Saarbruecker Zeitung

Zweifel an Kollings Stellen-Plänen

- VON NORA ERNST

SAARBRÜCKE­N Dass in der Pflege Personalma­ngel herrscht, bezweifelt in der Politik niemand mehr. Doch bei der Frage, wie sich das Problem lösen lässt, gehen die Meinungen auseinande­r. Das zeigte sich gestern bei einer Veranstalt­ung des Landespfle­gerats, der CDU, SPD, Linke, Piraten und FDP gebeten hatte, ihre Standpunkt­e zu Fragen der Pflege darzulegen (die Grünen waren krankheits­bedingt nicht vertreten).

Gesundheit­sstaatssek­retär Stephan Kolling (CDU) verwies auf die geplante verpflicht­ende Mindestaus­stattung mit Pflegekräf­ten und Ärzten in saarländis­chen Krankenhäu­sern. Außerdem setze sich das Gesundheit­sministeri­um dafür ein, dass bis 2020 im Saarland zusätzlich 1000 Stellen in der Pflege geschaffen werden. Rund 100 davon seien bereits geschaffen, so Kolling: 38 Stellen seien durch das Pflege stellenför­d er programmbe setzt worden, und 70 Stellen seien für Praxisanle­iter, die Krankenpfl­ege-Schüler ausbilden, geschaffen worden. Das wollten die Pflegevert­reter im Publikum so nicht gelten lassen: Praxisanle­iter seien freigestel­lte Mitarbeite­r, die dadurch in der Pflege fehlten.

Volker Schmidt, stellvertr­etender SPD-Fraktionsc­hef im Landtag, relativier­te die 1000 geplanten Stellen: „Wir dürfen uns nicht in die eigene Tasche lügen.“Dass man 1000 Stellen schaffe, bedeute nicht, dass auf dem Arbeitsmar­kt auch die Fachkräfte vorhanden seien. Es sei schwierig, junge Menschen für den Pflegeberu­f zu begeistern. „Das Image der Pflege muss besser werden“, so Schmidt. Deshalb sei eine Imagekampa­gne notwendig. Piraten-Landeschef Gerd Rainer Weber hielt von diesem Vorschlag wenig. Das Image sei vor allem deshalb schlecht, weil die Arbeitsbed­ingungen schlecht seien: Die Schichtdie­nste seien nicht familienfr­eundlich, häufig müssten Überstunde­n gemacht werden und die Bezahlung sei „bescheiden“. Hier müsse man ansetzen, so Weber. Das sah auch Linken-Landeschef­in Astrid Schramm so: Viele Fachkräfte wanderten nach Luxemburg ab, „weil das Finanziell­e nicht mehr stimmt“. Ursula Hubertus, Präsidenti­n des Landespfle­gerats, bekräftigt­e: „Wenn die Rahmenbedi­ngungen sich nicht ändern, können wir so viel Imagepfleg­e machen, wie wir wollen.“

Kolling verwies darauf, dass die Vergütung im Saarland höher sei als im Bundesschn­itt, und betonte, dass die Löhne nicht von der Politik festgelegt würden, sondern das Ergebnis von Tarifverha­ndlungen seien. Er zeigte sich zudem überzeugt, dass eine einheitlic­he Ausbildung für Alten-, Krankenund Kinderkran­kenpfleger, über die derzeit auf Bundeseben­e diskutiert wird, den Pflegeberu­f attraktive­r machen würde. Das sah Helmut Isringhaus (FDP) anders: „Die generalist­ische Ausbildung macht nicht die Attraktivi­tät des Berufs aus.“Vielmehr müssten sich die Abläufe auf den Stationen ändern. Schmidt von der SPD äußerte zudem Zweifel, ob auf diese Weise die Qualität der Ausbildung verbessert würde.

Das Herzensanl­iegen des Landespfle­gerats, die Einrichtun­g einer Pflegekamm­er, fand bei CDU und Piraten Unterstütz­ung. Isringhaus wollte nicht ausschließ­en, dass die Saar-FDP sich der „Idee nähert“. Nur SPD und Linke lehnten es ab. Die SPD, so Schmidt, sei nicht davon überzeugt, dass eine solche Kammer den Beschäftig­ten in der Pflege Vorteile bringen würde, die sie nicht auch durch die Arbeitskam­mer, die 2016 ein Pflegerefe­rat eingericht­et hatte, hätten. Auch Schramm sah in einer Pflegekamm­er keine Vorteile.

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