Hartnäckigster Gegner waren Erkältungen
Ein offener Wettbewerb erhöhte die Qualität der Karate-Saarlandmeisterschaften. Doch nicht alle Sportler waren topfit.
BOUS In der Bouser Südwesthalle gibt Weiß den Ton an. 184 Karateka aus 46 Vereinen und fünf Ländern zeigen auf den drei Matten vollen Einsatz. Zum ersten Mal wurden die Karate-Saarlandmeisterschaften für alle Altersstufen offen ausgeschrieben. „Das hat sich gelohnt“, sagt Stefan Louis, der Präsident des Saarländischen Karate-Verbands (SKV ): „Dadurch haben wir nicht nur ein enormes Plus an Teilnehmern, auch die Qualität hat sich erhöht. Unsere Sportler können sich so mit stärkeren Gegnern messen.“Und das ist mit Blick auf eines der Nahziele für viele, die deutschen Meisterschaften der Leistungsklasse im April in Neumünster, von Vorteil.
Für Lucas Rietheimer, Joshua Chill (beide vom SV Alschbach) und Matthias Balzert (Karate Dojo Köllerbach) steht die Kata, der Kampf gegen einen imaginären Gegner, aber unter keinem guten Stern: Alle drei sind krankheitsbedingt geschwächt. „Ich habe im Training alles gegeben, um topfit zu sein. Kurz vorher hat es mich dann erwischt. Wäre ich fit gewesen, hätte es wohl fürs Treppchen gereicht“, sagt Balzert.
So aber ist für ihn wie auch für Reitheimer und Chill in der KataLeistungsklasse, dem mit 19 Startern größten Feld in Bous, im Viertelfinale Schluss. Chill erreicht in der U 21 noch das Finale, wo der Doppelsieger bei Jugend und Aktiven, Melih Altuntas (Budokan Kaiserslautern), aber eine Nummer zu groß ist. Bei der deutschen Meisterschaft wollen die Saarländer eine gute Rolle spielen. Vor allem mit der Mannschaft: „Da habe ich größere Hoffnung als im Einzel. Letztes Jahr waren wir Fünfte. Mein Ziel wäre das kleine Finale.“
Mit dem kleinen Finale muss in Bous Franziska Recktenwald vom Shotokan Saarwellingen vorlieb nehmen. Im Kumite, dem Kampf gegen echte Gegner, verliert sie das U 21-Halbfinale der 68-Kilogramm-Klasse gegen Carolin Schmidt aus Schwenningen mit 7:8. „Im ersten Kampf habe ich schöne Techniken zeigen können. Jetzt lief es nicht optimal, ich habe zu viele Konter kassiert. Ich hoffe, dass es in der Leistungsklasse besser läuft“, sagt die 19-Jährige. Das gelingt: Recktenwald revanchiert sich später bei Schmidt, verliert erst das Finale gegen Angelique Migule (Esslingen) und holt zudem in der Mannschaft mit Shirin Sayad und Anna Wirbel einen von fünf Titeln für Saarwellingen.
Auch das ausrichtende Karate Dojo Bous darf sich über Edelmetall freuen: Maximilian Ehmke verliert zwar das U16-Finale (bis 52 Kilogramm) gegen Alessio Filice aus Saarwellingen, ist aber zufrieden: „Ich war sehr aufgeregt. Dafür lief es sehr gut“, sagt der 13Jährige, der über eine Schul-AG zum Karate kam: „Ich war erst nicht interessiert.“Heute will er seinen Sport nicht mehr missen – und hofft nun auf ein gutes Abschneiden bei der deutschen Jugend-Meisterschaft im kommenden Juni. „Ein guter Platz und alles abrufen, was ich im Training gelernt habe“, formuliert er sein Ziel. Das versuchten auch die vielen anderen Karateka in Bous, wo Shotokan Saarwellingen mit 20 Medaillen erfolgreichster Verein vor dem TV St. Wendel wurde.
Die Landestrainer zogen eine positive Bilanz. Kata-Trainer Arthur Hannibal meinte: „Ich bin mit den Leistungen der Saar-Athleten zufrieden. Ein Dorn im Auge ist, dass viele krankheitsbedingt geschwächt waren. Aber bis zur deutschen Meisterschaft ist noch Zeit.“Manfred Schlicher, Landestrainer Kumite Jugend, sagte: „Wir sind vor allem in der U 16 und der U 21 stark besetzt, haben da einige Sportler, die deutschlandweit zur erweiterten Spitze zählen. “