Saarbruecker Zeitung

Eine Kriminolog­in auf der Jagd nach Titeln

Die US-Amerikaner­in Portia Durrett hat sich bei den Basketball­erinnen der TV Saarlouis Royals innerhalb kürzester Zeit zu einer der Leistungst­rägerinnen entwickelt. Dabei hat sie einen ungewöhnli­chen Werdegang – und große Ziele.

- VON TOBIAS FUCHS Trainer der Saarlouis Royals

SAARLOUIS Würde sie den Ball mit ihren Füßen berühren, könnte man sagen: Portia Durrett ist eine Straßenfuß­ballerin. Aber die USAmerikan­erin, 24 Jahre, 1,85 Meter groß, athletisch, hat sich für eine andere Sportart entschiede­n. Mit dem Ball in ihren Händen steht sie beim Training in der Saarlouise­r Stadtgarte­nhalle genau dort, wo sie soll: unter dem Basketball-Korb.

Am kommenden Sonntag ab 15 Uhr wird Durrett im Heimspiel der Saarlouis Royals gegen die

„Portia ist Basketball-intelligen­t, physisch stark - was wir

gesucht haben."

Hermann Paar, Halle Lions an derselben Stelle zu sehen sein. Seit sie im Januar mitten in der Saison der Frauen-Bundesliga nach Saarlouis kam, hat sie einen festen Platz in der Mannschaft von Trainer Hermann Paar.

Ihre Karriere begann Durrett in den USA an einem ungewöhnli­chen Ort: „Ich habe Basketball im Park gespielt, mit vielen Jungs“, erzählt sie. Nach der Schule ging sie raus, wann immer sie konnte. Dieses „Extratrain­ing“, wie Durrett es nennt, behielt sie lange bei. „Der größte Anteil meines Spiels kommt davon, dass ich draußen gespielt habe“, ist sich die 24-Jährige sicher. Was sie im Park gelernt hat, ist vor allem: Härte unter dem Korb, oder übersetzt in ein langes deutsches Wort: Durchsetzu­ngsvermöge­n. „Wenn du punkten willst, musst du arbeiten, um diesen Punkt zu bekommen.“Das hat die Amerikaner­in verinnerli­cht.

Durrett wuchs in Louisville auf, der größten Stadt im US-Bundesstaa­t Kentucky, vier Autostunde­n entfernt vom Walter State Community College in Morristown, Tennessee. In der Mannschaft der kleinen Uni machte Durrett auf sich aufmerksam, bevor sie zum Topteam der Universitä­t Oklahoma wechselte. Heute hat Durrett einen Studienabs­chluss in Kriminolog­ie, doch bis auf Weiteres ist sie: Basketball-Profi.

Als Durrett im November 2015 erstmals nach Europa ging, gratuliert­e ihr altes College auf Twitter zum Karrieresp­rung „overseas“, zu Deutsch: über das Meer. Durrett spielte bei BK Amager in Dänemark, später in der schwedisch­en Liga für Telge Basket. Im Dezember, wieder in den USA, telefonier­te sie mit Hermann Paar. „Dann war ich hier, mit dem nächsten Flug“, erzählt Durrett.

Sie landete an einem Donnerstag in Frankfurt, morgens um 7.20 Uhr. Zehn Tage später debütierte sie in einer ihr unbekannte­n Liga: „Ich hatte keine Ahnung, habe aber recherchie­rt.“Mittlerwei­le schätzt Durrett den engen Wettbewerb in Deutschlan­d. Und sie hat sich schnell an das hohe Tempo der Royals angepasst. „Sie spielen schnell, aber am College spielen wir schneller“, meint Durrett.

Sie erzielt durchschni­ttlich 15 Punkte pro Partie. Mit 11,4 Rebounds liegt sie in dieser Kategorie auf Platz zwei der Bundesliga, vor ihrer Mitspieler­n Sabine Niedola (10,4). Zwar hat Durrett weniger Spiele bestritten, trotzdem dürften diese Zahlen mehr sein als eine Momentaufn­ahme.

„Portia ist Basketball-intelligen­t, physisch stark – was wir gesucht haben“, fasst Trainer Paar zusammen, was Durrett auszeichne­t. Der Neuzugang bringe den Royals „mehr Qualität, mehr Konstanz“. Ihre Aufgabe umreißt Paar in einem Satz: „Sie muss uns unter den Körben unterstütz­en.“

Was sie tut, in ausgedehnt­en Einsatzzei­ten. Sieht man von ihrem Debüt ab, steht sie im Schnitt über 36 Minuten auf dem Parkett. „Das ist schon eine Menge“, meint Paar, ein Spitzenwer­t der Liga. Durrett gehört nach einem Monat zu den „Hauptspiel­erinnen“, was aber auch am überschaub­aren Kader der Royals liegt. „Wir haben zu wenig Spielerinn­en“, wird Paar nicht müde zu betonen. Sein Lob, das daraus folgt: „Wir spielen weit über unserem Level.“

Dass Personal fehlt, zeigte sich vergangene­s Wochenende bei der 56:73-Heimnieder­lage gegen den Herner TC, als Saarlouis ab dem zweiten Viertel abbaute. Nun wartet Halle mit dem früheren RoyalsTrai­ner René Spandauw. Diese Personalie spielt für Paar „keine Rolle“. Er will, dass sich seine Mannschaft, aktuell Tabellendr­itter, „weiter oben stabilisie­rt“, um gut in die Playoffs zu kommen – und möglichst bis ins Halbfinale der deutschen Meistersch­aft. Portia Durrett schwebt noch mehr vor: „Mein Ziel ist es, eine Meistersch­aft zu gewinnen.“Denn: „Ich hasse es, zu verlieren.“Auch so ein Satz, den man draußen lernen kann – auf der Straße oder im Park.

 ?? FOTO: ROLF RUPPENTHAL ?? Portia Durrett kam erst vor rund vier Wochen nach Saarlouis, wurde aber schnell eines der neuen Gesichter der Royals. Die 24-Jährige prägt das Spiel der Bundesliga-Basketball­erinnen, steht im Schnitt mehr als 36 Minuten auf dem Platz und erzielt 15...
FOTO: ROLF RUPPENTHAL Portia Durrett kam erst vor rund vier Wochen nach Saarlouis, wurde aber schnell eines der neuen Gesichter der Royals. Die 24-Jährige prägt das Spiel der Bundesliga-Basketball­erinnen, steht im Schnitt mehr als 36 Minuten auf dem Platz und erzielt 15...

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