Gepanzerte Reptilien in Gefahr
In „Turtle Hero“führt die Forschungsreise von Graz bis nach Asien und Südamerika
SAARBRÜCKEN (ry) Schon als Kind galt Peter Praschags Passion und Zärtlichkeit nicht niedlichen, kuscheligen Tieren wie Zwergkaninchen, Meerschweinchen, Hunden oder Katzen – er verliebte sich in Schildkröten. Die Leidenschaft für diese Reptilien machte ihn im Laufe der Jahre zu einem der weltweit gefragtesten Experten.
Die Panzertiere gab es schon vor den Dinosauriern, und sie haben diese nicht nur überlebt, sondern über Jahrmillionen eine üppige Artenvielfalt herausgebildet. Sie haben dabei bewiesen, dass sie extrem anpassungsfähig und resistent gegen den Wandel ihres Lebensraums sind. Außer in der Antarktis ist diese Gattung auf jedem Kontinent und in nahezu allen Lebensräumen zu finden.
Doch die Populationen sind höchst gefährdet, und der Rückgang natürlicher Bestände ist gerade in Süßgewässern wie Seen, Flüssen und Sümpfen dramatisch. Seit 1970 haben sich die Populationen in diesen Habitaten um über 80 Prozent verringert, so eine besorgniserregende aktuelle Studie des WWF. Und diese Entwicklung schreitet immer weiter voran.
Die Welt der Schildkröten ist gekennzeichnet durch eine bunte Vielfalt an Verhaltensweisen, Lebensräumen, Formen, Farben und Größen; selbst die Unterarten, wie beispielsweise die Knochenpanzer, die allein rund 30 Prozent ihres Gewichts ausmachen, bestechen durch unterschiedlichste Varianten und Muster. Der Panzer aller Tiere ist ein lebender Teil ihres Körpers und markiert das anatomisch auffälligste Merkmal der Reptilien. Kein anderes hat ein solches Schutzschild.
Eine Schildkrötenart ist für Peter zu einer wahren Obsession geworden, nicht bloß weil sie die größte unter denjenigen ist, die in Süßgewässerm leben, sondern weil sie das mittlerweile wohl seltenste Tier des Planeten ist: Nur mehr drei Exemplare der Jangtse-Riesenweichschildkröte sind bekannt; zwei in einem chinesischen Zoo, ein weiteres in Vietnam.
Die Dokumentation begleitet Peter Praschag bei seiner bislang größten Herausforderung: dem Wettlauf gegen die Zeit beim Versuch, diese Spezies vor dem Aussterben zu bewahren. So gründete er in seiner Heimat Graz unter anderem „Turtle Island“, eine Erhaltungszuchtstation für Schildkröten. In den Anlagen werden 125 Schildkrötenarten und Unterarten gepflegt.
So konnte schon viel erreicht werden, unter anderem eine Welterstnachzucht. Der Aktivist ist entschlossen, weiterhin alles zu tun, um den Tieren seines Herzens Lebensräume zu sichern und Strategien gegen den Artenverlust auszuarbeiten.