günstigen Bedingungen – bei ausreichender Nahrung und angenehmen Temperaturen – mit einer so unglaublichen Geschwindigkeit, dass zum Beispiel aus einem einzigen Exemplar der E.-coli-Bakterien, die beim Menschen Durchfall verursachen können, in 24 Stunden sagenhafte 4000 Milliarden neue Bakterien entstehen.
Säugetiere und somit auch der Mensch pflanzen sich geschlechtlich fort. Die Samenzelle des Mannes und die Eizelle der Frau verschmelzen miteinander. Erbgut von Vater und Mutter werden miteinander vermischt. Auch dieser komplizierte Prozess wird anschaulich dargestellt. Weitere Kapitel befassen sich mit dem aktuellen Stand der Gentechnik, präsentieren einige der 210 menschlichen Zelltypen und Gewebe und veranschaulichen den Aufbau des menschlichen Immunsystems. Warum ein Organismus nicht ewig leben kann, zeigen schließlich schaurig schöne Bilder in den Kapiteln Zellalterung, Krankheit, Krebs und Tod. .............................................