Dortmund gelingt alles – nur keine Tore
Chancen en masse, aber keine Tore. Im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Benfica Lissabon verspielte der BVB leichtfertig eine gute Ausgangsposition.
LISSABON (dpa) Die Frohnatur schob Frust. Mit hängenden Schultern und gesenktem Blick flüchtete Pierre-Emerick Aubameyang schnellen Schrittes in den Mannschaftsbus. Fragen nach seinem fahrlässigen Umgang mit besten Chancen und dem leichtfertig verschossenen Elfmeter beim 0:1 (0:0) im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Benfica Lissabon ging der ansonsten stets gut gelaunte FußballProfi von Borussia Dortmund aus dem Weg. Mitfühlend kommentierte Torhüter Roman Bürki den schwarzen Abend seines Kollegen: „Er weiß selbst, dass es heute nicht sein Spiel war. Aber er hat uns schon oft den Arsch gerettet.“
Ausgerechnet der zurzeit beste Bundesliga-Torschütze wurde zur Symbolfigur des Dortmunder Unvermögens. Obwohl er zuvor schon drei Möglichkeiten (10./ 31./51. Minute) ausgelassen hatte, schnappte sich Aubameyang nach dem Elfmeterpfiff des Schiedsrichters selbstbewusst den Ball und signalisierte dem ebenfalls schussbereiten Marco Reus, sich seiner Sache ganz sicher zu sein.
Doch sein kläglicher Schuss vom Punkt in der 59. Minute, schwach geschossen, halbhoch, in die Mitte, brachte sein in allen Belangen überlegenes Team um den Lohn. Nach Einschätzung von André Schürrle ist Aubameyang trotz dieser Pannenserie schon bald wieder der Alte: „Er war heute ein bisschen niedergeschlagen. Aber spätestens ab Morgen wird er wieder sein Lächeln haben – und am Wochenende wahrscheinlich ein, zwei Tore machen.“
Unmittelbar nach dem Elfmeter wurde Aubameyang ausgewechselt. Das werteten vielen Beobachter als Strafaktion des Dortmunder Trainers. Dieser Interpretation widersprach Thomas Tuchel vehement. „Das hatte rein sportliche Gründe und war keine erzieherische Maßnahme.“Weil der Torjäger nach seiner Rückkehr vom Afrika-Cup einen „körperlichen Rückstand“habe, sei man sich schon vor dem Anpfiff über eine Auswechslung Mitte der zweiten Halbzeit einig gewesen.
Immerhin konnten sich die Dortmunder damit trösten, nach der 1:2-Blamage in Darmstadt und den Schlagzeilen um die Sperrung der Südtribüne eine bemerkenswerte Reaktion gezeigt zu haben. „Das war eines unserer
„Von zehn solcher Spiele gewinnst du normalerweise neueinhalb.“Dortmunds Abwehrchef Sokratis zur 0:1-Niederlage in Lissabon
besten Spiele in dieser Saison“, befand Torhüter Bürki. „Wir haben nicht gut gespielt, sondern überragend gut gespielt“, sagte Tuchel. Doch weil auch andere BVB-Profis vor dem Tor Nerven zeigten, ging der Bundesliga-Vierte leer aus. Abwehrchef Sokratis haderte: „Von zehn solcher Spiele gewinnst du normal neueinhalb.“
Der verschwenderische Umgang mit Torchancen ist für die Dortmunder jedoch nicht wirklich neu. „Das Problem haben wir schon ein paar Wochen länger“, bekannte Sportdirektor Michael Zorc. „Wir haben Hertha im Pokal unnötig lange am Leben gelassen. Wir hätten RB Leipzig 5:0 abschießen müssen. Wir hätten in Bremen höher gewinnen müssen.“Und: „Auba hätte diesmal allein drei Dinger machen müssen.“Angesichts des unglücklichen Spielverlaufs brennen die Dortmunder auf Revanche am 8. März vor heimischer Kulisse. „Für solche Tage gibt es ein Rückspiel“, sagte Tuchel vor dem zweiten Duell mit dem portugiesischen Meister, der seine einzige Chancen durch Kostas Mitroglou (48.) eiskalt nutzte.
Nicht nur die unnötige Niederlage trübte die Freude der Dortmunder. Fans berichteten, Polizisten hätten sie „ohne Grund“mit Gummiknüppeln attackiert. Dazu sollen die Einlasskontrollen extrem lange gedauert haben.