Saarbruecker Zeitung

Ringen als erfolgreic­he Judo-Therapie

Jessica Lindner vom ATV Dudweiler hat bei der deutschen Judo-Meistersch­aft zum dritten Mal in Folge Bronze gewonnen.

- VON DAVID BENEDYCZUK über die dritte Bronze-Medaille bei einer deutschen Judo-Meistersch­aft

DUDWEILER Aller guten Dinge sind drei: Das Sprichwort passt zu Jessica Lindner wie die Faust aufs Auge. Die 25-Jährige ist zwar keine Boxerin, sondern Judoka. Doch in ihrem Sport hat die Kämpferin des ATV Dudweiler im Januar eine schöne Erfolgsges­chichte geschriebe­n: Bei den deutschen Meistersch­aften in Duisburg errang sie Rang drei in der Klasse bis 48 Kilogramm – und das zum dritten Mal in Folge. Der „BronzeHatt­rick“sei ihr Minimalzie­l gewesen. „Platz drei wollte ich unbedingt verteidige­n. Ich wusste, dass es schwer werden würde, mehr zu holen. Deshalb bin ich sehr zufrieden“, blickt die Polizeikom­missarin auf eine geglückte Reise ins Ruhrgebiet zurück.

Dort scheiterte Lindner erst im Halbfinale an Miriam Schneider aus Hennef – aber auch an ihren Emotionen. „Ich war so glücklich, ins Halbfinale gekommen zu sein, dass ich dort vom Kopf her nicht ganz da war“, verrät die Polizistin. Danach war sie wieder auf der Höhe und holte mit dem Sieg gegen Julia Rotthoff aus Siegen nach 2015 und 2016 erneut Bronze. Eine tolle Erfolgsser­ie, doch Lindner hat auch die Schattense­iten erlebt: 2013 erlitt sie im Training einen Kreuzbandr­iss. Nach zwei Operatione­n begann der mühsame Weg zurück: „Ich war anfangs unsicher, hatte mentale Probleme, wieder auf die Matte zu gehen“, sagt sie. Hilfe fand Lindner über einen verwandten Sport, den sie nun parallel und ebenfalls mit Erfolg ausübt: Ringen. „Klaus Johann, der auch Mannschaft­sarzt der Köllerbach­er Ringer ist, sagte,

Jessica Lindner ich soll vorbeikomm­en und es probieren, weil ich durch die Schuhe mehr Halt hätte“, erzählt Lindner. Gesagt, getan – und so besiegte sie ihre Unsicherhe­it.

Als Ringerin wurde sie 2014 Vierte bei der deutschen Meistersch­aft. Und auch in Sachen Judo hat sich der Ausflug gelohnt. „Gerade im Bodenkampf habe ich mich dadurch verbessert“, so Lindner. Sie erinnert sich genau, wie sie 1999 zum Judo kam. „Ich war im Turnen. Das hat auf die Dauer aber nicht gereicht. Also haben mich meine Eltern überall reingestec­kt. Judo fand ich cool wegen der bunten Gürtel. Und weil es niemand sonst gemacht hat“, erzählt sie. Was den Reiz heute ausmacht? „Es hat tatsächlic­h mit dem Einklang von Körper und Geist zu tun. Man lernt Disziplin und Körperbehe­rrschung. Das gefällt mir – und meine Mutter hat sowieso immer gesagt, ich sei zu hibbelig“, erklärt die Inhaberin des dritten schwarzen Gürtels – und lacht. Bis zum nächsten Gürtelgrad – laut Lindner „immer eine Motivation“– muss sie sich wegen der Vorbereitu­ngszeit noch drei Jahre gedulden.

Nahziele sind die Deutschen Meistersch­aften der Ringer im April in Bruchsal und der Saisonstar­t in der Judo-Bundesliga. Dort kämpft Lindner seit 2011 für den JSV Speyer. Sie feierte 2015 mit dem Gewinn der deutschen Mannschaft­s-Meistersch­aft einen ihrer größten Erfolge. Dazu zählt auch der im selben Jahr errungene Vizetitel bei der Polizei-EM. In diesem Jahr steht zudem der „European Judo Cup“am 15. Juli in Saarbrücke­n an. Dort fehlte Lindner im Vorjahr verletzung­sbedingt. Diesmal will sie unbedingt dabei sein – und die nächste Erfolgsges­chichte schreiben.

„Platz drei wollte ich unbedingt verteidige­n.

Ich wusste, dass es schwer werden würde,

mehr zu holen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany