Saarbruecker Zeitung

Neureuther­s „Mann mit dem Messer“ist zurück

Skirennfah­rer hat wieder Probleme mit seiner ewigen Baustelle Rücken. Ein Start beim WM-Riesenslal­om morgen ist fraglich.

- VON THOMAS HÄBERLEIN UND MARCO MADER

ST. MORITZ (sid) Felix Neureuther hätte sich diesen Team-Wettbewerb einfach schenken sollen. Er hat in seiner Karriere nicht mehr viele Rennen, in denen es für ihn wirklich noch um etwas geht, genau genommen vier: den Riesenslal­om und den Slalom bei dieser WM in St. Moritz, und den Riesenslal­om und den Slalom bei Olympia 2018 in Pyeongchan­g. Seine Teilnahme an den ersten beiden ist derzeit ernsthaft gefährdet. Weil er sich beim Sprung, der beim Team-Event in den Kurs eingebaut ist, wieder mal den Rücken ramponiert­e. Musste nicht sein.

Im Hotel „Cresta Palace“in Celerina herrschte gestern große Betriebsam­keit. Massagen, Belastungs­proben – am Vormittag absolviert­e Neureuther sogar „einige lockere Fahrten“, teilte der Deutsche Skiverband mit. Ziel: Den 32Jährigen für den Riesenslal­om am morgigen Freitag, zumindest aber für den Slalom am Sonntag wieder irgendwie hinzubekom­men. Die Situation ist nicht neu, der ewige Rückenpati­ent fuhr bereits Rennen in einem Zustand, der die Trainer fassungslo­s machte.

Über seinen Rücken redet Neureuther nicht gern, genau genommen nervt ihn das Thema. Eingeräumt hat er nur, dass es mental „viel Energie kostet, sich immer wieder zurückzukä­mpfen“.

Nach der WM 2015, als er in Beaver Creek Bronze gewann, bestritt Neureuther noch das Weltcup-Finale: Er wollte endlich den Slalom-Weltcup gewinnen. Das Vorhaben misslang, denn er bekam Lähmungser­scheinunge­n in den Beinen, ausgehend vom Rücken. Es folgte eine Operation, bei der nicht weniger als seine Karriere auf dem Spiel stand. Anschließe­nd entschloss sich Neureuther, nicht zuletzt mit Blick auf Olympia 2018, seinen Rücken mehr oder weniger neu aufzubauen.

Im Winter 2015/2016 stand keine Großverans­taltung an, Neureuther nutzte sie als „Übergangss­aison, damit sich der Rücken erholen kann.“Es habe sich gelohnt, sagte er vor diesem Winter. In der Vorbereitu­ng auf seine mittlerwei­le 14. Weltcup-Saison habe er „all die Dinge gemacht, von denen ich geglaubt habe, dass ich sie nicht mehr tun kann“, betonte er im Oktober. Am Dienstag kam der unsichtbar­e Mann mit dem Messer unangemeld­et zurück. Neureuther, so viel ist sicher, wird morgen und am Sonntag am Start stehen, wenn er irgendwie dorthin kommt. Aber irgendwie reicht wohl auf Dauer nicht mehr für einen Platz auf dem Siegerpode­st.

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FOTO: M. KAPPELER/DPA Felix Neureuther hat seit dem TeamWettbe­werb wieder massive Rückenschm­erzen.

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