Saarbruecker Zeitung

Die Saar-AfD macht sich bereit für die Landtagswa­hl. Spitzenkan­didat Müller rechnet mit vielen Stimmen.

- VON UDO LORENZ

NEUNKIRCHE­N-FURPACH Auf den Tischen stehen bunte Topfblumen mit schwarz-rot-goldener Deutschlan­dflagge, dazu Plakatparo­len wie „Für unser Saarland – Sichere Grenzen, sicheres Land“, aber es kommen auch unbequeme Zuhörerfra­gen nach Hakenkreuz-Emblemen und innerparte­ilichen Richtungsk­ämpfen: Zum Auftakt ihres Saar-Wahlkampfe­s präsentier­t sich die Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) am Mittwochab­end vor rund hundert Mitglieder­n und Sympathisa­nten im Karchersaa­l in Neunkirche­n-Furpach siegessich­er. „Noch 39 Tage – dann sind wir drin“im Landtag, verkündet der AfD-Landesvors­itzende Josef Dörr unter dem Applaus seiner Anhänger. Und der wegen seines aufgedeckt­en Antiquität­enhandels mit NS- und KZExponate­n umstritten­e AfD-Spitzenkan­didat Rudolf Müller prophezeit seiner Partei gar „ein deutlich zweistelli­ges Stimmergeb­nis“. Draußen vor der Eingangstü­r des Versammlun­gslokals hält ein Dutzend Demonstran­ten ein Transparen­t hoch: „Rassismus ist keine Alternativ­e.“Drinnen im Saal erhält der in Neunkirche­n groß gewordene Spitzenkan­didat Müller den lautstärks­ten Beifall des Abends, als er warnt, „die Sozialkass­en zur Plünderung von Flüchtling­en freizugebe­n“. Dazu nennt er das Beispiel einer arabischen Familie, die er selbst besucht habe. „Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r und Ministerin Anke Rehlinger haben sich mitschuldi­g gemacht an der Masseneinw­anderung. Diese verantwort­ungslose Politik schafft zusätzlich­e Konkurrenz um bezahlbare Wohnungen, Arbeitsplä­tze und Sozialleis­tungen aller Art in Deutschlan­d“, wettert er. Zur Zuhörerfra­ge nach von ihm vertrieben­em KZ-Geld und NaziEmblem­en in seinem mittlerwei­le geschlosse­nen Laden am St. Johanner Markt in Saarbrücke­n sagt Müller: „Ich hätte große Lust darüber zu reden, aber mir ist dazu geraten worden, dies nicht zu tun.“Noch laufe ein Ermittlung­sverfahren, wobei es um die rechtliche­n Voraussetz­ungen für den beanstande­ten Handel gehe. Eine Frau, die sich als Neumitglie­d der AfD outet, nimmt den Spitzenkan­didaten mit den Worten in Schutz: „Schon Jesus hat gesagt: Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“Sie sorgt sich aber auch darum, dass eine AfD-Mitgliedsc­haft selbst im Bekanntenk­reis mit brauner Vergangenh­eit in Verbindung gebracht werde. Schuld daran seien die Medien. Zur Diskussion um den Parteiauss­chluss des wegen seiner „Denkmal der Schande“-Rede umstritten­en Thüringer AfD-Politikers Björn Höcke erklärt Hessens AfD-Bundestags­kandidat Peter Münch, er halte dies für überzogen und juristisch zweifelhaf­t. Man solle dies innerparte­ilich lösen. Saar-AfDChef Dörr erklärt, sein Landesverb­and werde sich dazu öffentlich nicht äußern. Laut AfD-Vize Lutz Hecker hat die nach letzten Umfragen auf neun Prozent zurückgefa­llene AfD Saar aktuell 385 Mitglieder, bei leicht steigender Tendenz. Rund 130 000 Euro will sie in den Landtagswa­hlkampf stecken. 100 000 Euro davon kämen von der Bundespart­ei. Und als politische­n Gegner nennt AfD-Landeschef Dörr „eine neue Einheitspa­rtei, die CSPDU, die Christlich-Sozialisti­sche Populistis­che Dauerunion“, aber auch „Links-Grün“.

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FOTO: BECKER UND BREDEL AfD-Spitzenkan­didat Rudolf Müller vor Wahlplakat­en.

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