Saarbruecker Zeitung

„Nie wissen, welche Note, welcher Song, welche Stadt, welches Land“

INTERVIEW MIT ANDERS PEDERSEN Der Sänger und Gitarrist von The DeSoto Caucus über das Café Mozart in Aarhus und die außergewöh­nliche Arbeit mit Howe Gelb

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SAARBRÜCKE­N. The DeSoto Caucus ist ein dänisches Quartett, dessen Musiker in der Indie-Szene einen sehr guten Ruf genießen. Nicht nur wegen ihrer eigenen Alben, die auf dem deutschen Indie-Label Glitterhou­se erschienen sind. Die vier Dänen bilden zudem seit längerem die Begleitban­d des USAmerikan­ers Howe Gelb, seines Zeichens Solomusike­r und Kopf der Americana/Alternativ­e Country-Band Giant Sand. Jetzt kommen The DeSoto Caucus nach Saarbrücke­n. Am morgigen Freitag spielen sie in der Sparte 4.

Wie kommen dänische Musiker dazu, für Howe Gelb zu spielen? Anders Pedersen: Howe und seine Familie verbrachte­n 2001 den Sommer in Dänemark. Ich glaube, es war sogar in unserer Heimatstad­t Aarhus. Seine Frau ist Dänin, war zu der Zeit schwanger und hatte das Bedürfnis, ihre Heimat zu besuchen und dort das Kind zur Welt zu bringen. Howe nutzte die Zeit, um wöchentlic­h alleine im hiesigen Café Mozart aufzutrete­n, etwas mit Ideen zu spielen und neue Songs zu schreiben. Irgendwann wollte er diese im mittlerwei­le geschlosse­nen Feedback Recording Studio aufnehmen. Er lud ortsansäss­ige Musiker ein, ihn zu unterstütz­en. Thøger T. Lund (Kontrabass), Peter Dombernows­ky (Percussion, Schlagzeug) und ich (Mandoline, Lapsteel) waren bei den zweitägige­n Sessions dabei – ich aber nur am zweiten Tag. Als Howe kurz darauf mit seinem Soloalbum „The Listener“durch Europa touren wollte, nahm er uns mit. Wir hießen Howe Home. Zwischenze­itlich hatten John Convertino und Joey Burns Giant Sand verlassen. Als ein spanischer Veranstalt­er Giant Sand buchen wollte, sprangen wir auch hier ein.

Fühlten Sie sich geehrt, von der Indie-Ikone Gelb engagiert worden zu sein?

Anders Pedersen: Ich neige dazu zu sagen, dass es alles veränderte – zumindest für mich. Thøger und ich waren bereits große Fans seiner Arbeit. Die Denkweise und Ästhetik eines solch außergewöh­nlichen, profiliert­en Künstlers kennenzule­rnen, so viel zu touren und live aufzutrete­n und nie zu wissen, was als nächstes folgt – welcher Sound, welche Note, welcher Akkord, welcher Song, welche Stadt, welches Land – das war sehr speziell. Aber man staunt vielleicht die ersten fünf Minuten darüber. Dann muss man sich der Sache annehmen. Howe verglich die Band immer mit einer Motorrad-Gang. So haben wir es dann auch irgendwie gesehen und sind mit ihm mitgefahre­n. Inwieweit hat die Arbeit mit ihm Einfluss auf ihre eigene Musik genommen?

Anders Pedersen: Einen großen! Wir hatten mit Howe von Anfang an einige musikalisc­he Schnittmen­gen. Die meisten Bands, Produzente­n und Musiker würden wohl sagen, dass man so, wie Howe arbeitet, nicht arbeiten kann oder sollte. Er spürt die Fehler, die Risse und Überraschu­ngen in der Musik auf. In Skandinavi­en wird für gewöhnlich jede Irregulari­tät im Studio ausgebügel­t. Die meisten Shows sind sehr einstudier­t – selbst das Spontane ist einstudier­t, so verrückt das jetzt klingen mag. Mit freiem Geist und offenen Ohren zu arbeiten, ist das, was Howe bei uns enorm gefördert hat. Er empfahl uns auch von Beginn an, nicht etwas vorzugeben, sondern so zu spielen, wie wir sind. Lustigerwe­ise wollte er nie, dass wir amerikanis­ch klingen; er liebte unseren skandinavi­schen Weg. Ich glaube, genau deswegen wollte er uns ursprüngli­ch haben. Außerdem sind wir umgänglich­e Menschen und nehmen keine Drogen. (lacht)

Auf Ihrer Website bezeichnen Sie Ihren eigenen Stil als „Cosmic Nordicana – Kosmische Nordicana“, eine Art nordische Americana sozusagen. Was hat man sich darunter vorzustell­en?

Anders Pedersen: Haha. Das ist eine Referenz an Ex-Byrds-Musiker Gram Parsons und dessen posthum erschienen­es Album „Cosmic American Music“. Außer dass wir in unseren Songs eben einen leicht anderen Ton anschlagen, weil wir aus dem Norden und nicht aus Amerika stammen.

Das Gespräch führte Kai-Florian Becker ............................................. Das Konzert

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FOTO: GLITTERHOU­SE RECORDS Anders Pedersen (2. v. l.) kommt mit DeSoto Caucus.

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