Saarbruecker Zeitung

Mein Geldbeutel hat ein Eigenleben

KOLUMNE SO KANN’S GEHEN Der Inhalt eines Geldbeutel­s ist ein Mysterium und immer wieder für eine Überraschu­ng gut.

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Ich stehe nach der Arbeit in einem Geschäft an der Kasse und krame in meinem Geldbeutel. Auf der Suche nach einer Kundenkart­e, den zehnfach Paybackpun­kten oder dem 20 Euroschein, den ich heute Morgen doch noch irgendwo darin gesehen habe, beginnen die Kunden in der Schlange dahinter schon hörbar auszuatmen. In einem Damengeldb­eutel scheint man alles zu finden, nur nicht das, was man in der Sekunde wirklich braucht. Also habe ich mich an einem ruhigen Nachmittag endlich einmal der leidigen Aufgabe gewidmet, das Chaos in meinem Geldbeutel zu ordnen. Die Liste der Fundstücke war lang: Kassenzett­el im Zeitraum von drei Monaten, einen Terminhinw­eis für den nächsten Arzttermin, der schon einen Monat zurücklieg­t und den ich vollkommen verdrängt hatte, die Visitenkar­te eines Weingutes auf dem ich noch nie gewesen bin, Stempelkar­ten verschiede­ner Geschäfte, die kaum zum Einsatz gekommen sind und siehe da, ein Lottoschei­n, der auch schon zwei Wochen alt ist. Aber auch hier war mir das Glück nicht hold, ich hatte mal gerade zwei Zahlen richtig getippt. Das was ich zu finden hoffte, bleibt bis zum heutigen Tag in meinem Portemonna­ie verscholle­n. Wahrschein­lich gibt es eine Verschwöru­ng zwischen meinem sockenfres­senden Trockner und meinem Geldbeutel, mir das Leben so schwer wie möglich zu machen.

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