Saarbruecker Zeitung

Saarland verschärft Kampf gegen Pkw-Maut

Saarbrücke­n und Mainz starten im Bundesrat eine Initiative gegen die Straßengeb­ühr. Neue Argumente liefert ein aktuelles Gutachten des Bundestage­s.

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SAARBRÜCKE­N (SZ/dpa/afp) Das Saarland und Rheinland-Pfalz bringen kommende Woche im Bundesrat einen Antrag gegen den Gesetzentw­urf zur seit Jahren umstritten­en Pkw-Maut ein. Die sogenannte Infrastruk­turabgabe baue „Schranken zwischen Deutschlan­d und seinen europäisch­en Nachbarn auf“, heißt es in dem Antrag, der dem Verkehrsau­sschuss der Länderkamm­er vorgelegt werden soll. „Leidtragen­de sind Grenzregio­nen wie das Saarland, in denen Handels- und Alltagsbez­iehungen die europäisch­e Idee mit Leben füllen“, erklärte die saarländis­che Verkehrsmi­nisterin Anke Rehlinger (SPD). Die Abgabe bleibe auch mit den von der EU geforderte­n Änderungen im Gesetz „eine Belastung für die grenzübers­chreitende Zusammenar­beit“, betonte sie.

Nach einem Bericht des „Spiegel“wird im Bundesrat damit gerechnet, dass der Antrag aus Saarbrücke­n und Mainz eine Mehrheit findet. Weil es sich um ein Einspruchs­gesetz handelt, könnten die Länder die Maut zwar nicht verhindern, das Verfahren aber in die Länge ziehen – bei einer Anrufung des Vermittlun­gsausschus­ses auch bis zur Bundestags­wahl.

Das Bundeskabi­nett hatte Ende Januar Änderungen der Mautgesetz­e auf den Weg gebracht. Damit wird ein Kompromiss umgesetzt, den Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) mit der EU-Kommission erzielt hatte. Allerdings kommt ein gestern bekannt gewordenes Gutachten des Wissenscha­ftlichen Dienstes des Bundestags zu dem Schluss, dass auch die überarbeit­ete Version gegen EU-Recht verstößt.

Die Abgabe stelle vermutlich eine „mittelbare Diskrimini­erung“ausländisc­her Autofahrer dar, heißt es in dem Papier. Die Opposition fordert daher das sofortige Aus für das Gesetzesvo­rhaben. „Egal, was Dobrindt auch versucht: Die absurde Idee einer Maut, bei der am Ende nur Ausländer zahlen sollen, ist eine Diskrimini­erung“, sagte der Grünen-Politiker Oliver Krischer, der das Gutachten in Auftrag gegeben hatte. Sein saarländis­cher Parteikoll­ege Markus Tressel verlangte, den „MautWahnsi­nn“zu stoppen: „Dobrindt kann sich winden, wie er möchte, seine PkwMaut bleibt diskrimini­erend, europarech­tswidrig und – gerade für die Grenzregio­nen – wirtschaft­sfeindlich.“Deutlich Worte hatte zuvor bereits auch Rehlinger gefunden. Es sei „längst überfällig“, dass Bundeskanz­lerin Angela Merkel den „Maut-Murks“beende und zu ihrem Wort stehe. „Sie persönlich hatte im Jahr 2013 zugesicher­t, dass es nicht zu einer Einführung der Maut kommen wird. Merkel muss endlich von ihrer Richtlinie­nkompetenz Gebrauch machen und das Thema beenden“, sagte Rehlinger. Dobrindt widersprac­h allen Kritikern vehement. „Die Maut kommt, sie ist gerecht und europarech­tskonform“, erklärte er.

„Leidtragen­de sind Grenzregio­nen wie das Saarland.“

Anke Rehlinger

Saar-Verkehrsmi­nisterin

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