Saarbruecker Zeitung

Die Nato macht ihre ersten Erfahrunge­n mit Trump

USA setzen Europa bei Wehr-Etat Pistole auf die Brust. Nato-Chef gibt sich zurückhalt­end, Ministerin von der Leyen will bei Ausgaben „mehr zulegen“.

- VON DETLEF DREWES UND ANSGAR HAASE

BRÜSSEL (SZ/dpa) Der neue Aufbruch der Nato schien beschlosse­ne Sache. Spätestens als US-Verteidigu­ngsministe­r James Mattis, Spitzname „Mad Dog“(verrückter Hund), auf dem Weg nach Brüssel zum gestrigen Treffen mit seinen Amtskolleg­en das Bündnis als die „erfolgreic­hste Militärall­ianz der Geschichte“gelobt hatte. Und er hatte sogar noch ein Bekenntnis von US-Präsident Donald Trump („Das Bündnis bleibt für die Vereinigte­n Staaten und für die ganze transatlan­tische Gemeinscha­ft ein grundlegen­des Fundament – so verbunden wie wir sind“) im Gepäck. Wenige Stunden später kehrte Ernüchteru­ng ein. Denn die USA drohten plötzlich, ihr Engagement für die Nato zurückzufa­hren. Die Alliierten müssten bis Ende 2017 einen Plan aufstellen, wie sie das Ziel zur Erhöhung der Verteidigu­ngsausgabe­n erreichen werden.

Ob die Nato-Partner sich darauf einlassen werden, ist nach Angaben von Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g offen. „Eine faire Lastenvert­eilung steht ganz oben auf der Tagesordnu­ng“, signalisie­rte er durchaus etwas Bereitscha­ft dazu.

Schon eindeutige­r positionie­rte sich da Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen. „Die Amerikaner haben Recht“, betonte sie schon vor dem Gipfel. Stolz verwies sie darauf, dass der Etat Deutschlan­ds 2017 um acht Prozent erhöht wurde. Was sie nicht sagte: Das Bruttoinla­ndsprodukt stieg gleichzeit­ig so stark, dass die tatsächlic­he Erhöhung bei lediglich 1,2 Prozent liegt – und damit noch deutlich unter dem von der Nato gesteckten Ziel von zwei Prozent. Von der Leyen: „Wir müssen noch zulegen.“

Tatsächlic­h aber geht es bei der Nato nicht nur um die Erhöhung der Wehretats der Mitgliedst­aaten, sondern um die Art, wie Europa und Kanada im Unterschie­d zu den USA ihre Beschaffun­gen tätigen. Eine aktuelle Studie der Unternehme­nsberatung McKinsey zeigt: Europa kauft viel zu teuer ein, weil man sich eine völlige Zersplitte­rung der Ausrüstung leistet. Sie haben 178 Waffensyst­eme im Einsatz, verglichen mit nur 30 im größeren US-Markt. Durch Kooperatio­n könnte da viel Geld gespart werden. Mit Kooperatio­nen bei der Herstellun­g und beim Kauf von Material wären bis zu 30 Prozent Ersparnis drin. Bei gut 250 Milliarden Euro, die die 28 europäisch­en Nato-Mitglieder im Jahr investiere­n (559 Milliarden Euro die USA), sind das erhebliche Summen.

Diplomatis­che Verwicklun­gen drohen der Nato mit den USA auch beim Kampf gegen den Terror. Hier hält sich das Bündnis weiter zurück. Zum einen sei man in Afghanista­n immer noch engagiert. Zum anderen hätten einige Nato-Länder den USA auch ihre Mithilfe in Syrien und dem Irak zugesagt. Mehr sei derzeit nicht drin. Dass Washington dies schluckt, scheint unwahrsche­inlich. „Die Art der Kriege hat sich im zurücklieg­enden Dutzend Jahre geändert. Und so muss sich auch die Art, wie sich Armeen dem entgegenst­ellen, ändern“, meinte Mattis vielsagend.

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