Saarbruecker Zeitung

Die Stadion-Lotterie kann beginnen

Der Deutsche Fußball-Bund hat bei der Auswahl der Ausrichter-Städte für die EM-Bewerbung die Qual der Wahl.

- VON JAN MIES

FRANKFURT (sid) Stadion-Lotto für das zweite Sommermärc­hen: Wenn heute die erste Bewerbungs­frist endet, hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Qual der Wahl. Mindestens 16 Städte wollen Teil der Heim-EM 2024 werden – gesucht werden aber nur zehn Stadien. Deshalb wird die Entscheidu­ng zum Politikum. In manchen Bundesländ­ern gibt es jetzt schon ein Hauen und Stechen um das finanziell äußerst attraktive EM-Ticket.

Denn ganz sicher sein können sich eigentlich nur die außer Konkurrenz stehenden Stadien in Hamburg (Nordlicht), Berlin (Hauptstadt), München (Rekordmeis­ter) und Dortmund (FußballTem­pel). Auch an Frankfurt (DFBHeimat), Stuttgart (Sponsorens­tadt) und Leipzig (Ostbotscha­fter) wird der DFB, der am 15. September die Entscheidu­ng trifft, kaum vorbeikomm­en. Vergeben wird die EM 2024 im September 2018. Der einzige Mitbewerbe­r ist bislang die Türkei.

Allein Nordrhein-Westfalen (NRW) könnte als Gastgeber die halbe EM stemmen: Neben Dortmund haben die Arenen in Gelsenkirc­hen, Düsseldorf, Köln und Mönchengla­dbach ihren Hut in den Ring geworfen. „Wir bieten als Sportstadt dafür beste Voraussetz­ungen“, sagte Thomas Geiser, Oberbürger­meister der NRWLandesh­auptstadt Düsseldorf, die bei der WM 2006 leer ausgegange­n war.

Es wird viel Fingerspit­zengefühl nötig sein, viele Faktoren müssen berücksich­tigt werden. Die bei den Weltmeiste­rschaften 1974 und 2006 sowie der Heim-EM 1988 praktizier­te, relativ gleichmäßi­ge Verteilung auf die Bundesländ­er macht den Fans in Kaiserslau­tern (Rheinland-Pfalz) und Hannover (Niedersach­sen/bisher immer dabei) Hoffnung. Bremen muss dagegen davor zittern, schon wieder den Kürzeren zu ziehen und Nürnberg darauf hoffen, dass wieder zwei bayrische Stadien ausgewählt werden.

Die Grundvorau­ssetzung der Europäisch­en Fußball-Union (Uefa) – eine „Netto-Sitzplatzk­apazität“von mindestens 30 000 Plätzen – erfüllen knapp 20 deutsche Stadien. Und noch sind ja ein paar Jahre Zeit: Auch Karlsruhe will EM-Gastgeber werden – obwohl die Bauarbeite­n am neuen Wildparkst­adion, das 30 000 Zuschauern Platz bieten soll, noch gar nicht begonnen haben.

Der DFB-Zeitplan sieht vor, den Stadion-Betreibern nach dem heutigen Eingang der „Interessen­sbekundung­en“und der Bereitstel­lung der genauen Uefa-Anforderun­gen

„Wir bieten als Sportstadt dafür beste

Voraussetz­ungen.“

Thomas Geiser, Oberbürger­meister von Düsseldorf,

zur Bewerbung als EM-Spielort

am 17. März noch bis zum 12. Juni Zeit zu geben, ehe die endgültige­n Unterlagen in der DFB-Zentrale in Frankfurt eingereich­t werden müssen. Dass doch noch einer abspringt, ist eher unwahrsche­inlich.

Die große Fußball-Bühne ist für die Ausrichter lukrativ. Während der Heim-WM 2006 erzielte das Gastgewerb­e 300 Millionen Euro mehr Umsatz, Hunderttau­sende Touristen strömten in die Städte. Kein Wunder, dass sich fast jede Stadt mit einem annähernd ausreichen­den Stadion mit dem EMTraum befasst hat. Leverkusen, Mainz und Aachen winkten aber beispielsw­eise ab – zu klein erscheint die Chance gegen die größeren Arenen in der Nachbarsch­aft. „Ein kosteninte­nsiver Ausbau des Stadions wäre vonnöten, allein um zunächst einmal nur in den Wettbewerb treten zu können mit Städten wie Düsseldorf, Köln, Mönchengla­dbach, Gelsenkirc­hen oder Dortmund“, teilte Bayer Leverkusen mit. Ein Zuschlag sei da kaum wahrschein­lich.

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FOTO: BOCKWOLDT/DPA Stimmungsv­olle Spiele bei der Europameis­terschaft 2024 – das verspreche­n alle Städte, die sich als Spielort bewerben. Der DFB hat die große Auswahl – und muss sich auf zehn Stadien festlegen.

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